GEBETE II

[115] Ist uns dies nur amt: mit schauern

Zu vernehmen dein gedröhn

Und im staub vernichtet kauern

Vor dir Furchtbarer der Höhn?


Warum schickst du dann die sommer

Wo wir schnellen frei und nackt?

Wo sich nachbar nennt dein frommer ·

Helle raserei ihn packt?


Was erlaubst du uns die räusche

Wo der stolz allmächtig pocht ·

Uns in Deine nähe täusche ·

All dein tosen in uns kocht –


Wirbel uns aus niedrer zelle

Sternenan entführt geschwind:

Deinesgleichen in der welle

In der wolke in dem wind?

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 115-116.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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