A. VERWEY

[103] Der dichter · will er tag für tag sich sagen

Wo wahr und falsch von rechts nach links sich jagen

Muss dafür jahrlang schweigend busse tragen.


Die besten genossen –

Ihr spracht unumwunden:

Ich hab sie gefunden ...

Die jahre verflossen ·

Nun nüzt ihr die stunden

Mit vielen papieren

Sie euch zu verlieren.


›Hier ist der schnitt – hier kann Ich nicht mehr glauben‹

Was? Was ihr berget? was ihr offen sagt?

Dass nochmals wachstum bricht aus toten-welten ..

Das andre – Dichter! sei dem dichter leicht.[104]


Du allein VAN BUITEN

Musstest richtig deuten

Wie der Ewigen Reiche

Bild nur hier nicht bleiche.

Forsche weit und breit:

Lauschen andre ringe

Deiner hohen dinge?

Drum wird auch dein hassen

Fliehen und verpassen

Kurz sein wie bruderstreit.


Ihr habt vergessen dass ihr einst vor jahren

Gelassen zu mir spracht: ich bin am end ..

Bis frischer blutstrom kam der frisch euch schwellte:

Der geister einbruch in ein enges heim –

Sie wol im wesen fremd euch – all die schar.

Ihr bliebt ihr selbst und wurdet durch sie neu

Nun hehlet ihr mit reichem prunk von rede

Das eine das euch weh tut dass wir nicht

Bekennen dürfen so wie ihr: ich bin

Allein – ich bin der lezte meines volkes.

Quelle:
Stefan George: Das Neue Reich. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 9, Berlin 1928, S. 103-105.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 9: Das neue Reich