1802

[87] Auf einen hohen Grad von Bildung waren schon Bühne und Zuschauer gelangt. Über alles Erwarten glückten die Vorstellungen von »Jon« (Januar 4.), »Turandot« (Januar 30.), »Iphigenia« (Mai 15.), »Alarkos« (Mai 29.); sie wurden mit größter Sorgfalt trefflich gegeben; letzterer konnte sich jedoch keine Gunst erwerben. Durch diese Vorstellungen bewiesen wir, daß es Ernst sei, alles, was der Aufmerksamkeit würdig wäre, einem freien, reinen Urteil aufzustellen; wir hatten aber diesmal mit verdrängendem, ausschließendem Parteigeist zu kämpfen.

Der große Zwiespalt, der sich in der deutschen Literatur hervortat, wirkte, besonders wegen der Nähe von Jena, auf unsern Theaterkreis. Ich hielt mich mit Schillern auf der einen Seite, wir bekannten uns zu der neuern strebenden Philosophie und einer daraus herzuleitenden Ästhetik, ohne viel auf Persönlichkeiten zu achten, die nebenher besondern ein mutwilliges und freches Spiel trieben.

Nun hatten die Gebrüder Schlegel die Gegenpartei am tiefsten beleidigt, deshalb trat schon am Vorstellungsabend »Jons«, dessen Verfasser kein Geheimnis geblieben war, ein Oppositionsversuch unbescheiden hervor; in den Zwischenakten flüsterte man von allerlei Tadelnswürdigem, wozu denn die freilich etwas bedenkliche Stellung der Mutter erwünschten Anlaß gab. Ein sowohl den Autor als die Intendanz angreifender Aufsatz war in das »Modejournal« projektiert, aber ernst und kräftig zurückgewiesen; denn es war noch nicht Grundsatz, daß in demselbigen Staat, in derselbigen Stadt es irgendeinem[87] Glied erlaubt sei, das zu zerstören, was andere kurz vorher aufgebaut hatten.

Wir wollten ein für allemal den Klatsch des Tages auf unserer Bühne nicht dulden, indes der andern Partei gerade daran gelegen war, sie zum Tummelplatz ihres Mißwollens zu entwürdigen. Deshalb gab es einen großen Kampf, als ich aus den »Kleinstädtern« alles ausstrich, was gegen die Personen gerichtet war, die mit mir in der Hauptsache übereinstimmten, wenn ich auch nicht jedes Verfahren billigen noch ihre sämtlichen Produktionen lobenswert finden konnte. Man regte sich von der Gegenseite gewaltig und behauptete, daß, wenn der Autor gegenwärtig sei, man mit ihm Rat zu pflegen habe Es sei mit Schillern geschehen, und ein anderer könne das gleiche fordern. Diese wunderliche Schlußfolge konnte bei mir aber nicht gelten; Schiller brachte nur edel Aufregendes, zum Höheren Strebendes auf die Bühne, jene aber Niederziehendes, das problematisch Gute Entstellendes und Vernichtendes herbei; und das ist das Kunststück solcher Gesellen, daß sie, jedes wahre, reine Verhältnis mißachtend, ihre Schlechtigkeiten in die lässige Nachsicht einer geselligen Konvenienz einzuschwärzen wissen. Genug, die bezeichneten Stellen blieben verbannt, und ich gab mir die Mühe, alle entstandenen Lücken durch allgemeinen Scherz wieder auszufüllen, wodurch mir eben auch gelang, das Lachen der Menge zu erregen.

Dieses alles aber waren nur Kleinigkeiten gegen den entschiedenen Riß, der wegen eines am 5. März zu feiernden Festes in der weimarischen Sozietät sich ereignete. Die Sachen standen so, daß es früher oder später dazu kommen mußte; warum gerade gedachter Tag erwählt war, ist mir nicht erinnerlich; genug, an demselben sollte zu Ehren Schillers eine große Exhibition von mancherlei auf ihn und seine Werke bezüglichen Darstellungen in dem großen, von der Gemeine ganz neu dekorierten Stadthaussaale Platz finden. Die Absicht war offenbar, Aufsehen zu erregen, die Gesellschaft zu unterhalten, den Teilnehmenden zu schmeicheln, sich dem Theater entgegenzustellen, der öffentlichen Bühne eine geschlossene[88] entgegenzusetzen, Schillers Wohlwollen zu erschleichen, mich durch ihn zu gewinnen oder, wenn das nicht gelingen sollte, ihn von mir abzuziehen.

Schillern war nicht wohl zumute bei der Sache; die Rolle, die man ihn spielen ließ, war immer verfänglich, unerträglich für einen Mann von seiner Art wie für jeden Wohldenkenden, so als eine Zielscheibe fratzenhafter Verehrungen in Person vor großer Gesellschaft dazustehn. Er hatte Lust, sich krank zu melden, doch war er, geselliger als ich, durch Frauen – und Familienverhältnisse mehr in die Sozietät verflochten, fast genötigt, diesen bittern Kelch auszuschlürfen. Wir setzten voraus, daß es vor sich gehen würde, und scherzten manchen Abend darüber; er hätte krank werden mögen, wenn er an solche Zudringlichkeiten gedachte.

