XII

[22] Wir die als fürsten wählen und verschmähn

Und welten heben aus den alten angeln

Wir sollen siech und todesmüde spähn

Und denken dass des höchsten wir ermangeln –


Dass wir der liebe treuste priester wol

Sie suchen müssen in verhülltem jammern

Die augen weit von wilden feuern hohl –

Und wenn wir endlich unser gut umklammern


Dass es gekrönt verehrt genossen kaum

Den sinnen wieder flüchtet fahl und mürbe ..

All unsre götter schatten nur und schaum!

»Ich weiss dass euer herz verblutend stürbe


Wenn ich den spruch nicht kennte der es stillt:

Da jedes bild vor dem ihr fleht und fliehet

Durch euch so gross ist und durch euch so gilt ..

Beweinet nicht zu sehr was ihr ihm liehet«

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 22-23.
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