An eben dieselbe

[113] Ach, was ist das vor ein Leben,

Niemahls recht verliebt zu seyn!

Nichts kan Trost im Unglück geben

Als ein Kuß voll süßer Pein.


Reizt mich nicht an große Tittel

Oder rühmt mir etwan Geld;

Schöne Redligkeit im Kittel

Ist mein höchstes Gut der Welt.


Neider fluchen, Spötter kräncken,

Alles hof ich auszustehn,

Läst mich nur dein Angedencken

Auf den Hofnungsrosen gehn.


Nach dem Hauche deiner Lippen

Geht der Sehnsucht schneller Kahn:

Ist die Lieb ein Meer voll Klippen,

Nimm nur mich zum Ancker an!

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Leipzig 1930, S. 113-114.
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