[Corvin, der vor der Zeit der Biebel Blumen stahl]

[320] [320] [Auf des Corvinus reifere Früchte der Poesie].


Corvin, der vor der Zeit der Biebel Blumen stahl

Und . . . . . . das Haupt der Geilheit mit zu schmücken,

Erschien jezt am Parnaß und in des Phoebus Saal

Und lies den Korbvoll Obst von reifen Früchten blicken.

Wie nun die Mägdgen stets am ersten lüstern sind,

So kam die Musenschaar mit Vorwiz hergelaufen,

Um was . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zu kaufen.

Jedoch ihr Appetit lies hier . . . . . ziemlich blind;

Denn als sich nach und nach . . . . . . . . . . bißen,

Verlor sich der Geschmack, und keine konte wißen,

Von was vor Land und Art . . . . . . . . . . . wär.

Die eine rieth . . . . . . . und sprach von ohngefehr,

Es müßen Mispeln seyn, und zwar aus diesem Grunde,

Dieweil sie außen Stroh und innen Steine fand.

Thalia ist schon längst durch ihren Hohn bekand,

Und darum sprach sie gleich mit . . . . . . Munde:

Was braucht es denn hierfür der Gründe viel und fein?

Ich fühl, es werden nichts als Plapperbeeren seyn.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 4, Leipzig 1935, S. 320-321.
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