October.

[148] 1. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn Oberpfarrer und Consistorialrath Kirchner, das Gedicht an die 18 Freunde, auch ein Billet an Fräulein Kirchner. – Verabredung mit Kräuter mundirt und geheftet. Correspondenz zu verbrennen angefangen. »Frühere Fehler hindern spätere nicht«. Umsicht mancher Art. Spazieren gefahren. Hofrath Vogel. Früheres, wieder aufgenommenes Gespräch von Wichtigkeit, das mich an den Streit der Nominalisten und Realisten erinnerte. Dergleichen wird's immer geben, so wie Guelfen und Ghibellinen. Wer hievon deutlichen Begriff hat und seine Einsicht praktisch zu benutzen weiß, der steht im Vortheil; alles übrige ist vom Übel. Mit Hofrath Meyer Auswahl einiger Kupferblätter für's Museum. NB. Ein sehr geschicktes Frauenzimmerchen, Pianoforte spielend, von ihrem Vater angeführt, hatte sich bey mir hören lassen. Es waren neuere Pariser Compositionen, große Fertigkeit des Vortrags verlangend, aber immer heiter, so daß man[148] gerne folgte. In den Gedichten Gustav Pfitzers. Einiges zur Anordnung und Fortsetzung des Bevorstehenden.

2. Die Rechnungen des vergangenen Monats durchgesehen, in die Tabellen eingetragen, anderes tabellarisch Nothwendige besorgt. Einiges angeordnet. Brief an Zelter dictirt. Das Interesse an den neuacquirirten Kupferstichen in Verbindung mit den älteren mußte immer wachsen, da man Longhi's Werk mehr studirte. Es gilt hier wie durchaus in aller lebendigen Kunst und der dazu erforderlichen Technik, daß es unendlich wird, sobald man sich ernstlich darauf einläßt. Mittag mit Dr. Eckermann. Nachher Oberbaudirector Coudray. Abends Ottilie. Angekommen waren Zwey Bände Fragments de Géologie par Alexandre de Humboldt, und ich fing an darin zu lesen.

3. Oberaufsichtliches mundirt. Die Registrande eingetragen. Um 12 Uhr Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Um 1 Uhr Graf Caraman und Vaudreuil. Mittags Dr. Eckermann. Nachmittags allein, von Humboldts Fragments. Abends Ottilie. Biographien des Plutarchs, griechische Serie.

4. Briefe concipirt und mundirt. Nebenstehendes expedirt: Herrn Professor Zelter, Berlin. Herrn Professor Riemer nach Eckartsberga.[149] – Um halb 1 Uhr in die Ausstellung des Gartenvereins, wo sehr schöne und merkwürdige Früchte zu sehen waren. Mittag Herr Geh. Rath von Müller. Nachher für mich. 15. Septembre 1831 par F. Alph. de Syon. Abends Ottilie, den Alcibiades des Plutarchs vorlesend.

5. Nebenstehendes: Communicat an das Oberconsistorium hier, mit Zeichnungen. Herrn Hofrath Voigt, mit Anschlägen zur neuen Röhrenfahrt. Herrn von Otto, Separatcasse-Rechnung. Herrn Professor Zelter, Berlin. – Jenes französische Heft durchgelesen. Die neuacquirirten Kupfer an Schuchardt. Friedrich meldete sich krank, und war daher manches Hinderniß im Hauswesen. Ich übernahm das Geld von Vulpius und brachte die angeschafften Kupfer für das Museum und mich in Ordnung. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische Hofrath Meyer. Das Heft von Syon weiter betrachtet und gewürdigt. Abends Oberbaudirector Coudray, mit Anträgen von der Clavierspielerin. Später Ottilie. Verhältnisse zu dem französischen Abgesandten und seiner Gemahlin.

6. Wackerer Brief von Zelter. Nebenstehendes: Herrn Professor Dr. Renner, Jena, Verordnung. Deßgleichen an Rentamtmann Steinert, daselbst. – Geldpackete wurden gemacht, in verschiedenen Posten abgethan. Ein[150] junger Mediciner aus Hamburg, in Halle studirend, Namens Nölting, ein kleiner, hübsch zusammengefaßter junger Mann. Fortgesetztes Studium des französischen Heftes. Der Verfasser ist freylich auch ein Redner, dem man aufpassen muß, aber trefflich überschauend und alle Zuständlichkeiten bis in die letzten Winkel verfolgend. Mittags Wölfchen. Nachher das Nächste in Betracht gezogen. Manches gesondert und geordnet. Abends Ottilie. Alcibiades bis zu Ende gelesen. Sociale Verhältnisse besprochen. Herr Hofrath Soret ließ die 146 Thlr. 11 Gr. für die Medaille gegen Quittung holen.

7. Nebenstehendes: An Herrn Geh. Rath von Müller, verschiedenes, besonders auch auf Klinger Bezügliches. Herrn Hofrath Meyer, Kupferstichcatalog von Leipzig. – Die Briefschaften des grünen Portefeuilles besichtet und einen Theil verbrannt. Die Störung durch Friedrichs Krankheit war ziemlich in's Gleiche gebracht. Mit Wölfchen spazieren gefahren. Mittags Dr. Eckermann. Hernach allein. Die Leipziger Sendung nochmals näher betrachtet. Gelesen. Abends Ottilie.

8. Briefconcepte. Einiges Oberaufsichtliche. Buchbinder Bauer brachte das aufgezogene Kupfer Kaiserin Elisabeth. War geglückt. Geh. Hofrath Helbig. Um 12 Uhr der Großherzog Königliche[151] Hoheit. Zu Tische Hofrath Vogel. Später Quittungen für den Dresdner Verein. Studium der Rembrandtischen Blätter nach dem Band des Museums. Hofrath Meyer. Beunruhigung wegen der Krankheit unserer Frau Großherzogin, Wölfchen. Thee bey Ottilien, deßhalb dieselbe erst später kam.

9. Fortgesetztes Studium Rembrandtischer Blätter. Dictirt über den barmherzigen Samariter. Ein ungarischer junger Geistlicher Hrabowski, ein Verständiger hübscher Mann. Um 12 Uhr Concert. Clara Wieck, ihr Vater und ein Violinspieler, ließen sich hören, einzeln und zusammen. Gegenwärtig waren die nächsten der Familie, dabey Frau Geh. Rath und Herr General von Wolzogen. Mittags mit Wölfchen, welcher sehr mäßig und gätlich war. Gegen Abend Herr Geh. Rath von Müller, Unerfreuliches mittheilend.

10. Einiges weggearbeitet. Um 11 Uhr zum Manöver hinausgefahren mit der Familie und Vogel. Mittags mit Dr. Eckermann. Nachher La Peau de Chagrin zu lesen angefangen. Abends Ottilie. Aus der Geschichte des Fitz Gerald erzählt.

11. Geldpackete, Briefe und sonstige Sendungen für morgen vorbereitet. Obige französische Lectüre fortgesetzt. Herr Frommann d.Ä., die Einrichtung seines neuen Hauses mir erzählend. Mittag Wölfchen. Ich las La Peau de Chagrin[152] weiter und beschäftigte mich damit die übrige Zeit, wie ich denn in der Nacht auch mit dem 2. Theil fertig wurde. Es ist ein vortreffliches Werk neuster Art, welches sich jedoch dadurch auszeichnet, daß es sich zwischen dem Unmöglichen und Unerträglichen mit Energie und Geschmack hin und her bewegt und das Wunderbare als Mittel, die merkwürdigsten Gesinnungen und Vorkommenheiten sehr consequent zu brauchen weiß, worüber sich im Einzelnen viel Gutes würde sagen lassen.

12. Nebenstehendes expedirt: An Börner in Leipzig 50 Thlr. Sächs., mit Brief und den übrigen Kupfern. An Herrn Hofrath Winkler 80 Thlr. für den Dresdner Verein, dabey ein Brief. An Herrn Hofrath von Quandt nach Dresden. Ferner an Börner ein Päckchen mit Verzeichniß und Rechnungen. – Den 4. Band meiner Biographie wieder angegriffen. Die gestrige Betrachtung über das bezauberte Fell rief mir Victor Hugo's Notre-Dame de Paris wieder in's Gedächtniß. Wenn ich jene Terminologie beybehalten will, so muß ich sagen, er hat das Unmögliche und das Unerträgliche dargestellt und, anstatt es durch ein Wunder zu verknüpfen, durch eine seltsame Realität, die uns nur Augenblicke besticht, zu vereinigen gesucht. Seine Darstellung eines unmöglichen Details, das noch[153] dazu widerwärtig ist, stößt uns ab. Ich habe den zweyten Theil nicht auslesen können.

13. Einige Expeditionen in oberaufsichtlichen Angelegenheiten. Einiges zu eignen Zwecken. Wenige Blicke in das Leben Fitzgeralds, wovon ich gestern Abend mit Ottilien mit vielem Antheil gesprochen hatte. Besuch von Dr. Hartig und Froriep. Ihro Hoheit der Großherzog. Die Herren Sterling und ..... Zu Mittag Wölfchen. Ich nahm das Leben Lord Fitzgeralds wieder vor. Es ist höchst merkwürdig, wie Thomas Moore und die Briten überhaupt so ein Buch zu machen wissen, durchaus collectiv und doch ein meisterhaftes liebenswürdiges Ganze. Das kommt aber von ihrem immerfort agitirten öffentlichen Leben, nicht weniger von den großen Vortheilen, die der Autor aus seinen Productionen zieht, sodaß es der Mühe werth ist, sich lange Zeit darauf zu concentriren. Abends Oberbaudirector Coudray, von dem Virtuosen Wieck und seiner Tochter nähere Nachricht gebend. Sodann Hofrath Riemer von Eckartsberga zurückkehrend. Geschichte seiner und der Seinigen Abenteuer. Ferner über die Einrichtung der Schulstudien in der neuern Zeit bey Gelegenheit der vacanten Directorstelle von Schulpforta. Ottilie ging zum Ball bey Gersdorffs.

14. Nebenstehendes: Schreiben an den Hofrath[154] Riemer, Glück wünschend. – Die Registrande der Oberaufsicht durchgegangen. Expeditionen nachgetragen. Anderes vorbereitet, überhaupt für den nächsten Winter eingeleitet. Ottilie erzählte vom gestrigen Balle. Das Wetter fuhr fort, sehr schön zu seyn. Mittag mit Eckermann im untern Garten gegessen. Spät herauf. Abends Professor Riemer. Einige Correcturen besprochen. Griechische Sprache und deren Vorzüge. Einiges von Kunstsachen vor gewiesen. Ich schlief wieder in dem hintern Zimmer.

15. Nebenstehendes expedirt: An Herrn Grafen Brühl nach Berlin. Herrn Dr. Mejer, Clausthal. Herrn Dr. Göttling, zwey autorisirte Quittungen, eine für Liebeskind von 6 Thlrn. Herrn Prodirector Bachmann, Jena, Verordnung. – Einiges Mineralogische. Hofrath Göttling gegen 11 Uhr. Zum Mittagsessen eingeladen. Ich fuhr fort, gewisse Lebensepochen zu bedenken. Mittag die Hofräthe Vogel und Göttling. Heiteres und wissenschaftliches Weltgespräch. Nachher manche Betrachtungen über natürliche Dinge. In den Gartenhäusern mineralogische Gegenstände besehen. Abends Ottilie vom Geburtstag ihrer Frau Mutter kommend. Sie las den Timoleon vor.

16. Nebenstehendes: Herrn Professor Wolff, Jena. – Manches concipirt und mundirt. Betrachtungen[155] über Herrn Olfers' Berliner Vorlesungen das Grab der Tänzer bey Cumä betreffend. Der Zwiebelmarkt war heute wie gewöhnlich gehalten und erinnert an die Epoche von 1806. Vulpius übergab die Vierteljahrsrechnung. Sonstige umsichtige Vorbereitung. Herrn Goffs Übersetzung der Zueignungsstanzen von Faust. Wohlgerathen. Mittag Dr. Eckermann. Manches Gute besprochen, besonders die glücklichen Augenblicke, wenn uns ein fruchtbares Gewahrwerden deutlich wird und wir nun unter dessen Leitung fortbeobachten und uns bilden. Altdeutsche Kupfer betrachtet, besonders den köstlichen Abdruck vom Hinscheiden der Marie durch Martin Schön. Abends Oberbaudirector Coudray. Fortschreiten der Chausséen bey guter Witterung; dessen verschiedene Expeditionen die Woche über besprochen. Auch manches über die Wirkung und Fortwirkung der Gewerkenschule. Longhi's Calcographie näher studirt.

17. Concepte und Munda. Einiges eingeleitet. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit mit Demoiselle Mazelet. Über das Schicksal, welches Riemern betroffen. Manches andere Äußere und Innere. Auch des ausgegrabenen Elephantenzahns wurde gedacht. Mittag Dr. Eckermann. Ich zeigte ihm einiges auf Kunst und anderes auf Physik Bezügliche. Er wußte das auf seine eigenthümliche[156] Art zu betrachten und sich zuzueignen. Kam der Elephantenzahn von Belvedere zurück, leider nicht in seiner vollkommenen Integrität, wurde im Gartenhaus niedergestellt. Ich beschaute einige Portefeuilles in Bezug auf Longhi's Werk. Abends Ottilie, manches aus dem geselligen Leben erzählend, welches wie immer im Schwanken blieb.

