LÄMMER

[44] Zu dunkler schwemme ziehn aus breiter lichtung

Nach tagen von erinnerungschwerem dämmer

In halbvergessner schönheit fahler dichtung

Hin durch die wiesen wellen weisser lämmer.


Lämmer der sonnenlust und mondesschmerzen

Ihr keiner ferngeahnten schätze spürer!

Lämmer ein wenig leer und eitle herzen

Stolz auf die güldnen glocken eurer führer!


Alternde uns! in eurem geiste junge!

Lämmer von freuden die für uns erkühlen

Lämmer mit schwerem schritt mit leichtem sprunge

Mit einem heut kaum mehr begriffnen fühlen!


Vorsichtige! vor keinen hängen scheue!

Lämmer der wolumfriedigten zisternen

Lämmer zu alter doch bewährter treue

Lämmer der schreckenlosen fernen!

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 44-45.
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