Juni.

[290] 1. Am Brunnen. Das 6. Buch durchgesehn. Gegen Mittag nach der Carlsbrücke. Mittag unter uns. Buch der Richter und Ruth. Le Sage. Das ganze Werk durchgegangen, um davon eine Übersicht zu haben. Nachmittag spatzieren nach der Carlsbrücke. Abends Meiners, Sandsteppen und Verwitterung des Granits.

Warmes schönes Wetter, etwas wolkig.

2. Zu Hause mit dem 6. Buche beschäftigt. Vor Tische nach der Carlsbrücke. Mittag für uns. Abends den Weg zur Andreascapelle hinauf, sodann den Weg nach Satteles recognoscirt. Abends aus dem 7. Buch einige Stellen, besonders Behrisch betreffend.

Heiterer Tag mit kühlem Winde.

3. Zu Hause an dem ersten Buche beschäftigt. Den Prinzen von Mecklenburg aufgesucht, ohne ihn zu treffen. Mittag für uns. Nach Tische mit dem alten Müller auf dem Wege nach Satteles[290] bis an die Eger. Abends gegen acht Uhr auf der Prager Straße. Später Horazens ars poëtica. An Frau Geh.Räthin von Goethe nach Weimar. An Hrn. von Verlohren nach Dresden.

Schönes warmes Wetter.

4. Früh am Brunnen, woselbst ich den Prinzen von Mecklenburg traf. Zu Hause die biographische Arbeit fortgesetzt. Ankunft der autographischen Sendung von Frau von Flies durch den Marquis von Beauffort. Mittags bey dem Erbprinzen von Mecklenburg. Abends über den Sauerbrunnen nach der Prager Straße, die Erscheinung der Venus und des Jupiters abgewartet.

Sehr schöner ganz klarer Tag.

5. Früh am Brunnen. Antrag des Herrn Kreishauptmanns wegen der Gedichte zur Ankunft der Majestäten. Überlegung derselben auf einem Spatziergange in der Puppischen Allee und nach der Carlsbrücke. Mittag für uns. Bey Graf so Zichy und dem Prinzen von Mecklenburg. Abends auf dem Chotekschen Weg. Schluß von Horazens Dichtkunst.

Warmer heiterer Tag.

6. Früh das Gedicht an den Kaiser. Mittag für uns. Zimmerüberschwemmung durch den Gewitterregen. Erbprinz von Mecklenburg und Kammerherr von Oertzen bey mir. Bey Frau von Recke und dem Kreishauptmann von Weyrotter.[291] Abends aus dem Chotekschen Weg. Dr. Sibbern von Kopenhagen, welcher Briefe von Zelter, Knebel und Kettenburg brachte.

Bedeckt, um Mittag Gewitter, Regen, Schloßen.

7. Gedicht an die Kaiserin. Dasselbe ins Reine geschrieben. Nebenstehenden Brief geschrieben. An Frau Geh.Räthin von Goethe nach Weimar, Bestellung der mitzubringenden Sachen und Schlußberedung. Gegen Mittag auf der Wiese. Graf Zichy erzählte von dem Medardus-Viehmarkte bey Pesth. Marquis von Beauffort vom jüngern Langer in München, den er auf der Reise in Italien getroffen. Fürst Hohenlohe, Kammerherr von Rönne. Mittag für uns. Gewitter. Nach Tische Kammerjunker von Schönberg, erzählte von Napoleons Empfang in Freyberg. Zur gelben Rose; auf die Prager Straße bis zu Sonnenuntergang. Abends Anfang von Jesaias.

8. Gedicht an die Kaiserin von Frankreich. Auf der Wiese, Graf Zichy erzählte von dem Verlust seines Pallasts in Preßburg beym Bombardement. Mittags für uns. Zu Frau von Recke und Dr. Mitterbacher. Kartoffelsyrup. Kammerjunker von Schönberg Visite. Rath Sauer und der Buchdrucker wegen der Gedichte. Auf der Wiese angetroffen den Prinzen von Mecklenburg, Gräfin Zichy und Gefolge. Mit ihnen bis zu den Buchen[292] des Puppischen Saals. Zurück bey Mad. Puppe. Heftiger Regen. Wahlverwandtschaften. Abends Jesaias.