Soviel man vernehmen konnte, sollten manche Gestalten der Schillerschen Stücke vortreten; von einer »Jungfrau von Orleans« war man's gewiß. Helm und Fahne, durch Bildschnitzer und Vergulder behaglich über die Straßen in ein gewisses Haus getragen, hatte großes Aufsehen erregt und das Geheimnis voreilig ausgesprengt. Die schönste Rolle aber hatte sich der Chorführer selbst vorbehalten; eine gemauerte Form sollte vorgebildet werden, der edle Meister im Schurzfell daneben stehen, nach gesprochnem geheimnisvollen Gruße, nach geflossener glühender Masse sollte endlich aus der zerschlagenen Form Schillers Büste hervortreten. Wir belustigten uns an diesem nach und nach sich verbreiteten Geheimnis und sahen den Handel gelassen vorwärtsgehen.

Nur hielt man uns für allzu gutmütig, als man uns selbst zur Mitwirkung aufforderte. Schillers einzige Originalbüste, auf der weimarischen Bibliothek befindlich, eine frühere herzliche Gabe Danneckers, wurde zu jenem Zwecke verlangt und aus dem ganz natürlichen Grunde abgeschlagen, weil man noch nie eine Gipsbüste unbeschädigt von einem Feste zurückerhalten habe. Noch einige andere, von andern Seiten her zufällig eintretende Verweigerungen erregten jene Verbündeten aufs höchste. Sie bemerkten nicht, daß mit einigen[89] diplomatisch-klugen Schritten alles zu beseitigen sei, und so glich nichts dem Erstaunen, dem Befremden, dem Ingrimm, als die Zimmerleute, die mit Stollen, Latten und Brettern angezogen kamen, um das dramatische Gerüst aufzuschlagen, den Saal verschlossen fanden und die Erklärung vernehmen mußten: er sei erst ganz neu eingerichtet und dekoriert, man könne daher ihn zu solchem tumultuarischen Beginnen nicht einräumen, da sich niemand des zu befürchtenden Schadens verbürgen könne.

Das erste Finale des »Unterbrochenen Opferfestes« macht nicht einen so entsetzlichen Spektakel, als diese Störung, ja Vernichtung des löblichsten Vorsatzes zuerst in der oberen Sozietät und sodann stufenweise durch alle Grade der sämtlichen Population anrichtete. Da nun der Zufall unterschiedliche, jenem Vorhaben in den Weg tretende Hindernisse dergestalt geschickt kombiniert hatte, daß man darin die Leitung eines einzigen feindlichen Prinzips zu erkennen glaubte, so war ich es, auf den der heftigste Grimm sich richtete, ohne daß ich es jemand verargen mochte. Man hätte aber bedenken sollen, daß ein Mann wie Kotzebue, der durch vielfache Anlässe nach manchen Seiten hin Mißwollen erregt, sich gelegentlich feindselige Wirkungen schneller da- und dorther zuzieht, als einer verabredeten Verschwörung zu veranlassen jemals gelingen würde.

War nun eine bedeutende höhere Gesellschaft auf der Seite des Widersachers, so zeigte die mittlere Klasse sich ihm abgenigt und brachte alles zur Sprache, was gegen dessen erste jugendliche Unfertigkeiten zu sagen war, und so wogten die Gesinnungen gewaltsam widereinander.

Unsere höchsten Herrschaften hatten von ihrem erhabenen Standort, bei großartigem, freiem Umblick, diesen Privathändeln keine Aufmerksamkeit zugewendet; der Zufall aber, der, wie Schiller sagt, oft naiv ist, sollte dem ganzen Ereignis die Krone aufsetzen, indem gerade in dem Moment der verschließende Burgemeister als verdienter Geschäftsmann durch ein Dekret die Auszeichnung als Rat erhielt. Die Weimaraner, denen es an geistreichen, das Theater mit dem Leben verknüpfenden[90] Einfällen nie gefehlt hat, gaben ihm daher den Namen des Fürsten Piccolomini, ein Prädikat, das ihm auch ziemlich lange in heiterer Gesellschaft verblieben ist.

Daß eine solche Erschütterung auch in der Folge auf unsern geselligen Kreis schädlich eingewirkt habe, läßt sich denken; was mich davon zunächst betroffen, möge hier gleichfalls Platz finden.

