MORGENSCHAUER

[80] Lässt solch ein schmerz sich nieten

Und solch ein hauch und solch ein licht?

Der morgen sich gebieten

Der fremd und selig in uns bricht?


Wie durch die seele zogen

Die pfade – dann durch das gefild.

Gelinde düfte sogen

Dann gossen sie sich schnell und wild.


Trüb wie durch tränen schwimmen

Der baum · das haus das uns empfängt.

Ein weisses festtag-glimmen

Der kirschenzweig der überhängt


Ein rauschendes geflitter

Entzückt und quält – macht schwer und frei.

Ein schwanken süss und bitter

Ein singen sonder melodei ..

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 80-81.
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