August

[251] 1. Früh am Brunnen. Unterhaltung mit Herrn von Haack: über die Rückreise Napoleons, die angekündigte Reise des östreichischen Kaisers und sonst. Nachher zu Hause an dem geologischen Aufsatz weiter redigirt, sowie die Musterstücke geordnet. Fernow der das Bouterwekische Buch über die französische Litteratur brachte. Lustiger Vorschlag dieses Kritikers, der eine Tragödie[251] will ausgearbeitet haben über das Sujet, daß man einer Dame das Herz ihres Geliebten zu essen gibt. Um 4 Uhr in das wohlthätige Concert. Mehrere Dilettanten spielten und sangen. Capellmeister Himmel schloß. Darauf war Ball im sächsischen Saale. Brief von Resident Reinhard von Dresden.

2. Früh nicht am Brunnen. Die Redaction des geologischen Aufsatzes geendigt und denselben an den Kreiscommissar geschickt. Zu einem Brief an Reinhard einiges dictirt. Fernow brachte einen Brief vom Danziger Tenoristen. Über Tische Bouterweks Vorschlag eines romantischen Trauerspiels, in welchem das Herz des Liebhabers gespeist wird. Scenario des Stücks entworfen. Abends beym Prinz Friedrich von Gotha, wo Himmel seine Composition eines Auszugs aus Tiedges Urania vortrug. Fürst Trautmannsdorf, Frau von Bissing, Graf Bouquoi und noch einen.

3. An dem geologischen Aufsatz. Sprang der Sprudel sehr heftig. Man hatte die Keile des Zapfens gezogen. Wir beobachteten bey dieser Gelegenheit die aufsteigenden Blasen bis hinunter über den Neubrunn. Der Neubrunn und Bernhardsbrunn sprangen nicht lebhafter als sonst auch. Morgens war ich lange bey Gentz gewesen und hatte mit ihm erst einen politischen dann ästhetischen Discours geführt. Viel über Adam Müller[252] und dessen Art zu denken und zu arbeiten. Abends bis hinter den Posthof spatzieren. Nachher aus Bouterwek vorgelesen.

4. Nicht am Brunnen. Den Mann von 50 Jahren bis zu einer gewissen Epoche. Einleitung der Geschichte der Inen in Briefform. Ankunft von Nemnichs neuer Reise nach England und Schottland, aufgeschnitten und viel gelesen. Nach Tische Gilblas von Santillana. Abends auf den Ball, den eine Gesellschaft Herren und Damen gab. Hübsche Anstalt im sächsischen Saale, Illumination vor demselben. Unterhaltung mit mehrern Personen. Hr. von Struve etc. Um halb Elf nach Hause.

5. Früh am Schloßbrunnen. Bekanntschaften mit einigen neu angekommenen Frauenzimmern. Nachher zu Hause: Übersetzung der Folle en pélerinage. Prochazka brachte die Chronik von Carlsbad oder umständlichen Aufsatz darüber, den ich nach Tische und gegen Abend las. Dazwischen Gilblas von Santillana. Den geologischen Aufsatz an den Buchdrucker übergeben zum Überschlagen, wie viel es ausgibt.

6. Am Schloßbrunnen. Die romanenhaften Motive zu den Wanderjahren überdacht. Das Manuscript dem Buchdrucker übergeben. Kam Schubert. Über die neue Art von Behandlung der Naturlehre; über seine Bemühungen einzeln, wobey[253] besonders daraus appuyirt wurde, nicht zu geschwind zu verknüpfen, und daß man sich gewöhnen müsse die verschiedenen Theile der Naturlehre einzeln zu behandeln, um ihre künftige Verknüpfung vorzubereiten. Nach Tische kam Himmel. Spaßige Judengeschichte, besonders die von dem aus Potsdam nach Berlin reisen wollenden und nach den Meilen sich erkundigenden. »Ich bezahle euch 12 Pferde, so bin ich schon da.« Nachher zu Franz Meyer; dann bis über den Posthof nach Antons Ruhe.

7. Nicht an den Brunnen. Zu Hause; abermals die verschiedenen Romanenmotive durchgedacht. Bouterweks französische Litteraturgeschichte. Nemnichs vergleichende Technologie; Gilblas von Santillana. Ritter Gentz nahm Abschied, der nach Prag ging. Kam Schubert, wurde der gestrige Discours fortgesetzt; dazu Kayer. Mancherley Chemisches und Naturhistorisches. Erwähnung eines indischen Gedichts Mahabared, wovon eine persische Übersetzung in Dresden. Ferner der Zahlen, womit die Indier ihre astronomischen Rechnungen vollenden: 432. Ferner der Mexikaner: 13. Ferner des Cid nach der alten Behandlung, herausgegeben von Schubert. Und Alexander, ein naturphilosophisches Gedicht der mittleren Zeit, spanisch; von Schubert herausgegeben in derselben Sammlung. Es ist Alexander[254] Magnus, der aber auf eine wunderbare Weise in den Himmel und in die Hölle geführt wird, um dort zu erfahren, wie es zugeht. Nach Tische im Gilblas fortgefahren. Gegen Abend nach der Egerbrücke spatzieren. Fernow gesellte sich zu uns.

8. Früh am Brunnen. Jeremiaden Einsiedels und des Grafen Apponyi über die gegenwärtigen Zustände. Nachher romantische Motive überdacht, die von Pyramus und Thisbe und von der Mystification. Brief von Weimar. Nach Tische Landrath von Haza, der mir ein Packet von Adam Müller brachte. Darauf las ich den zerbrochenen Krug. Nachher auf der Wiese und Allee, mit Yacowleff, Prinz von Gotha, Frau von Werther und dann in das Pixidische Concert.

Der heißeste Tag, nach der Angabe. 29 Grad Réaumur.

9. Nicht am Brunnen. Gilblas von Santillana 5. Band. Nachher die Glaswaaren einpacken lassen. Briefe welche die Weimarschen Frauenzimmer mitnehmen sollten. Schluß vom zerbrochenen Kruge. Kam Hr. von Faßbinder, uns in den sächsischen Saal abzuholen. Kleine Tafel, wobey Herr und Frau von Wöllwarth, Frau von Matt und Fräulein Tochter, Fräulein von Spielmann, Frau von Frank. Viel von Wien und dessen Vorzügen: Theater, Gegenden u. dergl. Von der[255] Schweizerfamilie Wyß, die sich bey Baden in Östreich ganz ins Enge gezogen und daselbst mit ganz besondrer Resignation lebt. Gegen Abend spatzieren auf den Terrassen des Neubrunnens. Beym Rückweg Himmeln vor der Thüre gefunden. Anekdote vom Juden, der mit offenen Beinkleidern vorüber geht und reprochirt antwortet: »Was gehts den Herren an! Ich schöpfe Luft!«

10. Zu Hause geblieben. Verschiedene romantische Sujets überlegt. Verwandlung der Achilleis in einen Roman. Nebenstehende Briefe expedirt. An Frau Oberstallmeister von Stein. An Hrn. Hofkammerrath Kirms. An Hrn. Major von Hendrich. An Herrn Frommann. Alle zusammen in einem Packet an meine Frau eingesiegelt. Gilblas von Santillana bis an den Defect. Nach Tische nahmen die Pixis Abschied, da sie nach Dresden gehn. Nach Tische gegen Abend kam Fernow. Vorher noch Saint-Reals Conjuration de Venise gelesen. Professor Dabelow und Auditeur Cramer kamen von Wien und brachten ein Packet mit, das Theaterstücke, meistens Opern enthielt. Die beyden Blinden von Toledo gelesen.

Bisher sehr heiße Tage. Abends starkes Gewitter.

11. Früh spatzieren nach der Carlsbrücke und zurück, und verfiel in chromatische Betrachtungen über[256] den Eingang und Anfang des Ganzen. Nachher zu Hause. Von den Wiener Comödien gelesen. Dann zu Dabelow und Cramer, die ich nicht antraf. Dann zu Hrn. von Haza. Auf der Wiese mit Prochazka. Vernahm den Tod des Oberhofpredigers Reinhard, welches ein falsches Gerücht war. Begegnete dem Hofrath Becker von Dresden, der sehr übel aussah. Nach Tische Mineralien eingepackt. Dann in die Comödie. Ward die unruhige Nachbarschaft gegeben zum Benefiz für Spitzeder. Bekanntschaft mit einem neuangekommenen hübschen Frauenzimmer. Abends zu Prinz Friedrich ins Concert. Einige neue Bekanntschaften.

12. Früh zu Hause. Zur Einleitung der Farbenlehre. Um 10 Uhr bey Frau von Ompteda, welche einige römische Kupfermünzen in Ellbogen von einem Bauer gekauft hatte; es war eine Faustina iunior, Marc Aurel und Commodus und gut erhalten. Gegen Abend zu Franz Meyer; dann mit Fernow und Schütze nach dem Posthofe. Ariosts Satiren. Auf dem Rückweg nach Sonnenuntergang Empfindung einer starken anwehenden Wärme an gewissen Stellen. Hofrath Becker begegnete uns vorher mit seiner Familie. Nachts sehr schöner Mondenschein. Überhaupt vortreffliches Wetter.

13. Am Schloßbrunnen mit Hofrath Becker, der von dem Unternehmen des Augusteums und von verschiedenen Medaillen-Cabinetten, auch von dem[257] vorgewesenen Handel, das Cabinet antiker Münzen in Smyrna betreffend, sprach. Nachher mit der Fürstin Solms, erst am Schloßbrunn, dann am Theresienbrunnen. Nachher zu Müller, der abermals schöne Blätterabdrücke oder Mumien in dem grauwackigen Gestein von Lessau mitgebracht. Zu Hause einiges zur Einleitung in die Farbenlehre. Besuch von Cramer: verschiedenes über Wien, das Wiener Theater und sonst dergl. Nach Tische zur Prinzeß Solms, die ich nicht fand, zu Hofrath Becker, dessen Frau ich fand, hernach zu Hause. Gegen Abend nach der Carlsbrücke und Antons-Ruhe. Die chromatischen Einleitungen durchgedacht.

14. Früh am Schloßbrunnen; mit Becker auf und ab. Über Medaillen alter und neuer Zeit. Am Neubrunn Frau von Werther, Graf Apponyi und Suite. Zu Hause an der Einleitung der Farbenlehre. Nach 12 Uhr zu dem Nürnberger ........ der ausgeblasene Amphibien und Raupen, eingelegte Pflanzen und besonders Exemplare der natürlichen Forstbibliothek hatte. Hernach Kayer sive Blumenstein, der zu Fuß in Schlackenwald gewesen und dort eingefahren. Mittags bey der Prinzeß Solms zu Tafel. Abends spatzieren nach der Eger zu.

15. Früh zu Hause. Nachher an der Einleitung zur Farbenlehre den Morgen zugebracht. Mittags[258] über Tisch Besuch von Kayer. Gespräch über die geschnittenen Steine mit Accidens etc. Gegen Abend Fernow, wo wir zusammen Ariostische Satiren und Sonette lasen. Briefe von Weimar, von meiner Frau, von August, und von Reinhard. Betrachtungen darüber.

16. Früh zu Hause. Nachher die Einleitung zur Farbenlehre umdictirt. Besuch von Tiedge und Generalsuperintendent Demme, welche bald abgehen wollen. Mittag bey Lord Findlater im sächsischen Saale, in Gesellschaft von Graf Langenau, Reichard von Gotha und Familie und anderen Fremden. Nachher zu Hause. Dann spatzieren hinter den böhmischen Saal. Hauptmann Blumenstein gesellte sich zu uns und wir gingen bis gegen den Posthof.

Franzosen und Spanier in Garnison (in Gibraltar) zusammen vertragen sich gut. Die Spanier sprechen in ihrer Sprache untereinander von Hüten. Ein Franzose, der es nicht versteht und dem es verdolmetscht wird: »Mais que c'est que ça leur coûteroit de dire chapeaux.«

Parodirter Vers: »il faut périr; pérons.« (Bey Begegnung von Peiron.)

Eine Dame steht vor dem Spiegel sich zu putzen und hat vorn ihre schönen Brüste bloß. Ein Gärtnerjunge mit Pfirsichen kommt und richtet sein Compliment gegen den gegenwärtigen[259] Ehemann folgendermaßen aus: Mr. le Président, j'ai l'honneur de lui porter de la part de mon père une corbeille de – tetons. Der Präsident fährt ihn an, der Junge erschrickt, gleitet aus, fällt rückwärts, seine Schürze schlägt zurück und der Präsidentin fällt seine Natur so auf wie ihm vorher die ihrige. Sie redet ihrem Mann zu und sagt: Ne grondez pas ce pauvre garçon. Un cheval bronche bien, quoiqu'il ait quatre – couilles. Vide Moyen de parvenir. Gezeichnet von Ramberg, beym Grafen Corneillan gesehen.

17. Früh am Schloßbrunnen, fand daselbst Reichards von Gotha, kam hernach die Prinzeß Solms, mit der ich auf und ab ging, sie an den Theresienbrunnen, in das Porzellangewölbe und nach Hause begleitete. Zu Hause die Einleitung zur Farbenlehre angesehen. Um 11 Uhr zu Graf Corneillan um seine Zeichnungen, Gouachen und Kupferstiche zu sehen. Einige Skizzen von ihm selbst. Zeichnungen von ihm, durch andre colorirt. Gouachen. Ein Portefeuille Zeichnungen, zur sächsischen Suite gehörig, wovon viele gestochen sind; von Friedrich, von Klotz, Vitzany etc. Schöne Abdrücke von Morghens Stichen des Abendmahls von Leonardo da Vinci, der Madonna von Raphael von Dresden. Zeichnungen und illuminirte Radirungen von Ramberg. Große Gouachen von einem hannövrischen Maler. Zu Hause gegessen.[260] Nach Tische kam Blumenstein. Nachher Satiren des Ariost, gegen 7 Uhr spatzieren hinter den böhmischen Saal. Gesellte sich abermals Blumenstein zu uns. Abends zu Hause. Mondscheinschatten.

18. Früh zu Hause. Das Vorwort zur Farbenlehre ajustirt. Brief an den Herzog, den Blumenstein mitnehmen will. Ariosts Satiren und Elegien. Nach Tische der Mineralienhändler, einiges abgekauft. Nachher Hr. von Wöllwarth. Umständliches Gespräch über die verschiedene Behandlungsart der Vasallen in Baiern, Würtemberg und Würzburg. Klage über die Einrichtung des letztern Großherzogthums, welche sich von einem Geheimrath Seyffert herschreibt. Nachher Visiten bey Findlater, Frau von Recke, die ich sämmtlich nicht fand. Dann bey Herrn Reichard im Meerfräulein. Zu Hause. Fernow kam.

19. Früh zu Hause. Das Vorwort fertig geschrieben. Correctur des 1. Bogens vom geologischen Aufsatz. Comödien des Ariosts. Nach Tische die beyden Prologen zur Scolastica und Negromante gelesen. Correctur des 2. Bogens. Gegen Abend bey der Prinzeß Solms mit dem Prinzen von Gotha, wo gesungen wurde. Dann zu Hause. Nachher bey dem Prinzen von Gotha zum Thee; waren Reichards da, wurde aus der französischen Correspondenz gelesen. Der Klatsch von Paris[261] über die Reden und Gegenreden bey der Reception des Cardinals Mori ins Institut. Ferner über Leben und Tod des Mallet, der die dänische Geschichte geschrieben.