Schon im Lauf des vergangenen Winters hielt sich, ganz ohne spekulative Zwecke, eine edle Gesellschaft zu uns, an unserm Umgang und sonstigen Leistungen sich erfreuend. Bei Gelegenheit der Picknicks dieser geschlossenen Vereinigung, die in meinem Hause, unter meiner Besorgung, von Zeit zu Zeit gefeiert wurden, entstanden mehrere nachher ins Allgemeine verbreitete Gesänge. So war das bekannte »Mich ergreift, ich weiß nicht wie« zu dem 22. Februar gedichtet, wo der durchlauchtigste Erbprinz, nach Paris reisend, zum letztenmal bei uns einkehrte, worauf denn die dritte Strophe des Liedes zu deuten ist. Ebenso hatten wir schon das neue Jahr begrüßt, und im Stiftungsliede »Was gehst du, schöne Nachbarin« konnten sich die Glieder der Gesellschaft, als unter leichte Masken verhüllt, gar wohl erkennen. Ferner ward ich noch andere durch Naivetät vorzüglich ansprechende Gesänge dieser Vereinigung schuldig, wo Neigung ohne Leidenschaft, Wetteifer ohne Neid, Geschmack ohne Anmaßung, Gefälligkeit ohne Ziererei und, zu all dem, Natürlichkeit ohne Roheit wechselseitig ineinanderwirkten.

Nun hatten wir freilich den Widersacher, ungeachtet mancher seiner anklopfenden klüglichen Versuche, nicht hereingelassen, wie er denn niemals mein Haus betrat; weshalb er genötigt war, sich eine eigene Umgebung zu bilden, und dies ward ihm nicht schwer. Durch gefälliges, bescheiden zudringliches Weltwesen wußte er wohl einen Kreis um sich zu versammeln; auch Personen des unsrigen traten hinüber. Wo die Geselligkeit Unterhaltung findet, ist sie zu Hause. Alle freuten sich, an dem Feste des 5. März aktiven Teil zu nehmen, deshalb ich denn als vermeintlicher Zerstörer solches Freuden- und[91] Ehrentages eine Zeitlang verwünscht wurde. Unsere kleine Versammlung trennte sich, und Gesänge jener Art gelangen mir nie wieder.

Alles jedoch, was ich mir mit Schillern und andern verbündeten tätigen Freunden vorgesetzt, ging unaufhaltsam seinen Gang; denn wir waren im Leben schon gewohnt, den Verlust hinter uns zu lassen und den Gewinn im Auge zu behalten. Und hier konnte es um desto eher geschehen, als wir von den erhabenen Gesinnungen der allerobersten Behörden gewiß waren, welche nach einer höhern Ansicht die Hof- und Stadtabenteuer als gleichgültig vorübergehend, sogar manchmal als unterhaltend betrachteten.

Ein Theater, das sich mit frischen, jugendlichen Subjekten von Zeit zu Zeit erneuert, muß lebendige Fortschritte machen; hierauf nun war beständig unser Absehn gerichtet.

Am 17. Februar betrat Demoiselle Maaß zum erstenmal unsere Bühne. Ihre niedliche Gestalt, ihr anmutig natürliches Wesen, ein wohlklingendes Organ, kurz das Ganze ihrer glücklichen Individualität gewann sogleich das Publikum. Nach drei Proberollen: als Mädchen von Marienburg, als Rosine in »Jurist und Bauer«, als Lottchen im »Deutschen Hausvater«, ward sie engagiert, und man konnte sehr bald bei Besetzung wichtiger Stücke auf sie rechnen. Am 29. November machten wir abermals eine hoffnungsvolle Akquisition. Aus Achtung für Madame Unzelmann, aus Neigung zu derselben als einer allerliebsten Künstlerin, nahm ich ihren zwölfjährigen Sohn auf gut Glück nach Weimar. Zufällig prüft ich ihn auf eine ganz eigene Weise. Er mochte sich eingerichtet haben, mir mancherlei vorzutragen; allein ich gab ihm ein zur Hand liegendes orientalisches Märchenbuch, woraus er auf der Stelle ein heiteres Geschichtchen las mit so viel natürlichem Humor, Charakteristik im Ausdruck beim Personen- und Situationswechsel, daß ich nun weiter keinen Zweifel an ihm hegte. Er trat in der Rolle als Görge in den »Beiden Billetts« mit Beifall auf und zeigte sich besonders in natürlich-humoristischen Rollen aufs wünschenswerteste.[92]

Indes nun auf unserer Bühne die Kunst in jugend lich-lebendiger Tätigkeit fortblühte, ereignete sich ein Todesfall, dessen zu erwähnen ich für Pflicht halte.

Corona Schröter starb, und da ich mich gerade nicht in der Verfassung fühlte, ihr ein wohlverdientes Denkmal zu widmen, so schien es mir angenehm wunderbar, daß ich ihr vor soviel Jahren ein Andenken stiftete, das ich jetzt charakteristischer nicht zu errichten gewußt hätte. Es war ebenmäßig bei einem Todesfalle, bei dem Abscheiden Miedings, des Theaterdekorateurs, daß in ernster Heiterkeit der schönen Freundin gedacht wurde. Gar wohl erinnere ich mich des Trauergedichts, auf schwarz gerändertem Papier für das »Tiefurter Journal« reinlichst abgeschrieben. Doch für Coronen war es keine Vorbedeutung, ihre schöne Gestalt, ihr munterer Geist erhielten sich noch lange Jahre; sie hätte wohl noch länger in der Nähe einer Welt bleiben sollen, aus der sie sich zurückgezogen hatte.

