An die Günstigen

[13] Dichter lieben nicht zu schweigen,

Wollen sich der Menge zeigen.

Lob und Tadel muß ja sein!

Niemand beichtet gern in Prosa;

Doch vertraun wir oft sub rosa

In der Musen stillem Hain.


Was ich irrte, was ich strebte,

Was ich litt und was ich lebte,

Sind hier Blumen nur im Strauß;[13]

Und das Alter wie die Jugend,

Und der Fehler wie die Tugend

Nimmt sich gut in Liedern aus.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 13-14.
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