Beschlusz eines Schreibens, welches er einmahl an seine Magdalis ergehen lies

[89] Die Zeit kan alles möglich machen;

Drum faße dich nur mit Gedult!

Der Himmel blizt, die Spötter lachen;

Getrost, es ist nicht unsre Schuld.


Der Anfang unsrer reinen Liebe

Ist Unruh, Unglück, Hohn und Pein,

Das Mittel ist nicht minder trübe,

Doch soll das Ende lustig seyn.


So lebe wohl, du edles Herze,

Und denck an deinen Philimen!

Er wandert jezt mit herbem Schmerze

Und möchte fast vor Angst vergehn.


Dies, was ihn stärckt, das sind die Küße,

Womit du ihn vorher versehn.

Die Post ist da, mein Kind, ich schließe:

Gott laße deinen Wuntsch geschehn!

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Leipzig 1930, S. 89-90.
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