XXI

[31] Solang noch farbenrauch den berg verklärte

Fand ich auf meinem zuge leicht die fährte

Und manche stimme kannt ich im geheg ·

Nun ist es stumm auf grauem abendsteg.


Nun schreitet niemand der für kurze strecke

Desselben ganges in mir hoffnung wecke

Mit noch so kleinem troste mir begehr ·

So ganz im dunkel wallt kein wandrer mehr.


Und mit des endes ton – dem lied der grille –

Geht auch erinnrung sterben in der stille.

Ein fahler dunst um kalte wälder braut

Verwischt die pfade ohne licht und laut.


Ein grabesodem steigt aus feuchtem bühle

Wo alle schlummern müssen · doch ich fühle

DEIN wehen noch das wieder glut entfacht

Und deine grosse liebe die noch wacht.

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 31-32.
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