27.

[115] Weil ich ohne Groll und Klage

Dies Geschick des Lebens trage

Und den Sturm zur Ruh' beschwor:

Meint ihr, daß ich drum vergessen,

Was ich einst so reich besessen,

Was ich, ach, so früh verlor?[115]


Zwar die Tränen sind zergangen,

Zu des Tags bewegtem Prangen

Lernt' ich lächeln wie vorher;

Doch geräuschlos, tief im Herzen,

Gehn die nie verwundnen Schmerzen

Wie ein leiser Strom durchs Meer.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 115-116.
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