Stirbt der Fuchs,

so gilt der Balg

[15] Nach Mittage saßen wir

Junges Volk im Kühlen;

Amor kam, und Stirbt der Fuchs

Wollt er mit uns spielen.


Jeder meiner Freunde saß

Froh bei seinem Herzchen;

Amor blies die Fackel aus,

Sprach: »Hier ist das Kerzchen!«


Und die Fackel, wie sie glomm,

Ließ man eilig wandern,

Jeder drückte sie geschwind

In die Hand des andern.


Und mir reichte Dorilis

Sie mit Spott und Scherze;

Kaum berührt mein Finger sie,

Hell entflammt die Kerze.


Sengt mir Augen und Gesicht,

Setzt die Brust in Flammen

Über meinem Haupte schlug

Fast die Glut zusammen.
[15]

Löschen wollt ich, patschte zu;

Doch es brennt beständig;

Statt zu sterben, ward der Fuchs

Recht bei mir lebendig.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 15-16.
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