DIE EBENE

[77] An Carl August Klein


Silberne himmelsferne spannt

Ueber der endlosigkeit deiner ruhenden ebene.

Suchest du sinnend darin das uns beiden gegebene

Zwischen den furchen seit jahren verkannt?


Unter der weiden frühem erblühn

Horchen die kinder entzückt einer scherzenden flöte

In die veilchenwolkige blendende röte

Hüpfen und tanzen sie hoffend und kühn.


Greisin kehrte sich von dem schimmernden tand

Zu dem gemilderten glanze der fichten drüben

An den beglückenden gräbern die treue zu üben –

Ahndevoll raunt sie vom anderen land.


Und – denen flitternde hülle wol riss

Aber wie wir noch von irdischen wünschen genährte

Suchst du im bilde sie? fürchtest du · bleicher gefährte ·

Unsren zug zur finsternis?

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Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 77-78.
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