20. Revision des Vorworts und der Einleitung. Zu Mittag bey Lord Findlater zu Tische, wo Minister Graf Langenau, einige Polen, Kreishauptmann von Schiller und Dr. Mitterbacher. Ein Pole aus Gallizien klagte über die höchst willkürliche, mitunter absurde Behandlungsart, welche sie von den vorgesetzten Kreishauptleuten erduldeten, die vorzüglich daher komme, daß diese Männer die Sprache nicht verstehen und das Land nicht kennen. Es ist schon zum Sprüchwort geworden: im russischen Polen sey man im Himmel, im preußischen im Fegfeuer, im östreichischen in der Hölle. Nachmittag Einfall und Vorsatz an einem dramatischen Stücke zu arbeiten. Professor Fernow zeigte sein Ariostisches Manuscript vor. Verschiedenes über die Ariostischen kleineren Gedichte. Penna freggiata d'oro. Wir gingen zusammen spatzieren. St. Schütze gesellte sich zu uns und erzählte von der Parthenais und ihrer zweyten Edition. An der Carlsbrücke ruhten wir aus und gingen dann zurück. Vorher hatte Meyer der Meerjunker Abschied genommen und ein Kästchen an den Herzog abgegeben. Revision der ersten Hälfte des ersten Bogens.[262]

21. Früh Revision des Vorworts und der Einleitung vorgenommen. Mittags bey der Prinzeß Solms zur Tafel. Nach Tische zu Hause. War Dr. Schütze da, der die Parthenais von Baggesen brachte. Abends mit der Hoheit, Kammerherrn von Haack, Graf Corneillan nach Friederikens-Ruhe. Nachher aus der Parthenais lassen vorlesen. Correctur des 1. Bogens des Commentars.

22. Kam der Buchdrucker und zeigte einige Mineralien vor. Parthenais gelesen. Correctur des zweyten Bogens. Nach Tische kam August, mit mehreren Briefen. Abends mit ihm und Fernow bis zur Carlsbrücke und wieder zurück.

23. Früh mit August an die sämmtlichen Brunnen gegangen. Nachher ein wenig geruht. Dann beystehende Briefe dictirt, die Prof. Fernow mitnehmen wollte. An Hrn. Geheimrath Voigt mit dem Manuscript des Commentars, an Hrn. Hofkammerrath Kirms, an Frau von Stein, an meine Frau nach Weimar. An Hrn. Major von Knebel (mit den Correcturbogen des Commentars). An Hrn. Major von Hendrich (Badeliste). An Hrn. Frommann. Ein Kästchen mit Brief an Durchlaucht den Herzog von Franz Meyer mitgegeben. Nach Tische mit August und Fernow nach dem Hammer gefahren. Dort Forellen gegessen und Melniker getrunken. Parodiren der spondäischen Ausgänge[263] des Hexameters. Abends nach Hause. Kam Dr. Schütze und nahm Abschied.

24. Früh Egerwasser getrunken. Mit August allerley Unterredung gepflogen. Verschiedene Betrachtungen über das bisher Gearbeitete und was zunächst zu thun wäre. Dr. Mitterbacher. Perspectivische Verhandlung bey Gelegenheit von Augusts Zeichnungen. Nach Tische mit August, der gegen Abend in die Comödie ging, wo als letztes Stück die Versöhnung gegeben wurde; kam bald zurück. Dann mit ihm zum Schloßbrunn über die Häuser hinter der Wiese weg. Abends Schulgespräche: über die Art das Griechische und Lateinische zu tractiren.

25. Früh am Schloßbrunnen der Prinzeß Solms Gesellschaft geleistet. Nachher zu Hause kleine Gedichte von Ariost. Das Eichstädtsche Programm über das Herculanische Fragment des Catull. Mittags zu Hause. August war früh auf dem Hirschsprung gewesen. Gegen Abend spatzieren. Fand ich die Prinzeß Solms in der Allee beym Thee. Graf Finkenstein. Ich ging mit dem Grafen Haack nach dem Posthofe, wohin die Prinzeß gefahren kam und wir zu Fuße hereingingen.

26. Früh nicht getrunken. Briefe geschrieben. Dr. Mitterbacher. Den zerbrochenen Krug nochmals durchgelesen. Zu Tische zusammen. Nachmittags[264] den Negromanten nochmals gelesen. August mit Riemer nach der Pragerstraße und dem Friederiken- Felsen. Starkes Gewitter, das mit merkwürdig abwechselnd gefärbten Wolken überhinzog, indem es von Westen kam und die untergehende Sonne im Rücken hatte.

