CXLIII
DIE VERLEUGNUNG DES HL. PETRUS

[175] Was macht nur Gott mit diesem sturm von flüchen

Der stets zu seinen lieben engeln gellt?

Wie ein tyrann mit fleisch und wein geschwellt

Entschläft er sanft bei unsren lästersprüchen.


Das schluchzen aus der richt- und marterstatt

Gewiss wie ein berauschend opfer lodert ·

Trotz all dem blut das ihre wollust fodert

Sind es die himmel immer noch nicht satt.[175]


Ach Jesus! denk an den oliven-garten!

In deiner einfachheit hast du gefleht

Zu dem der sich mit lachen weggedreht

Als dir im fleisch des henkers nägel starrten ·


Und als du sahst wie deine gottheit dann

Bespieen ward von küchenvolk und wachen

Und als die dornen in das haupt dir stachen

Das für die ganze weite menschheit sann ·


Als du mit schwerem und gebrochnem leibe

Die beiden arme spanntest und der schweiss

Das blut dir rann von deiner stirne heiss ·

Als du vor alle hingestellt als scheibe –


Sahst du die schönen lichten tage neu

Als du die ewige sendung zu erfüllen

Einher auf einem sanften maultier-füllen

Durch wege tratst voll laub und blumenstreu?


Dein arm gedrängt von hoffnung und von ehre

Die feilen krämer aus dem tempel riss?

Du endlich herr warst? kein gewissensbiss

Ist in dein herz gedrungen vor dem speere?[176]


Ich fliehe wahrlich gerne dies geschlecht

Das traum und tat sich zu verbinden wehrte ...

Ich fechte und ich falle mit dem schwerte ·

Petrus verleugnete den Herrn – mit recht![177]

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 175-179.
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