22

[728] Der Gräfin Titinne O'Donell,

die eine meiner Schreibfedern verlangte


Als der Knabe nach der Schule,

Das Pennal in Händen, ging

Und mit stumpfer Federspule

Lettern an zu kritzeln fing,

Hofft' er endlich schön zu schreiben

Als den herrlichsten Gewinn;

Doch daß das Geschriebne bleiben

Sollte, sich durch Länder treiben,

Gar ein Wert der Federspule,

Kam ihm in der engen Schule

Auf dem niedern Schemelstuhle

Wahrlich niemals in den Sinn.
[728]

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 728-729.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827)
Gedichte
Sämtliche Gedichte
Goethes schönste Gedichte (Insel Bücherei)
Wie herrlich leuchtet mir die Natur: Gedichte und Bilder (Insel Bücherei)
Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten: Gedichte und Bilder (Insel Bücherei)