[Brich an, erfreutes Licht, las deine Freudenstunden]

[7] [7] Als der hoch- und wohlgebohrne Herr, Herr Wolf George von Bock und Polach sein hohes Nahmensfest den 23. April. a. 1712. erfreulichst begieng.


Brich an, erfreutes Licht, las deine Freudenstunden

Mit angenehmer Pracht an diesem Morgen sehn;

Da sich des Jahres Kern, der Frühling, eingefunden,

So müßen von nun an nur Zephyrlüfte wehn.

Dein Glanz, beglückter Tag, dein angenehmes Wesen

Fährt mit vollkommner Lust in meine Thäler ein,

Es heist mich Opferholz zu seinem Feste lesen

Und auf den Danckaltar geweihte Myrthen streun.

Ich könte hier gar viel von alten Opfern schreiben,

Die Rom und Griechenland den Göttern dargebracht,

Doch muß ich diesesmahl bey meinem Zwecke bleiben,

Den mein Gehorsam mir und meine Pflicht gemacht.

Erlaube, Gnädigster, dies kürzlich aufzusezen,

Was meine Danckbarkeit und den Gehorsam zeigt,

Ich wollte, könt ich nur, den Tag in Marmor äzen,

Ich wollte, wäre mir der Himmel nur geneigt,

Auch selbst der Ewigkeit die Wohlthat einverleiben,

Die mir dies hohe Haus zu jeder Zeit erweist;

Doch will ich selbige tief in mein Herze schreiben,

Aus welchem sie niemahls der Zeiten Wechsel reißt.

Mich lehrt Thalia zwar vor dich zu schlechte Lieder,

Und mein geringer Geist kennt nur der Einfalt Eiß;

Doch tröstet deßen sich die stumpfe Feder wieder,

Daß sie von Schmincke nicht noch Heuchelworten weis.

Dies Opfer, so mein Kiel vor diesesmahl will bringen,

Soll blos ein heißer Wuntsch in schlechten Worten seyn,

Der Höchste laße ihn nur durch die Wolcken dringen,

Es gehe deßen Kraft mir selbst durch Marck und Bein:

Gott wolle, Gnädigster, vor Dero Wohlseyn wachen,

Damit kein Ungemach uns unsre Freude stört,

Er wolle diesen Tag stets viel beglückter machen,

Daß man an ihm von Lust und lauter Freude hört.[8]

Es soll dies hohe Haus noch viele Jahre blühen,

Dem schon das Alterthum, der ahnenvolle Schild,

Der keinen Wandel kennt, den Nachruhm hat verliehen:

Es bleibe jedermann ein wahres Tugendbild.

Der Herr, der alles kan, vermehre Dero Jahre

Und seze selben was von meinen Tagen bey,

Damit ein jeglicher noch mit der Zeit erfahre,

Daß hier des Herren Hand und Stärcke mächtig sey.

Er ist es, welchen du stets deine Hülfe nennest;

Drum las er seiner Huld auch die empfohlen seyn,

Die ich als Gönnerin, du als Gemahlin kennest,

So trift mein heißer Wuntsch und alle Hofnung ein.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 4, Leipzig 1935, S. 7-9.
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