1

[599] Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!

Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,

Da ist alles dunkel und düster;

Und so sieht's auch der Herr Philister:

Der mag denn wohl verdrießlich sein

Und lebenslang verdrießlich bleiben.


Kommt aber nur einmal herein,

Begrüßt die heilige Kapelle;

Da ist's auf einmal farbig helle,

Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,

Bedeutend wirkt ein edler Schein;

Dies wird euch Kindern Gottes taugen,

Erbaut euch und ergetzt die Augen!


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 599.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827)
Gedichte
Sämtliche Gedichte
Goethes schönste Gedichte (Insel Bücherei)
Wie herrlich leuchtet mir die Natur: Gedichte und Bilder (Insel Bücherei)
Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten: Gedichte und Bilder (Insel Bücherei)