Nachträglich zu den Theaterangelegenheiten ist noch zu bemerken, daß wir in diesem Jahr uns gutmütig beigehen ließen, auf ein Intrigenstück einen Preis zu setzen. Wir erhielten nach und nach ein Dutzend, aber meist von so desperater und vertrackter Art, daß wir nicht genugsam uns wundern konnten, was für seltsame falsche Bestrebungen im lieben Vaterlande heimlich obwalteten, die denn bei solchem Aufruf sich an das Tageslicht drängten. Wir hielten unser Urteil zurück, da eigentlich keins zu fällen war, und lieferten auf Verlangen den Autoren ihre Produktionen wieder aus.

Auch ist zu bemerken, daß in diesem Jahre Calderon, den wir dem Namen nach zeit unseres Lebens kannten, sich zu nähern anfing und uns gleich bei den ersten Musterstücken in Erstaunen setzte.


Zwischen alle diese vorerzählten Arbeiten und Sorgen schlangen sich gar manche unangenehme Bemühungen im Gefolg der Pflichten, die ich gegen die Museen zu Jena seit mehreren Jahren übernommen und durchgeführt hatte.

Der Tod des Hofrats Büttner, der sich in der Mitte des Winters[93] ereignete, legte mir ein mühevolles und dem Geiste wenig fruchtendes Geschäft auf. Die Eigenheiten dieses wunderlichen Mannes lassen sich in wenige Worte fassen: unbegrenzte Neigung zum wissenschaftlichen Besitz, beschränkte Genauigkeitsliebe und völliger Mangel an allgemein überschauendem Ordnungsgeiste. Seine ansehnliche Bibliothek zu vermehren, wendete er die Pension an, die man ihm jährlich für die schuldige Summe der Stammbibliothek darreichte. Mehrere Zimmer im Seitengebäude des Schlosses waren ihm zur Wohnung eingegeben und diese sämtlich besetzt und belegt. In allen Auktionen bestellte er sich Bücher, und als der alte Schloßvoigt, sein Kommissionär, ihm einstmals eröffnete, daß ein bedeutendes Buch schon zweimal vorhanden sei, hieß es dagegen: ein gutes Buch könne man nicht oft genug haben.

Nach seinem Tode fand sich ein großes Zimmer, auf dessen Boden die sämtlichen Auktionserwerbnisse partienweis, wie sie angekommen, nebeneinander hingelegt waren. Die Wandschränke standen gefüllt, in dem Zimmer selbst konnte man keinen Fuß vor den andern setzen. Auf alte gebrechliche Stühle waren Stöße roher Bücher, wie sie von der Messe kamen, gehäuft; die gebrechlichen Füße knickten zusammen, und das Neue schob sich flözweise über das Alte hin.

In einem andern Zimmer lehnten, an den Wänden umher getürmt, planierte, gefalzte Bücher, wozu der Probeband erst noch hinzugelegt werden sollte. Und so schien dieser wackre Mann, im höchsten Alter die Tätigkeit seiner Jugend fortzusetzen begierig, endlich nur in Velleitäten verloren. Denke man sich andere Kammern mit brauchbarem und unbrauchbarem physikalisch-chemischem Apparat überstellt, und man wird die Verlegenheit mitfühlen, in der ich mich befand, als dieser Teil des Nachlasses, von dem seiner Erben gesondert, übernommen und aus dem Quartiere, das schon längst zu andern Zwecken bestimmt gewesen, tumultuarisch, ausgeräumt werden mußte. Darüber verlor ich meine Zeit, vieles kam zu Schaden, und mehrere Jahre reichten nicht hin, die Verworrenheit zu lösen.[94]

Wie nötig in solchem Falle eine persönlich entscheidende Gegenwart sei, überzeugt man sich leicht Denn da, wo nicht die Rede ist, das Beste zu leisten, sondern das Schlimmere zu vermeiden, entstehen unauflösliche Zweifel, welche nur durch Entschluß und Tat zu beseitigen sind.

Leider ward ich zu einem andern, gleichfalls dringenden Geschäft abgerufen und hatte mich glücklich zu schätzen, solche Mitarbeiter zu hinterlassen, die in besprochenem Sinne die Arbeit einige Zeit fortzuführen so fähig als geneigt waren.


