[Nun lass mich rufen über die verschneiten]

[88] Nun lass mich rufen über die verschneiten

Gefilde wo du wegzusinken drohst:

Wie du mich unbewusst durch die gezeiten

Gelenkt – im anfang spiel und dann mein trost.


Du kamst beim prunk des blumigen geschmeides ·

Ich sah dich wieder bei der ersten mahd

Und unterm rauschen rötlichen getreides

Wand immer sich zu deinem haus mein pfad.


Dein wort erklang mir bei des laubes dorren

So traulich dass ich ganz mich dir befahl

Und als du schiedest lispelte verworren

In seufzertönen das verwaiste tal.


So hat das schimmern eines augenpaares

Als ziel bei jeder wanderung geglimmt.

So ward dein sanfter sang der sang des jahres

Und alles kam weil du es so bestimmt.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 88-89.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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