VORBEREITUNGEN

Den jungen leib mit unversehrten reizen

Soll man vom neumond ab mit milch und wein

Vom halben bis zum vollen schein

In einem bad von öl und salben beizen –

Palast und schmuck und mägde seien dein!

Und priester die die hände auf dich legen

Verrichten vor dir täglich einen segen.[98]


Auf dass du einer fürstin ähnlich siehst

Und auch in tiefer zucht

Stumm in erwartung kniest ·

Dass reich und schwellend eine reife frucht

Und eine knospe duftig zart

Am fest der strenge meister dich gewahrt

Und seiner würdig dich erkiest.


Und du selber? – liebst dich lang zu läutern ·

Mit den reinen zauberkräutern

Deinen geist in einsamkeit zu schonen ·

Ihn mit der erharrung schauer lohnen

Bis der vorhang birst

Vor dem ausbund aller zonen –

Den vielleicht du nie berühren wirst.

Quelle:
Stefan George: Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 3, Berlin 1930, S. 96-99.
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