Schon mehrmals war im Lauf unsrer Theatergeschichten von dem Vorteil die Rede gewesen, welchen der Lauchstädter Sommeraufenthalt der weimarischen Gesellschaft bringe; hier ist aber dessen ganz besonders zu erwähnen. Die dortige Bühne war von Bellomo so ökonomisch als möglich eingerichtet; ein paar auf einem freien Platz stehende hohe Brettergiebel, von welchen zu beiden Seiten das Pultdach bis nahe zur Erde reichte, stellten diesen Musentempel dar; der innere Raum war der Länge nach durch zwei Wände geteilt, wovon der mittlere dem Theater und den Zuschauern gewidmet war, die beiden niedrigen schmalen Seiten aber den Garderoben. Nun aber, bei neuerer Belebung und Steigerung unserer Anstalt, forderten sowohl die Stücke als die Schauspieler, besonders aber auch das hallische und Leipziger teilnehmende Publikum ein würdiges Lokal.

Der mehrere Jahre lang erst sachte, dann lebhafter betriebene Schloßbau zu Weimar rief talentvolle Baumeister heran, und wie es immer war und sein wird: wo man bauen sieht, regt sich die Lust zum Bauen. Wie sich's nun vor einigen Jahren auswies, da wir, durch die Gegenwart des Herrn Thouret begünstigt, das Weimarische Theater würdig einrichteten, so fand sich auch diesmal, daß die Herren Gentz und Rabe aufgefordert wurden, einem Lauchstädter Hausbau die Gestalt zu verleihen.

Die Zweifel gegen ein solches Unternehmen waren vielfach zur Sprache gekommen. In bedeutender Entfernung, auf fremdem[95] Grund und Boden, bei ganz besondern Rücksichten der dort Angestellten schienen die Hindernisse kaum zu beseitigen. Der Platz des alten Theaters war zu einem größern Gebäude nicht geeignet, der schöne, einzig schickliche Raum strittig zwischen verschiedenen Gerichtsbarkeiten, und so trug man Bedenken, das Haus dem strengen Sinne nach ohne rechtlichen Grund aufzuerbauen. Doch von dem Drang der Umstände, von unruhiger Tätigkeit, von leidenschaftlicher Kunstliebe, von unversiegbarer Produktivität getrieben, beseitigten wir endlich alles Entgegenstehende; ein Plan ward entworfen, ein Modell der eigentlichen Bühne gefertigt, und im Februar hatte man sich schon über das, was geschehen sollte, vereinigt. Abgewiesen ward vor allen Dingen die Hüttenform, die das Ganze unter ein Dach begreift. Eine mäßige Vorhalle für Kasse und Treppen sollte angelegt werden, dahinter der höhere Raum für die Zuschauer emporsteigen und ganz dahinter der höchste fürs Theater.

Viel, ja alles kommt darauf an, wo ein Gebäude stehe. Dies ward an Ort und Stelle mit größter Sorgfalt bedacht, und auch nach der Ausführung konnte man es nicht besser verlangen. Der Bau ging nun kräftig vor sich; im März lag das akkordierte Holz freilich noch bei Saalfeld eingefroren, dessenungeachtet aber spielten wir den 26. Juni zum erstenmal. Das ganze Unternehmen in seinem Detail, das Günstige und Ungünstige in seiner Eigentümlichkeit, wie es unsere Tatlust drei Monate lang unterhielt, Mühe, Sorge, Verdruß brachte und durch alles hindurch persönliche Aufopferung forderte, dies zusammen würde einen kleinen Roman geben, der als Symbol größerer Unternehmungen sich ganz gut zeigen könnte.

Nun ist das Eröffnen, Einleiten, Einweihen solcher Anstalten immer bedeutend. In solchem Falle ist die Aufmerksamkeit gereizt, die Neugierde gespannt und die Gelegenheit recht geeignet, das Verhältnis der Bühne und des Publikums zur Sprache zu bringen. Man versäumte daher diese Epoche nicht und stellte in einem Vorspiel auf symbolische und allegorische Weise dasjenige vor, was in der letzten Zeit auf dem deutschen[96] Theater überhaupt, besonders auf dem weimarischen, geschehen war. Das Possenspiel, das Familiendrama, die Oper, die Tragödie, das naive sowie das Maskenspiel produzierten sich nach und nach in ihren Eigenheiten, spielten und erklärten sich selbst oder wurden erklärt, indem die Gestalt eines Merkur das Ganze zusammenknüpfte, auslegte, deutete.

Die Verwandlung eines schlechten Bauernwirtshauses in einen theatralischen Palast, wobei zugleich die meisten Personen in eine höhere Sphäre versetzt worden, beförderte heiteres Nachdenken.

Den 6. Juni begab ich mich nach Jena und schrieb das Vorspiel ungefähr in acht Tagen; die letzte Hand ward in Lauchstädt selbst angelegt und bis zur letzten Stunde memoriert und geübt. Es tat eine liebliche Wirkung, und lange Jahre erinnerte sich mancher Freund, der uns dort besuchte, jener hochgesteigerten Kunstgenüsse.

Mein Lauchstädter Aufenthalt machte mir zur Pflicht, auch Halle zu besuchen, da man uns von dorther nachbarlich um des Theaters, auch um persönlicher Verhältnisse willen mit öfterem Zuspruch beehrte. Ich nenne Geheimerat Wolf, mit welchem einen Tag zuzubringen ein ganzes Jahr gründlicher Belehrung einträgt; Kanzler Niemeyer, der so tätigen Teil unsern Bestrebungen schenkte, daß er die »Andria« zu bearbeiten unternahm, wodurch wir denn die Summe unsrer Maskenspiele zu erweitern und zu vermannigfaltigen glücklichen Anlaß fanden.

Und so war die sämtliche gebildete Umgebung mit gleicher Freundlichkeit mich und die Anstalt, die mir so sehr am Herzen lag, geneigt zu befördern. Die Nähe von Giebichenstein lockte zu Besuchen bei dem gastfreien Reichardt; eine würdige Frau, anmutige, schöne Töchter, sämtlich vereint, bildeten in einem romantisch-ländlichen Aufenthalte einen höchst gefälligen Familienkreis, in welchem sich bedeutende Männer aus der Nähe und Ferne kürzere oder längere Zeit gar wohl gefielen und glückliche Verbindungen für das Leben anknüpften.[97]

Auch darf nicht übergangen werden, daß ich die Melodien, welche Reichardt meinen Liedern am frühsten vergönnt, von der wohlklingenden Stimme seiner ältesten Tochter gefühlvoll vortragen hörte.

Übrigens bliebe noch gar manches bei meinem Aufenthalt in Halle zu bemerken. Den Botanischen Garten unter Sprengels Leitung zu betrachten, das Meckelische Kabinett, dessen Besitzer ich leider nicht mehr am Leben fand, zu meinen besondern Zwecken aufmerksam zu beschauen war nicht geringer Gewinn; denn überall, sowohl an den Gegenständen als aus den Gesprächen, konnte ich etwas entnehmen, was mir zu mehrerer Vollständigkeit und Fördernis meiner Studien diente.

Einen gleichen Vorteil, der sich immer bei akademischem Aufenthalt hervortut, fand ich in Jena während des Augustmonats. Mit Lodern wurden früher angemerkte anatomische Probleme durchgesprochen, mit Himly gar vieles über das subjektive Sehen und die Farbenerscheinung verhandelt. Oft verloren wir uns so tief in den Text, daß wir über Berg und Tal bis in die tiefe Nacht herumwanderten. Voß war nach Jena gezogen und zeigte Lust, sich anzukaufen; seine große, umsichtige Gelehrsamkeit wie seine herrlichen poetischen Darstellungen, die Freundlichkeit seiner häuslichen Existenz zog mich an, und mir war nichts angelegener, als mich von seinen rhythmischen Grundsätzen zu überzeugen. Dadurch ergab sich denn ein höchst angenehmes und fruchtbares Verhältnis.

Umgeben von den Museen und von allem, was mich früh zu den Naturwissenschaften angeregt und gefördert hatte, ergriff ich jede Gelegenheit, auch hier mich zu vervollständigen. Die Wolfmilchsraupe war dieses Jahr häufig und kräftig ausgebildet; an vielen Exemplaren studierte ich das Wachstum bis zu dessen Gipfel sowie den Übergang zur Puppe. Auch hier ward ich mancher trivialen Vorstellungen und Begriffe los.

Auch die vergleichende Knochenlehre, die ich besonders mit mir immer im Gedanken herumführte, hatte großen Teil an meinen beschäftigten Stunden.

Das Abscheiden des verdienstreichen Batsch ward als Verlust[98] für die Wissenschaft, für die Akademie, für die Naturforschende Gesellschaft tief empfunden. Leider wurde das von ihm gesammelte Museum durch ein wunderliches Verhältnis zerstückt und zerstreut. Ein Teil gehörte der Naturforschenden Gesellschaft; dieser folgte den Direktoren, oder vielmehr einer höhern Leitung, die mit bedeutendem Aufwande die Schulden der Sozietät bezahlte und ein neues unentgeltliches Lokale für die vorhandenen Körper anwies. Der andere Teil konnte als Eigentum des Verstorbenen dessen Erben nicht bestritten werden. Eigentlich hätte man das kaum zu trennende Ganze mit etwas mehrerem Aufwand herübernehmen und zusammenhalten sollen, allein die Gründe, warum es nicht geschah, waren auch von Gewicht.

Ging nun hier etwas verloren, so war in der späteren Jahrszeit ein neuer, vorausgesehener Gewinn beschieden. Das bedeutende Mineralienkabinett des Fürsten Gallitzin, das er als Präsident derselben ihr zugedacht hatte, sollte nach Jena geschafft und nach der von ihm beliebten Ordnung aufgestellt werden. Dieser Zuwachs gab dem ohnehin schon wohlversehenen Museum einen neuen Glanz. Die übrigen wissenschaftlichen Anstalten, meiner Leitung untergeben, erhielten sich in einem mäßigen, von der Kasse gebotenen Zustand.

