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[718] Ihro kaiserlichen Hoheit

Großfürstin Alexandra


Der Frühling grünte zeitig, blühte froh

Narziss' und Tulpe, dann die Rose so;

Auch Früchte reiften mit gedrängtem Segen

Der nah und nähern Sonnenglut entgegen;

Sie zierten wechselnd längst ersehnte Zeit

Und schmeichelten der tiefsten Einsamkeit.

Da stellte sich dem Hocherstaunten dar

Ein hehrer Fürst und Jugend Paar um Paar,

So gut als lieb, ehrwürdig und erfreulich;

Der innre Sinn bewahret sie getreulich,

In Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintertagen

Die holden Bilder auf- und abzutragen;

So kann er dann, bei solcher Sterne Schein,

Auch wenn er wollte, niemals einsam sein.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 718.
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