LXV
DAS GESPENST

[87] Einen engel mit wilden blicken ·

Meinen schatten werd ich dir schicken

Er gleitet neben dich sacht

Mit den gestalten der nacht.


Ich gebe dir küsse · du feine ·

Kühl wie monden-scheine

Und wie eine schlange feucht

Die um eine grube kreucht.


Mit dem morgen dem blassen

Siehst du mein lager verlassen ·

Es bleibt bis zum abend kalt.


Wie andre durch zartes bestreben

Beherrsch ich dein junges leben

Durch des schreckens gewalt.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 87-88.
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