Belebt sodann war die Akademie durch bedeutende Studierende, die durch ihr Streben und Hoffen auch den Lehrern gleichen jugendlichen Mut gaben. Von bedeutenden, einige Zeit sich aufhaltenden Fremden nenne von Podmanitzky, der, vielseitig unterrichtet, an unserm Wollen und Wirken teilnehmen und tätig mit eingreifen mochte.

Neben allem diesem wissenschaftlichen Bestreben hatte die jenaische Geselligkeit nichts von ihrem heitern Charakter verloren. Neue heranwachsende, hinzutretende Glieder vermehrten die Anmut und ersetzten reichlich, was mir in Weimar auf einige Zeit entgangen war.

Wie gern hätte ich diese in jedem Sinne angenehmen und belehrenden Tage noch die übrige schöne Herbstzeit genossen, allein die vorzubereitende Ausstellung trieb mich nach Weimar[99] zurück, womit ich denn auch den September zubrachte. Denn bis die angekommenen Stücke sämtlich ein- und aufgerahmt wurden, bis man sie in schicklicher Ordnung in günstigem Lichte aufgestellt und den Beschauern einen würdigen Anblick vorbereitet hatte, war Zeit und Mühe nötig, besonders da ich alles mit meinem Freunde Meyer selbst verrichtete und auf ein sorgfältiges Zurücksenden Bedacht zu nehmen hatte.

Perseus und Andromeda war der für die diesjährige vierte Ausstellung bearbeitete Gegenstand. Auch dabei hatten wir die Absicht, auf die Herrlichkeit der äußern menschlichen Natur in jugendlichen Körpern beiderlei Geschlechts aufmerksam zu machen; denn wo sollte man den Gipfel der Kunst finden als auf der Blütenhöhe des Geschöpfs nach Gottes Ebenbilde.

Ludwig Hummeln, geboren in Neapel, wohnhaft in Kassel, war der Preis zu erkennen; er hatte mit zartem Kunstsinn und Gefühl den Gegenstand behandelt. Andromeda stand aufrecht in der Mitte des Bildes am Felsen, ihre schon befreite linke Hand konnte durch Heranziehen einiger Falten des Mantels Bescheidenheit und Schamhaftigkeit bezeichnen; ausruhend saß Perseus auf dem Haupte des Ungeheuers zu ihrer Seite, und gegenüber löste ein heraneilender Genius soeben die Fesseln der rechten Hand. Seine bewegte Jünglingsgestalt erhöhte die Schönheit und Kraft des würdigen Paares.

Einer Landschaft von Rohden aus Kassel ward in diesem Fach der Preis zuerkannt. Die »Jenaische Allgemeine Literaturzeitung« vom Jahr 1803 erhält durch einen Umriß des historischen Gemäldes das Andenken des Bildes und durch umständliche Beschreibung und Beurteilung der eingesendeten Stücke die Erinnerung jener Tätigkeit.

Indem wir nun aber uns auf jede Weise bemühten, dasjenige in Ausübung zu bringen und zu erhalten, was der bildenden Kunst als allein gemäß und vorteilhaft schon längst anerkannt worden, vernahmen wir in unsern Sälen, daß ein neues Büchlein[100] vorhanden sei, welches vielen Eindruck mache; es bezog sich auf Kunst und wollte die Frömmigkeit als alleiniges Fundament derselben festsetzen. Von dieser Nachricht waren wir wenig gerührt; denn wie sollte auch eine Schlußfolge gelten, eine Schlußfolge wie diese: einige Mönche waren Künstler, deshalb sollen alle Künstler Mönche sein.

Doch hätte bedenklich scheinen dürfen, daß werte Freunde, die unsere Ausstellung teilnehmend besuchten, auch unser Verfahren billigten, sich doch an diesen, wie man wohl merkte, schmeichelhaften, die Schwäche begünstigenden Einflüsterungen zu ergötzen schienen und sich davon eine glückliche Wirkung versprachen.

Die im Oktober fleißig besuchte Ausstellung gab Gelegenheit, sich mit einheimischen und auswärtigen Kunstfreunden zu unterhalten, auch fehlte es, der Jahrszeit gemäß, nicht an willkommenen Besuchen aus der Ferne. Hofrat Blumenbach gönnte seinen weimarisch und jenaischen Freunden einige Tage, und auch diesmal wie immer verlieh seine Gegenwart den heitersten Unterricht.

Und wie ein Gutes immer ein anderes zur Folge hat, so stellte sich das reine Vernehmen in der innersten Gesellschaft nach und nach wieder her.

Eine bedeutende Korrespondenz ließ mich unmittelbare Blicke selbst in die Ferne richten. Friedrich Schlegel, der bei seiner Durchreise mit unsern Bemühungen um seinen »Alarkos« wohl zufrieden gewesen, gab mir von Pariser Zuständen hinreichende Nachricht. Hofrat Sartorius, der gleichfalls zu einem Besuch das lange bestandene gute Verhältnis abermals aufgefrischt und eben jetzt mit den Studien der Hansestädte beschäftigt war, ließ mich an diesem wichtigen Unternehmen auch aus der Ferne teilnehmen.

Hofrat Rochlitz, der unser Theater mit zunehmendem Interesse betrachtete, gab solches durch mehrere Briefe, die sich noch vorfinden, zu erkennen.

Gar manches andere von erfreulichen Verhältnissen find ich noch angemerkt; drei junge Männer: Klaproth, Bode, Hain,[101] hielten sich in Weimar auf und benutzten mit Vergünstigung den Büttnerischen polyglottischen Nachlaß.

Wenn ich nun dieses Jahr in immerwährender Bewegung gehalten wurde und bald in Weimar, bald in Jena und Lauchstädt meine Geschäfte, wie sie vorkamen, versah, so gab auch der Besitz des kleinen Freiguts Roßla Veranlassung zu manchen Hin- und Herfahrten. Zwar hatte sich schon deutlich genug hervorgetan, daß, wer von einem so kleinen Eigentum wirklich Vorteil ziehen will, es selbst bebauen, besorgen und als sein eigner Pachter und Verwalter den unmittelbaren Lebensunterhalt daraus ziehen müsse, da sich denn eine ganz artige Existenz darauf gründen lasse, nur nicht für einen verwöhnten Weltbürger. Indessen hat das sogenannte Ländliche, in einem angenehmen Tale, an einem kleinen, baum- und buschbegrenzten Flusse, in der Nähe von fruchtreichen Höhen, unfern eines volkreichen und nahrhaften Städtchens, doch immer etwas, das mich tagelang unterhielt und sogar zu kleinen poetischen Produktionen eine heitere Stimmung verlieh. Frauen und Kinder sind hier in ihrem Elemente, und die in Städten unerträgliche Gevatterei ist hier wenigstens an ihrem einfachsten Ursprung; selbst Abneigung und Mißwollen scheinen reiner, weil sie aus den unmittelbaren Bedürfnissen der Menschheit hervorspringen.

Höchst angenehm war die Nachbarschaft von Oßmannstedt in demselbigen Tale aufwärts, nur auf der linken Seite des Wassers. Auch Wielanden fing dieser Naturzustand an bedenklich zu werden; einmal setzte er sehr humoristisch auseinander, welches Umschweifes es bedürfe, um der Natur nur etwas Genießbares abzugewinnen. Er wußte die Umständlichkeiten des Erzeugnisses der Futterkräuter gründlich und heiter darzustellen: erst brachte er den sorgsam gebauten Klee mühsam durch eine teuer zu ernährende Magd zusammen und ließ ihn von der Kuh verzehren, um nur zuletzt etwas Weißes zum Kaffee zu haben.

Wieland hatte sich in jenen Theater- und Festhändeln sehr wacker benommen, wie er denn, immer redlich, nur manchmal,[102] wie es einem jeden geschieht, in augenblicklicher Leidenschaft, bei eingeflößtem Vorurteil in Abneigungen, die nicht ganz zu schelten waren, eine launige Unbilligkeit zu äußern verführt ward. Wir besuchten ihn oft nach Tische und waren zeitig genug über die Wiesen wieder zu Hause.

In meinen weimarischen häuslichen Verhältnissen ereignete sich eine bedeutende Veränderung. Freund Meyer, der seit 1792, einige Jahre Abwesenheit ausgenommen, als Haus- und Tischgenosse mich durch belehrende, unterrichtende, beratende Gegenwart erfreute, verließ mein Haus in Gefolg einer eingegangenen ehlichen Verbindung. Jedoch die Notwendigkeit, sich ununterbrochen mitzuteilen, überwand bald die geringe Entfernung, ein wechselseitiges Einwirken blieb lebendig, so daß weder Hindernis noch Pause jemals empfunden ward.

Unter allen Tumulten dieses Jahres ließ ich doch nicht ab, meinen Liebling Eugenien im stillen zu hegen. Da mir das Ganze vollkommen gegenwärtig war, so arbeitete ich am Einzelnen, wie ich ging und stand; daher denn auch die große Ausführlichkeit zu erklären ist, indem ich mich auf den jedesmaligen einzelnen Punkt konzentrierte, der unmittelbar in die Anschauung treten sollte.

»Cellini« gehörte schon mehr einer wilden, zerstreuten Welt an; auch diesen wußt ich, jedoch nicht ohne Anstrengung, zu fördern: denn im Grunde war die unternommene Arbeit mehr von Belang, als ich anfangs denken mochte.

»Reineke Fuchs« durfte nun auch in jedem leidenschaftlichleichtfertigen Momente hervortreten, so war er wohl empfangen und für gewisse Zeit ebenfalls gepflegt.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 16, Berlin 1960 ff, S. 87-103.
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