|
[309] 1738.
Nil dulcius est, bene quam munita tenere
Edita Doctrina Sapientum Templa serena,
Despicere unde queas alios, passimque videre
Errare, atque Viam palantes quærere Vitæ.
Lucret.
Aria.
Erlauchtes Haupt, sey uns willkommen!
Willkommen gnädigster Mäcen!
Du Gönner der Vernunft und Wahrheit,
Du Schrecken frecher Unvernunft!
Dich nennt der Philosophen Zunft
Ihr Schutzgestirn, voll Licht und Klarheit,
Und kann Dich nie genug erhöhn.
Erlauchtes Haupt, sey uns willkommen!
Willkommen gnädigster Mäcen!
Wie glücklich ist der Tag,
Daran wir Dich, gepriesner Mäcenat!
In unsrer Philuris erblicken,
Die längst nach Dir geseufzet hat.
Sie sieht noch mit Entzücken
Zurück, auf die vergangne Zeit,
Da Du mit Witz und Munterkeit[310]
In ihrer Musen Zahl gesessen,
Die oft, bey Deiner Seyten Ton,
Sich selbst, wie Kastalis den eignen Lauf, vergessen.
Sie schmäuchelt sich und jeder freyen Kunst,
Noch allezeit mit Deiner Hohen Gunst.
Und half Dein Arm bishero schon
Das Ruder großer Staaten lenken:
So war doch Deines Geistes Kraft
Dadurch unmöglich einzuschränken.
Er gönnte stets der armen Wissenschaft
Ein unverrücktes Angedenken.
Aria.
Steh uns bey mit Deiner Huld,
Heldengeist von seltner Stärke!
Denn man drückt uns sonder Schuld.
Fahre fort!
Störe durch Dein mächtig Wort,
Durch der Feder Meisterstücke,
Aller unsrer Lästrer Tücke,
Der Verfolger schnöde Werke,
Daß man unser Wachsthum merke.
Steh uns bey mit Deiner Huld.
Heldengeist von seltner Stärke:
Denn man drückt uns sonder Schuld.
So seufzt das Chor der Wahrheit-Freunde,
Erlauchter Graf! und nennet Dich sein Haupt.
Wird dieses ihm von Dir erlaubt:
So lacht es aller Feinde.
Es mache nur die blinde Barbarey,
Die stets im Finstern pflegt zu schleichen,
Ein noch so kläglich Angstgeschrey:
Das Licht der Wahrheit wird nicht weichen.[311]
Die Weisheit schwingt ihr stolzes Siegeszeichen,
Durch Deinen weisen Arm empor.
Arioso.
Und Klio selbst, die Heroldinn der Helden,
Wird der, von Dir geschätzten Weisheit Flor
Den spätsten Enkeln melden.
Aria.
Erscheinet doch endlich, ihr güldenen Zeiten!
Da Weisheit und Tugend die Menschen regiert.
Verhängniß! erhalte den deutschen Mäcen.
Den Wissenschaft, Einsicht und Gnade begleiten;
Hilf selber die Waffen der Thorheit bestreiten,
Und Gründlichkeit, Ordnung und Wahrheit erhöhn.
O! wohl dem, der dieses in kurzem verspürt!
Erscheinet doch endlich, ihr güldenen Zeiten!
Da Weisheit und Tugend die Menschen regiert.
Si occupati profuimus aliquid civibus nostris, prosimus etiam, si possumus, otiosi.
Cicero Tusc. Quæst.
Buchempfehlung
Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.
70 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro