März.

[227] 1. Nebenstehendes: An Ihro Kaiserliche Hoheit Frau Großherzogin das Verzeichniß der Bücher. An Kaiser, Nr. 25 der Registrande. An Dr. Eckermann, Auszug aus der Jenaischen Litteraturzeitung. – Haushaltungsrechnungen durchgesehen, in Tabellen gebracht. Das zunächst Bevorstehende, Bedeutende überlegt und vorbereitet. Ihro Kaiserliche Hoheit mit Demoiselle Mazelet. Letztere schickte mir die Memoiren Ludwig XVIII. Mittag für uns. Hofrath Meyer. Besondere und allgemeine Verhältnisse besprochen. Erhielt eine Sendung von Herrn Beuth, die zu manchen Gedanken und Vorsätzen Anlaß gab. Auch ein Trauerspiel: Prinz Hugo von Carl Lauter. Was für wunderliches Zeug in den Köpfen der jungen Leute spukt; wenn sie doch nur im Theater sitzend lernten, was da droben geht und nicht geht. Abends Oberbaudirector Coudray. Über die letztere Ausstellung der Gewerkschule und die den jungen Leuten zuzubilligende Aufmunterung. Blieb für mich. Mémoires de Louis XVIII.

2. Concept im Namen Ihro Kaiserlichen Hoheit. Erhalten ein Schreiben an Coudray, nebst achtzig Thalern für die Gewerkschule durch Rudolph. John hatte gestern die oberaufsichtlichen neusten[227] Papiere gesondert und geheftet. Das Nächste gleichfalls zu reinigen. Kleine Gefälligkeiten besorgt. Vor Tische Kupfer betrachtet. Mittag mit Dr. Eckermann, und die Familie. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray, achtzig Thaler eingehändigt von Seiten der Frau Großherzogin zu Prämien für die Gewerkschule. Um 6 Uhr Professor Riemer. Geschichte der Farbenlehre, sonstiges Wissenschaftliche.

3. Einige Concepte. Die oberaufsichtlichen Acten ferner zu ordnen und zu heften fortgefahren durch John. Um 12 Uhr Herr von Vitzthum. Um 1 Uhr zwey Franzosen, bißher in München studirend, jetzt nach Berlin gehend, von Boisserée's empfohlen, auf die theologisch-philosophisch-symbolische Seite sich hinneigend. Mittags Frau von Münchhausen, Hofrath Vogel und Göttling. Später Geh. Rath Müller und Hofrath Meyer. Nachts Ottilie.

4. Seit gestern Briefe eines Verstorbenen, 4. Band. John in der gestrigen Arbeit fort. Einiges Oberaufsichtliche. Verschiedene Briefe erhalten. Spottbilder. Dr. Eckermann. Derselbe zu Tische. Die Familie außer Herrn Rothe und Wolf. Jene Lectüre fortgesetzt. Später Ottilie von Hof kommend, das gestern bey Buchwalds vorgefallene erzählend, auch vom heutigen Hofabend referirend, nicht weniger eine neue mit[228] Eberwein übereingekommene Singstunde ankündigend.

5. Geschäft und Lectüre fortgesetzt. Mit Hofrath Vogel einiges Oberaufsichtliche besprochen. Um 12 Uhr Herr von Schröder, welcher von seiner hannöverschen Reise zurück kam und über die dortigen Zustände sich einsichtig äußerte. Mittag für uns. Die Familie bereitete sich auf Singstunde bey Eberwein. Blieb für mich, die Berliner Vereinskupfer anzusehen, auch andere neuacquirirte. Später Ottilie, die auf den Ball zu Graf Santi fuhr. Ich setzte die Briefe des Verstorbenen fort.

6. Einiges Oberaufsichtliche. Kam ein Schreiben von Zahn, Neapel, vom 18. Februar, mit Durchzeichnung der Casa di Goethe zu Pompeji nebst dem Grundriß des Hauses selbst. Eine Antwort sogleich dictirt. Die Angelegenheit meines Porträts mit Schwerdgeburth abgemacht. Anderes beseitigt. Die fünfjährige Palme aus ihren Winterquartieren in gutem Bestand gefunden. Die Zeichnung nach der berühmten Mosaik immer genauer betrachtet. Mittag die Familie und der kleine Pfarrssohn von Groß-Monnra. Besah die Berliner Preiskupfer, die von Börner neuangeschaften, so wie frühere. Las in den Briefen eines Verstorbenen. Fand die absurde Meynung der Schwächlinge weitläufig ausgeführt, Lady[229] Macbeth habe sich nur aus Liebe zu ihrem Gemahl und wahrer Condescendenz in seine Gesinnungen in eine Bestie verwandelt. Schrecklich ist es, wie das Jahrhundert seine Schwächen aufsteift und aufstutzt. Professor Riemer. Wir lasen den Brief von Zahn zusammen und besprachen die Angelegenheit.

7. Fernere Betrachtung der Zahnischen Sendung, welche immer bedeutender wird. Man muß die Vollkommenheit der mannichfaltigsten, in sich abgeschlossenen, malerischen Compositionen immer mehr bewundern und sich nur in Acht nehmen, gegen alles bißher Bekannte ungerecht zu werden. Vergleichend mit der ewig zu preisenden Schlacht Constantins von Rafael; es führt zu den allerhöchsten Betrachtungen. Die Antwort an Zahn ajustirt. Man muß sich eilen, vor seiner Abreise nach Ägypten ihn noch zu erreichen, und wie soll man aus dem Stegreife auf eine solche Sendung das Gehörige erwidern! Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. – Herrn Professor Riemer, die Antwort an Zahn. Herrn Professor Göttling, Verordnung und das alte Rom 2 Bände. Meyers Zeichnung des Bacchus an Ihro Königliche Hoheit.