9. Gedicht an die Kaiserin von Frankreich vollendet und ins Reine geschrieben. Mittags auf dem Posthofe mit Graf Zichy, Prinz von Mecklenburg pp. Nach Tische auf dem Hammer Caffee getrunken. Abends Sendung durch Dr. Sibbern von Wolf aus Berlin, Kettenburg aus Mecklenburg und Knebel aus Jena. Den Apostat zu lesen angefangen.

Bedeckter Himmel. Wind und etwas Regen.

10. Die Acharner. Julianus Apostata Schluß. Graf Geßler. Um 12 Uhr Dr. Sibbern. Mittags zum Prinz von Mecklenburg mit Dr. Mitterbacher. Gegen Abend spatzieren. Bachmanns Fragment. Gespräch über die theoretischen Tendenzen.

Regen und Kälte. Gegen Abend etwas heiter.

11. Das 7. Buch der Biographie durchgegangen. Lücke des 6. Buchs ausgefüllt. Mittags für uns. Nachmittags bey Frau von Recke. Abends auf dem Chotekschen Weg.

Kaltes wolkiges Wetter.

12. Das 7. Buch der Biographie. Brief von Herrn von Humboldt. Nachricht seiner Ankunft. Friedrich Schlegel, Deutsches Museum, April. Spatziergang mit dem Erbprinz von Mecklenburg, Acerenza[293] und von Oertzen. Mittags für uns. Nachmittag Bachmanns Fragment. Abends Le Sage.

Kalt, bedeckter Himmel.

13. Früh am Brunnen. Nachher mit Graf Geßler spatzieren. Am 8. Buche gearbeitet. Visite bey Graf Harrach und Gräfin Woronzow. Mittag für uns. Nach Tische Dr. Sibbern. Besuch beym Grafen Stolberg. Unterhaltung mit Graf Zichy über Zigeuner und Juden in Ungarn. Spatziergang den Schloßberg hinauf bis zu Findlaters Monument. Unterwegs Graf Stolberg und Geßler. Abends Herr von Humboldt, welcher zu Tische blieb. Barclay de Tolly, Russischer Kriegsminister.

Früh bewölkt, Abends heiter und warm.

14. Am Brunnen. Herr von Humboldt. Mittags Herr von Humboldt. Abends mit demselben den Schloßberg hinauf bis zum Chotekischen Belvedere, die Findlaterschen Wege bis zum böhmischen Saal, nachher zusammen.

15. Am Brunnen. Auf der Wiese spatzieren. Nach 9 Uhr Herr von Humboldt. Wir unterhielten uns besonders über sein Sprachstudium in Beziehung auf mehrere Nationen. Mittags speiste derselbe mit uns. Er reiste nach Tische ab. Ich blieb zu Hause. Las Abends in Le Sage.

Früh heiter. Nachmittag etwas Regen.

16. Früh 7. Buch. Bey dem Grafen Stolberg und[294] bey Madam Meyer. Mittags unter uns. Briefe von Hofrath Meyer und Herrn Wolff von Halle. Nach Tische Müller mit einigen curiosis. Zu dem Prinzen von Mecklenburg. Frau von Recke, wohin Graf Stolberg und Graf Geßler kamen. Bey Graf Harrach. Mit Graf Stolberg spatzieren. Lange in der Puppischen Allee. Nachher auf dem Chotekschen Weg. Anthericum liliago blühend; wieder in die Puppische Allee; wegen des drohenden Gewitters nach Hause; sehr starkes und anhaltendes Gewitter.

Heiterer, warmer Tag. Abends starkes, dauerndes Gewitter.

17. Das achte Buch der Biographie. Erbprinz von Mecklenburg. Großer Lärm wegen des Wassers, das stark anschwoll. Promenade mit dem Prinz von Mecklenburg. Mittags bey demselbigen mit Frau von Recke und Tiedge. Gegen Abend bey Mad. Meyer, wo Kreishauptmann von Weyrotter war. Abends ein paar kleine Propheten.

Heiß. Gegen Abend Gewitter und Platzregen.

18. Das achte Buch vorgenommen. Graf Stolberg. Doctor Sibbern. Mittags für uns. Nach Tisch bey Mad. Meyer. Abends auf dem Choteckschen Weg, wo das anthericum liliago blühte. Macbeth im Original gelesen. Das Packet mit den Wahlverwandtschaften an Lämel.

Trüber, regnichter Tag.[295]

19. Das siebente Buch durchgegangen. Das achte vorgenommen. Dr. Chladni. Mittags für uns. Nach Tische kamen die Frauenzimmer. Beschäftigung mit Auspacken und Durchsicht der mitgebrachten Dinge, besonders der Autographa von Herrn von Reinhard. Abends zu Hause.

