October.

[157] 1. Von Altenburg nach Gera. Begegnete uns die Herzogin von Curland mit ihrem Gefolg, die nach Wien ging. Zu Gera im goldnen Baum eingekehrt. Zu Mittag gegessen. Nach Tische mit 2 Pferden, über Köstritz bey finstrer Nacht am neuen Gasthof in Thai Bürgel angelangt.

2. Um 6 Uhr ausgefahren, nach Jena. Bey Obrist von Hendrich. Bey Herrn von Knebel, daselbst gesehen Niethammer und Professor Voigt, Mad. Bohn und Dem. Seidler. Bey Herrn von Hendrich zu Tische, sodann nach Weimar.

3. Ausgepackt und Einrichtungen getroffen. Um 11 Uhr Besuch des Theaterpersonals. Unter uns gegessen. Nach Tische bey Durchl. dem Herzog. Abends in der Vorstellung: Spiele des Zufalls. Kleines Ballet von Uhlich und Familie.

4. Theatersession. Um 11 Uhr bey Durchlaucht der Herzogin. Bey der Gräfin Henkel. Mittags zu Hause. Nach Tische Mad. Deny. Hernach Mad. Lortzing. Abends Gesang.

5. Verschiedene Briefe und andere Beschäftigungen. An Hrn. Brizzi nach München durch Herrn Kammmerrath Bertuch. Herr Genast wegen Theaterangelegenheiten. Herr Kammerrath Bertuch wegen gegossener und zu gießender Medaillen. Bey Hofe zu Tafel. Graf Batthiany und Gemalin.[157] Abends zu Hause. Zeitungen gelesen und andres nachgeholt.

6. Briefe. An Hauptmann von Verlohren, nach Dresden mit Inlage an Graf Bose und Emma Körner. An Hrn. Gesandten von Reinhard nach Cassel. An Hrn. Dr. Engelmann nach Frankfurt a/M. wegen der Pforrischen Zeichnungen. Visiten. Bey Frau von Heindorf, Hofmarschall von Ende, Geh. Rath Voigt und Sohn. Die drey letzten traf ich nicht. Bey Hofrath Wieland, Frau Hofmarschallin ...... . Mittags zu Hause. Beym unsichtbaren Mädchen. Abends in Don Carlos.

7. Einiges expedirt. Um 11 Uhr Gesang. Zu Tafel bey Hofe. Nachher zu Hause. Abends mit August, der viel von Heidelberg und den dortigen Studentenangelegenheiten erzählte.

8. Das biographische Schema supplirt. An die Wanderjahre gedacht. Mittags Rentsecretär Urlau von Capellendorf. Nach Tische Bergrath Voigt. Abends im Theater: das Intermezzo.

9. An den Wanderjahren fortgegangen. Nachher Capellmeister Müller, weitläuftig mit ihm über die Verhältnisse der Musik besonders des Gesanges. Mittags Bergrath Voigt kam die Pietra fungaja und wurde ausgepackt. Vor Tische bey Frau Hofrath Schopenhauer und Frau von Schiller. Abends zu Hause.[158]

10. An den Wanderjahren, geologischer Theil. Visiten. Kleine Prinzeß. Von Müffling und Gore. Mittags allein. Nach Tische Mad. Lortzing, Rolle der Agnes Sorel. Abends im Theater: der Machtspruch.

11.Briefe. Nachher Theatersession. Mit August geognostische Unterhaltung. Mittag bey Hofe. Nachmittags beym Herzog. Abends bey Frau von Heygendors.

12. Falkische Bibliotheksgeschichte. Mit August über die Geologie, Trebra und Haberle über diesen Gegenstand. Mittags allein. Nach Tische Lacretelle Histoire du XVIII. siècle. Abends Probe von der unruhigen Nachbarschaft. Einen Augenblick zu Fräulein Göre, wo ich Osborn traf.

13. Lacretelle Histoire du XVIII. sièle. Mittags die kleine Beck. Abends im Theater: die unruhige Nachbarschaft.

14. Lacretelle. Musik; die Damen zum ersten Mal. Mittag Dem. Engels. Zwiebelmarkt. Mehrere Schauspieler. Abends allein.

15. Lacretelle. einige Überlegung wegen des Romans und der Biographie. Kamen die Pferde an. Spatzieren gefahren nach Belvedere. Pflanzen besehen. Mittag bey Frau Hofrath Schopenhauer. Abends bey Frau von Stein. Kam Augustens Decret als Kammer-Assessor.

16. Briefe. An Fürst Lichnowsky nach Troppau[159] mit dem Dichterverzeichniß. An Buchhändler Perthes nach Hamburg. Zeichnungen von Hammer angekommen. Lacretelle. Dissertation de lapide fungifero. Mittags bey Hofe. Abends zu Hause. Biographisches Schema. Vaterländisches Museum.

17. De la richesse minèrale. Nach Belvedere gefahren. Die Voigtischen Tabellen mitgenommen und die Pflanzen darnach durchgegangen. Mittags Weisser zu Tische. Unterhaltung mit ihm über Kunstgegenstände, den bronzenen Stier, das Goresche Grabmal und dergleichen. Kammerrath Riedel über die Logenangelegenheiten. Abends für mich.

18. Richesse minèrale. Dissertation De lapide fungifero von Severin (Neapel 1642) wieder aufgelegt Wolfenbüttel 1727. Theatersession. Mittags Capellmeister Müller mit Frau und Tochter. Kaufmann Riquet aus Leipzig. Nach Tische Gespräch mit Capellmeister Müller über Musik, seine Clavierschule u.s.w. Abends mit August, frühere academische und künftige Geschäftsverhältnisse.

19. Richesse minèrale. Lacretelle. Um 11 Uhr auf die Bibliothek, mit Herrn Geh. Rath von Voigt conferirt; verschiedenes abgethan. Die Kunstsachen und Kupferwerke besehen. Mittags bey Hofe. Es wurde spät gespeist, weil Durchlaucht[160] der Herzog von Allstädt von der Jagd erwartet wurde. Späße mit Herrn von Stryck. Abends zu Hause einiges geordnet. Dann bey Frau von Stein, wo die Hoheiten gegenwärtig waren.

20. Früh Expedition nach Jena. An Hrn. von Knebel, an Hrn. Obrist von Hendrich nach Jena. Nach Belvedere gefahren, die Harperischen Landschaften zu sehen und sonstige Ölsische Gemälde. Mittag allein. Nach Tische Mad. Deny wegen ihrer Debütrolle. Abends im Theater: Cajus Graccchus nach Monti von Herrn von Stryck.

21. Lacretelle. Siegwart. Musik. Misericordias Domini cantabo in aetemum von Mozart. Die meisten Damen waren gegenwärtig. Mittags mit August bey Hofe. Abends zu Hause mit August. Verschiedenes durchgesprochen.

22. Wegen Brizzi mit Serenissimo conferirt. Machte August seine Visiten. Bedachte ich einige Hauptmomente des biographischen Schemas. Mittags Tischner von Kettendorf, Gespräch über Ökonomie, Viehstand, besonders spanische Schafe. Abends Estafette an Brizzi. An Hrn. Brizzi nach München durch Estafette.

23. Einiges auf die Sammlung der zerstreuten Gedichte bezügliches. Biographisches Schema. Siegwart. Ums Webicht gefahren. Zu Tische unter uns. Nach Tische Tibull von Koreff, mit dem[161] Original verglichen. Dem. Engels Rolle der Isabeau. Abends zur Hoheit zum Thee, verweilt bis gegen 10 Uhr.

24. Nebenstehende Briefe. An Stadtgerichtsrath Schlosser nach Frankfurt am Main. An Hofrat Fuchs nach Jena. Mittags Werneburg zu Tische. Die Meinigen waren noch Ettersburg gefahren. Hofrath Meyer, der von Gotha, besonders den Kunstsachen, die Prinz Friedrich mitgebracht, erzählte. Abends im Theater: die beschämte Eifersucht, worin Mad. Deny debutirte, und die kurze Ehe.

25. Kupferstecher Müller und Miniaturmaler Raabe mit dem Porträt der Hoheit. Professor Köthe. Theatersession. Mittags bey Hofe. Lange an Tafel gesessen. August ging nach Jena. Keine Musik. Abends Siegwart und dergl.

26. Mittags bey Hofe. Geburtstag der Kaiserin Mutter. Abends Ball bey der Hoheit; August kam dazu von Jena zurück.

27. Aristophanes Wolken von Welker übersetzt. Den Siegwart abgeschlossen. Auf die Bibliothek, wegen der deutschen Litteratur von 1770 an. In den Park, dem Prinzen von Mecklenburg und Fürst Putbus begegnet. Mit denselben in den Park und das römische Haus. Mittag Geheimer Rath von Müller, der lange blieb und[162] Zeichnungen besah. Abends allein. Brief von Frau von Grotthus.

28. Brief an Frau von Grotthus. Musik. Viele Damen gegenwärtig. Mittags Wolffs zu Tische. Nachher den standhaften Prinzen gelesen. Abends zu Hause allein. Allgemeine deutsche Bibliothek. Meusels Miscellaneen artistischen Inhalts.

29. Neue Sammlung der Gedichte durchgegangen. Allgemeine deutsche Bibliothek. Spatzieren gefahren. Mittags bey Hofe, wo ich Frau von Berg fand. Abends allein zu Hause. Fortgesetzte Lectüre der allgemeinen deutschen Bibliothek. An Fr. v. Grothus Berlin.

30. Allgemeine deutsche Bibliothek. Reichardts Reise nach Wien 2. Band. Spatzieren gefahren mit meiner Frau und Mad. Lortzing. Nachher bey Frau von Berg, die ich nicht antraf. Mittags Herr Oels. Dessen Rolle im standhaften Prinzen. Abends Leseprobe des standhaften Prinzen. Bey der Herzogin zum Souper. Frau von Berg und ihre Verwandten.

31. Allgemeine deutsche Bibliothek. Regierungsrath Clausen von Breslau, der von seiner Rheinreise an einem Fuße beschädigt zurückkam. Mittags unter uns. Abends Vorstellung von Egmont. Nach derselben zu Frau von Berg.[163]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 4, S. 157-164.
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