LXXVI
DIE GESPRUNGENE GLOCKE

[97] Wie süss und herb ists in der winternacht

Zu lauschen wenn des feuers wolken ringeln ·

Wenn ferner zeit erinnrung leis erwacht

Bei den geläuten die im nebel klingeln.


Beglückt die glocke die mit starkem schlunde

Trotz ihres alters heiter und mit macht

Gebet ertönen lässt aus frommem munde

Wie alte krieger vor dem zelt auf wacht!


Ich – meine seele sprang .. und wenn betrübt

Zum trost sie nächtig sich in liedern übt

So hallt es oft wie dumpfes röcheln dessen


Den man verwundet auf dem feld vergessen ·

Der unter dichtem leichenschwarm verdirbt

Und regungslos in grossen nöten stirbt.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 97-98.
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