Schönes Wetter, etwas bewölkt.

20. Früh verschiedenes von dem Mitgebrachten durchgegangen. Um 11 zu Frau von Meyer und Graf Stolbergs mit den Frauenzimmern, welche vorher bey Frau von Recke gewesen. Sodann auf der Wiese. Mittag unter uns. Nach Tische Whist gespielt. Abends auf dem Chotekschen Weg. Nach verschiedenem Hin- und Herschwanken dann für uns.

Schön Wetter. Gewitter drohend.

21. Früh der Herr Kreishauptmann wegen der Gedichte. Die neuen Autographa bezeichnet und geordnet. Frau von Recke und Dr. Mitterbacher, der die Schrift über die ungarische Verfassung brachte. Mittag unter uns. Obgedachte Schrift gelesen. Einen Robber Whist gespielt. Durch die Andreasgasse auf die Prager Straße, die alte Straße herunter.

Warmer Tag. Nachts Gewitter.

22. Briefe. An Frau Baronesse von Grotthus nach Dresden. Achtes Buch. Mittag für uns.[296] Abends spatzieren gefahren. Kam Prinz Friedrich von Gotha und ich besuchte denselben.

Abwechselnd heiter und bewölkt.

23. Früh Brief. An die Frau Erbprinzeß von Mecklenburg, einige Zeichnungen beygelegt. Mittag bey dem Prinz Friedrich. Abends bey Mad. Meyer. Verabredung wegen der Zichyschen Juwelen. Whist.

Bewölkt, mitunter Regen.

24. Am achten Buche. Mit den Frauenzimmern bey Prinz Friedrich. Bey der Gräfin Zichy, ihre Juwelen gesehn. Mittag für uns. Nach Tische bey Frau von Recke. Spatzieren gefahren über die Egerbrücke, zurück durch die Stadt nach der Papiermühle. Abends bey Prinz Friedrich. Vorlesung des Sechsten Buchs.

Theils heitrer, theils bewölkter Tag.

25. Wiederkunft des Prinzen von Mecklenburg. Ich war bey Herrn Kammerherrn v. Oertzen, um ihm das Packet an die Erbprinzeß zu übergeben. Mit Graf Geßler über farbige Gläser, die er gekauft hatte. Mit Graf Stolberg auf der Brücke. Traf ich den Prinzen von Mecklenburg unterwegs. Spatziergang mit ihm. Mittheilung einiger Briefe von Weimar und Ludwigslust. Komische Erzählungen von Verrocchio. Bey Mad. Meyer. Mittags bey Prinz Friedrich. Schöne Compositionen von Zingarelli. Spatzierfahrt nach dem[297] Hammer und dem Eich. Abends bey Prinz Friedrich. Vorlesung der ersten Hälfte des 7. Buchs.

Ziemlich heitrer Tag.

26. Briefe. Betrachtung der zwey Bücher, welche abgeschickt werden sollen. Spatzieren gegangen. Fürst und Fürstin Lichtenstein, Frau von Recke und mehrere. Mittags unter uns. Nach Tische Andeutung meines Übels. Spatzieren gefahren. Ausbruch des Übels und böse Nacht.

Bedeckter Himmel.

27. Den Tag im Bette zugebracht.

Bewölkt, sich aufheiternd.

28. Ziemliche Reconvalescenz. Magie der Natur von Frau von Fouqué. Mittag für mich allein. Fortsetzung der morgendlichen Lectüre. Abends Prinz Friedrich. Bewölkt. Etwas Regen.

29. Beschluß der gestrigen Lectüre. Mittags zusammen. Nach Tische Whist. Der lahme Wachtelpeter. Herr und Frau von Spiegel nebst Herrn von Seebach kamen von Weimar, brachten einen Brief von August.

Abwechselnd, bewölkt.

30. Der lahme Wachtelpeter. Bald aufgestanden. Graf Stolberg. Herr von Spiegel und von Seebach waren bey mir. Kaufmann Pupp im Namen der Schützen. Mittags für uns. Nach Tische[298] Expedition an August und Frommann. Brief an August nebst den Gedichten an den Kaiser von Österreich und die Kaiserin von Frankreich. Graf Geßler. Brief von Frau von Humboldt. Prinz Friedrich mit seinem Gefolge.

Bewölkter angenehmer Tag.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 4, S. 290-299.
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