18. Secretär Kräuter bearbeitete die neuangekommenen Bücher und Schriften, um vor Winters dem Zustand noch einige Sicherheit zu geben. Bey Betrachtung des Ankaufs der von Voigtischen Münzsammlung einige neue, weiter durchgreifende Gedanken. Den Elephantenzahn angesehen und zu dessen Conservation Anstalten gemacht. Es ist das Merkwürdigste was in dieser Größe und so vollständig gefunden worden. Herr von Berlepsch, ein wunderlicher aber schätzbarer Liebhaber aller Arten von Curiositäten, hatte mich gestern besucht und theilte ein Stammbuch eines seiner Vorfahren mit aus der Mitte des dreyßigjährigen Kriegs. Mittags Dr. Eckermann. Abends Hofrath Soret. Geh. Rath Schweitzer, die morgende Ausstellung in Belvedere ankündigend und dazu einladend. Um 6 Uhr Hofrath Riemer. Einiges mit ihm durchgegangen. Schöne allgemein sprachliche Bemerkung. Nachts Ottilie, die Kinder.[157]

19. Mehrere Briefconcepte. Nebenstehendes abgesendet: An Professor Renner einen monstrosen Hirschfuß und Magenstein. -Um 11 Uhr nach Belvedere. Zur Ausstellung des landwirthschaftlichen Vereins, wo bedeutende Vegetation mancher Art, auch meinen Speculationen förderlich vor Augen lagen. Kam die Nachricht von der glücklichen Niederkunft der Prinzeß Wilhelm mit einem Prinzen. Mittags mit Dr. Eckermann und Wölfchen. Ferner Ottilie. NB. Herr Geh. Rath von Müller war wegen der Gemälde Juliens anfragend gekommen. Hatte auch anderes zur Sprache gebracht.

20. Brief- und andere Concepte. Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Berlin. – Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit. Ich bereitete darauf gar manches vor. Fing an Ordnung zu machen, damit der Umzug in die Winterquartiere erleichtert werde. Gegen Abend Hofrath Meyer. Gespräch auf Leben und Kunst bezüglich. Haus-, Hof-, Stadt- und Weltinteresse durchgesprochen. Blieb für mich und bedachte das Nächste.

21. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Geh. Oberrevisionsrath von Savigny, Berlin. Herrn Major von Knebel nach Jena. – Anderes mundirt. Ingleichen concipirt. Das Nächste notirt. Dr. von Froriep, einige Fremde anmeldend. Um 12 Uhr Dr. Succow von der[158] Breslauer Universität. Sodann die Doctoren Scoutetten und Maréchal, zwey sehr schätzbare Mediciner, von Berlin kommend, wo sie sich neunzehn Wochen? (Tage?) aufgehalten, um in Auftrag ihres Gouvernements nach den Bezügen der Cholera sich zu erkundigen. Sie brachten ohngefähr soviel mit als wir schon wissen, besonders den alten sittlichen Satz bestätigt, die Furcht sey größer als das Übel. Herr Beaulieu, ein junger angenehmer Mann in Jena studirend, besuchte mich gleichfalls und gab mir genugsame Unterhaltung. Mittag Dr. Eckermann. Über die erfreulichen Vorschritte des jungen Erbgroßherzogs. Anderes auf unsre Arbeiten Bezügliches. Nachher einiges geordnet und die Winterquartiere vorbereitet. Die Kinder waren in Belvedere bey der landwirthschaftlichen Ausstellung gewesen. Abends Hofrath Riemer. Gingen einiges durch. Besprachen anderes in Gegenwart und mit Theilnahme von Wölfchen, der sich nach seiner Art herbeygethan hatte.

22. Den Aufsatz Diderots Neffe weiter gestaltet. Einiges fernerhin geordnet. Tecturen eingerichtet. Das gnädigste Rescript wegen der von Voigtischen Medaillensammlung wurde insinuirt. Um halb zwey Uhr Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Mittag Hofrath Vogel. Aufregung der zoologischen Entwürfe. Gegen Abend Hofrath[159] Meyer. Besprachen die Zürcher Localitäten. – Des Herrn Dr. Mejer in Clausthal, Dr. Eckermanns Brief.

23. Die zoologischen Acten und Entwürfe vorgenommen. John mundirte. Ich besorgte Tecturen. Alles Vorliegende zu ordnen und einzuleiten bemüht. Abends Oberbaudirector Coudray, von dem lebhaften Fortgang des Straßenbaues bey so schönem Wetter referirend. Ingleichen einiges auf's Theater bezüglich.

