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AM TOTENBETT

[91] Der Weise der kühn in das auge des lebens schaut

Wird unbereit vom tode nimmer ereilt.

Er klagt weder bittend um ein verlängertes leben

Noch rechtet er mit den jahren verflossener jugend

Noch fürchtet er sich vor unbekannten gefilden

Noch zeichnet er pläne der klugheit in seinen gedanken.

Er schreitet mit stolzem abgemessenem schritte

Und wenn er dem ehernen tod auf dem wege begegnet ·

So bleibt er stehen und bietet die stirn ihm dar:

Er überliefert dem mäher die reifende ähre.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 91.
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