XXVI

[46] Du zögst das weltall nach an deinem seile

Unreines weib! tyrann aus langerweile

Den zahn zu üben für den schlimmen schwank

Ziehst täglich du ein herz zur folterbank

Mit deinen augen hell wie krämer-läden

Und gleissend wie am volksfest feuerräder

Übst du mit dreistigkeit erborgte macht.

Auf ihrer schönheit bau hast du nicht acht ·

Du werkzeug stumm und taub · voll grausamkeiten ·

Schröpfkopf das blut der welt in dich zu leiten

Schämst du dich nie und hast du nie gesehn

Vor allen spiegeln deinen reiz vergehn?

Hat nicht des übels wucht damit du prahlest

Vermocht dass du mit schanden weg dich stahlest?

Wenn die natur reich an verborgnen gründen

Dich braucht · o weib · o königin der sünden

Dich · niedres tier · zu kneten einen gott

O schlammige grösse! o erlauchter spott.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 46-47.
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