8. Oberaufsichtliches fortgesetzt, besonders die neuen Fascikel im Repertorium nachgetragen durch John. Um 12 Uhr die Frau Großherzogin und[230] Demoiselle Mazelet. Später Herr Staatsminister von Fritsch, Abschrift eines Briefes des Herrn Legationsrath Weyland aus Paris bringend, worin eine Sendung Gipsabgüsse von merkwürdigen Fossilien angekündigt wird. Mittag mit der Familie. Vorher mit Hofrath Riemer die Zahnische Angelegenheit durchgesprochen. Zeichnungen angesehen. Nachts Ottilie.

9. John fuhr an der Zelterischen Correspondenz fort. Ich las in den Mémoires d'un homme d'Etat die traurige Geschichte unsres Feldzugs in Champagne. Ich las ferner in gedachten Memoiren. Hofrath Riemer; mit demselben die Zahnische Angelegenheit durchgearbeitet. Ihm die Durchzeichnungen vorgewiesen. Zu Mittag derselbe. Abends um 6 Uhr Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Später Ottilie, welche zum Grafen Vaudreuil soupiren ging.

10. Die Geschichte des Feldzugs und die geheimen Ursachen des schlechten Ablaufs durchgelesen. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn Professor Zahn nach Neapel. – In den böhmischen Jahrbüchern einige Artikel gelesen. Zwey Hefte waren mit einem freundlichen Schreiben des Grafen Sternberg angekommen. Bedeutender Brief von Graf Reinhard an Herrn Canzler von Müller von Dresden ab. Ein junger von Arnim. Zwey Frauenzimmer, Frau Professor[231] Hase von Jena, Frau Professor Weiße von Leipzig. Von Arnim und Hofrath Vogel bey mir zu Tische. Betrachtete nachher die pompejanischen Zeichnungen. Übersah die verschiedenen Sendungen, die mir von Berlin und Dresden zukommen waren, rangirte manches zu Erwiderung und weiterer Mittheilung. Abends Ottilie. Walther aus dem Don Juan zurückkehrend und die Melodien nachsingend. Wölfchen war nicht wohl und deßhalb abwesend.

11. Concepte zu nothwendigen Antworten dictirt. Hofrath Vogel, merkwürdige Criminal- und verwandte polizeyliche Fälle besprechend. Mittag der junge von Arnim und Dr. Eckermann. Ottilie war an Hof. Beschäftigte mich nach Tisch, einige Zeichnungen der Gräfin Vaudreuil auszusuchen. Oberbaudirector Coudray, an den pompejanischen Sendungen sich erfreuend. Später las ich: Souvenir de Mirabeau par Duval. – Herrn Professor Zelter, Berlin.

12. Fortsetzung jener Lectüre, ingleichen des Dictirens verschiedener Briefe. Hofrath Vogel, interessante Unterhaltung über die Kritik einiger Gutachten der Physiker. Sonstige Verhältnisse. Fräulein Seidler um 1 Uhr, vorzeigend einige hübsche Entwürfe zu Bildern, die sie zu unternehmen gedenkt. Mittag Herr Oberbaudirector Coudray, die neapolitanische Sendung nochmals durchmusternd. Von[232] Arnim. Eckermann. Nach Tische für mich, den er sten Band der Mémoires des Dumont ausgelesen. Herr Canzler von Müller. Ich fuhr Obiges zu lesen fort. Später Ottilie. Graf Vaudreuils Abreise. Äußerungen der Frau Großherzogin.

13. Fortsetzung des Briefdictirens. Maler Starke die Zeichnung des Pflanzenabdrucks von Ilmenau für Graf Sternberg fertigend. Um 12 Uhr mit Ottilien spazieren gefahren. Mittags Herr von Arnim. Später die französische Lectüre fortgesetzt. Um 6 Uhr Hofrath Riemer. Mancherley Concepte mit ihm durchgegangen.

14. Einiges Oberaufsichtliche. Nebenstehendes: Das Vermehrungsbuch an Herrn Hofrath Göttling, Jena. – Um 12 Uhr Maler Carl Werner mit seinem Vater, jener nicht ohne Verdienst, Enkel der Schauspielerin Neumann. Spazieren gefahren. Mittags von Arnim und die Familie. Nachher Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Nachts Ottilie, Plutarch.

15. Nebenstehende Expeditionen abgeschlossen und expedirt: Herrn Grafen Caspar von Sternberg, Brzezina. Herrn Criminalrath Grüner, Eger. Herrn Candidat Cotta, Tharand. Herrn Rentamtmann Mahr, Ilmenau. – Hofrath Vogel, genugsame Relation von seiner gestrigen Ausrichtung in Jena vortragend.[233] Seine einsichtige und im gemeinsamen Sinne consequente Theilnahme am Geschäft ist höchst erfreulich. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Mémoires d'un homme d'Etat 2. Theil. Mittags mit von Arnim und Hofrath Meyer. Betrachteten die Bilder von Werner. Später allein. Nachts Ottilie.

16. Den ganzen Tag wegen Unwohlseyns im Bette zugebracht.[234]

Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 13.
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