24. An den zoologischen Heften fortgefahren. Nebenstehendes: An Frau Staatsminister von Voigt. Herrn Hofrath Winkler in Dresden. – Demoiselle Seidler, einen Entwurf vorzeigend, der wohlgerathen war. Der Stuttgarter Arzt nahm Abschied. Mittag Dr. Eckermann. Ich fuhr in den morphologischen Studien fort. Abends Ottilie; wir lasen den Philopömen.

25. An dem morphologischen Aufsatz fortdictirt. Damit und mit dem Mundiren den ganzen Morgen zugebracht. Mittag Dr. Eckermann. Gegen Abend Herr Geh. Rath von Müller. Herr von Henning und seine schöne Dame. Hofrath Vogel. Zuletzt Hofrath Riemer, mit welchem die morphologische Controvers durchzugehen anfing.

26. Hofrath Vogel war nach Jena gefahren. Das Wetter vollkommen schön. Ich setzte das gestrige Geschäft gleichmäßig fort und widmete ihm den[160] ganzen Morgen. Mittag Dr. Eckermann, seine Abreise ankündigend, sowohl Bücher als Manuscripte zurückgebend. Abends für mich. Das Nächste bedenkend. Später Ottilie; wir lasen des Plutarchs Philopömen. Höchst merkwürdig wird es, auf diese Weise die trefflichsten Männer nach und nach zwar wie vorher zwischen eigene Partheyen, zuletzt auch zwischen Macedonier und Römer geklemmt zu sehen.

27. Am Aufsatz fortgefahren. In der Geschichte meiner Studien der vergleichenden Anatomie mundirt, concipirt. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Mit Ottilien spazieren gefahren. Mit Wölfchen zu Tische. Nachher allein. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray. Nachts Ottilie. Lasen den Lysander.

28. An dem Currenten fortgefahren. Bey dem schönsten Wetter allein nach Berka. Speiste daselbst im neuen Badehause. Nach 5 Uhr kam ich zurück. Professor Riemer. Einiges auf den französischen Streit Bezügliches durchgegangen.

29. Dieselbe Materie fortgesetzt. Einiges Geschäftliche beseitigt. Bücher von der Bibliothek erhalten. Einige Stellen aufgeschlagen. Merkwürdiges bedacht. Hofrath Vogel um 1 Uhr. Wir besprachen das vorgekommene Oberaufsichtliche. Er speiste mit mir. Wir setzten die Unterhaltung über seine und meine gegenwärtigen Arbeiten[161] fort, insofern sie zusammentreffen, und hatten die Zufriedenheit gleicher Hauptansichten. Alma's und Fräulein Pogwisch Geburtstag war gefeyert worden. Ich setzte die zu meinen Zwecken nothwendige Lectüre fort. Blieb allein. Abends Walther. Artig und unterhaltend. Später Ottilie, von Gräfin Vaudreuil, der ein Kind krank geworden, zurückkehrend. Sie las mir noch den Schluß des Lysanders und den Anfang Kimons vor. NB. Hoher Barometerstand und völlig bedeckter Himmel den ganzen Tag.

30. Wenig gesunkener Barometerstand und regnerisches Wetter. Höchst leidige Unregelmäßigkeit. Ottilie dennoch nach Jena. Hofrath Riemer durch ein Mißverständniß besuchte mich. Ich machte ihn sogleich mit der Voigtischen Angelegenheit bekannt und nützte hiezu jenen Irrthum. Expeditionen in der Voigtischen Angelegenheit. Ich nahm die d'Altonischen Skelette vor. Mittag Herr Rothe. Unterhielt mich mit ihm über der Kinder Fortschritte und war mit seiner Weise den Unterricht zu behandeln wohl zufrieden. Suchte manches zu ordnen und vorzubereiten. Nahm auch die d'Altonischen Skelette vor. Abends Ottilie. Weniges im Plutarch gelesen. Sie war mit Alwine von Jena zurückgekommen. – An Herrn Professor Hofrath Riemer, hier. An Bibliothekssekretär[162] Kräuter, in der von Voigtischen Angelegenheit.

31. Zur vergleichenden Anatomie fortgefahren. Nebenstehendes expedirt: An Herrn Professor Zelter nach Berlin. Herrn Cammerherrn von Groß, Diplom der Mineralogischen Societät zu Jena. – Um 12 Uhr Ihro Hoheit der Großherzog. Ottiliens Geburtstag. Mittags Herr Oberbaudirector Coudray. Unüberlegtes Programm des Weimarischen Gymnasiums, die Invectiven des Simonides gegen die Weiber griechisch und deutsch enthaltend, bringt großen Skandal unter den Schülern zu Wege. Abends Alwine Frommann. Sodann Ottilie. Las des Plutarchs Nikias.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 13, S. 148-163.
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