27. Nicht am Brunnen. Briefe geschrieben. An Kammerrath Frege nach Leipzig durch Knoll. An Ehlers, an Haide nach Wien. An Hrn. Mylius nach Frankfurt, eingeschlossen in dem Brief an die Mutter. An Frau Baronesse von Eybenberg, an Graf Purgstall nach Wien. An Hrn. von Mannlich nach München. Geschäft mit Knoll wegen 200 Thalern von Leipzig. Dr. Mitterbacher. Hr. von Ompteda, artiges Geschenk eines Beutelchens mit 3 römischen Münzen, die bey Ellbogen gefunden worden. Abends zum Thee bey Frau von Ompteda auf der Bank über dem böhmischen Saal, mit der Hoheit und ihrer Suite. August und Riemer waren nach Engelhaus gefahren. War der Abdruck der geognostischen Abhandlung angekommen.

28. Briefe dictirt, gesiegelt, expedirt. An Frau von Schiller (mit Reinhards Brief an Villers und seiner Übersetzung des Entwurfs). An Resident Reinhard (eingeschlossen an Frommann). An meine Frau. An Hrn. von Hendrich. (Überall den geologischen Aufsatz[265] beygelegt.) An Adam Müller mit dem Hefte seiner Vorlesungen, an Hrn. von Haza abgegeben. Dr. Mitterbacher. Die Scolastica von Ariost wiederholt Steinschneider Müller, vergnügt über Bestellung von zwey Sammlungen, welche der Fürst von Bernburg gemacht. Nach Tische zur Hoheit, kam Graf und Gräfin Corneillan und Graf Langenau. Abends mit August auf der Wiese spatzieren.

29. Mehrere Briefe dictirt und abgeschlossen. Packete gemacht, versendet und an Freunde abgegeben. Früh kam Hr. von Yacowleff, der von Franzensbrunn zurückgekehrt war. Ariosts Comödien. Gegen Abend zu Steinschneider Müller, um einige Sammlungen nach der neuen Einrichtung zu rangiren. Ausflüchte desselben, um den Ort, wo die Augiten gefunden werden, nicht anzugeben. Zuletzt sagte er gar: »Der Jäger selbst kann's nicht sagen.« Augustens Freude darüber. War inzwischen Hofrath Becker bey mir gewesen und brachte Augustens Stammbuch.

30. Beystehende Briefe dictirt. An Hrn. Schauspieler und Sänger Ciliax nach Danzig. An Frau von Ahlefeld, geb. Seebach nach Sexdorf bey Eckernförde. An Hrn. Doctor Stoll nach Wien. An Hrn. Cotta nach Tübingen. An Hrn. Zelter nach Berlin. Nachher Besuch von Herrn von Struve, der von Braunschweig, Hrn.[266] Brückmann und Hausmann daselbst sprach. Der letztere ist ein junger Mineralog von etwa 25 Jahren, vom Harz, der sich viele Mühe gegeben und neuerlich in Norwegen gewesen ist, auch von daher schöne Sachen mitgebracht. Das berühmte Mantuanische Gefäß hat der Prinz Wilhelm von Braunschweig mitgenommen. Nach Tische zur Hoheit, wo ich den Grafen Miaszinsky und Corneillan fand. Der erstre hatte einen sehr schönen Solitär und auch einen großen Opal. Ärgerliches Lied auf Fräulein von Langot von Hrn. Cramer und componirt von Himmel. Nach Hause. Fing endlich an zu regnen. Spatzieren hinter den böhmischen Saal, wo sich Lord Findlater zu uns gesellte. Kam August mit zerbrochnem Hammer von Ellbogen zurück.

31. Brief an Herzog geschrieben. Ging die Hoheit nach Franzensbad. Fingen wir an aufzuräumen und besonders die Steine wegzuschaffen. Bey Yacowleff dessen geschnittene Steine durchgesehen. Gegen Abend zu Müllern und die Sammlung für Sulzer in Ordnung gebracht.


Une providence pour chaqun

Sorte de liberté


Vis pour Rome pp

Consoles Vous Madame il y en aura pour tout le monde.[267]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 3, S. 251-268.
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