Widmung

Widmung und Widmungsschreiben zur ersten Ausgabe 1736.


Dem

Hochwohlgebohrnen Herrn,

Herrn

August von Häseler,

Erb und Gerichtsherrn auf Hesler

und Gestinz,

Sr. Königl. Majestät in Preussen und

Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg hochbestalltem

Kriegs- und Domainenrathe, auch Oberempfängern

in dem Herzogthume

Magdeburg,

Meinem gnädigen Herrn;


Wie auch


Dem

Hochedelgebohrnen Herrn,

Herrn

Johann Christoph Block,

Sr. Königl. Majestät in Preussen und

Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg hochbestalltem

Kriegs- und Domainenrathe, auch Landrentmeister

in dem Herzogthume Magdeburg,

Meinem hochzuehrenden Herrn.[499]


Hochwohlgebohrner,

Hochedelgebohrner Herr,

Hochgeehrteste Herren

Kriegsräthe!


Ew. Hochwohl- und Hochedelgebohrnen Namen diesem Buche vorzusetzen, möchte ich wohl keine erhebliche Ursachen zu haben scheinen; wenn man mich nach denen Stücken beurtheilen wollte, die zu den ersten Zueignungsschriften Anlaß gegeben. Eben dieses aber freuet mich, weil ich dadurch vor dem Vorwurfe gesichert werde, welchen man den gewöhnlichen Zuschriften mit Rechte machen kan. Denn da ich Denenselben hier weder für eine genossene Wohlthat danken, noch mir eine neue Gewogenheit ausbitten darf: So wird der Verdacht einer Schmeicheley gänzlich von mir wegfallen, und der Grund meines itzigen Unternehmens sich allein auf eine reine Verehrung Dero rühmlichen Eigenschaften stützen.

Ich erinnere mich noch des süssen Vergnügens, welches ich bey meinem Aufenthalte in Magdeburg empfand, wenn ich aus vielen Proben erfuhr, was für grosse Liebhaber der Musen Ew. Hochwohl- und Hochedelgeb. seyn müßten. Es ist etwas seltenes, daß diese huldreiche Göttinnen daselbst einen Zutritt finden, wo man mit Einnahmen und Rechnungen beschäfftiget ist. Der Klang des Geldes ist so durchdringend, daß alle ihre Seytenspiele dabey nicht gehört werden; und die mit Linien und Strichen erfüllten Blätter haben eine solche Kraft, daß sie nach und nach einen völligen Ekel vor allen sinnreichen und gelehrten Schriften erwecken. Jedoch das Beyspiel Ew. Hochwohl- und Hochedelgeb. zeiget, es sey[501] nicht unmöglich, daß man dem ungeachtet dennoch einen zarten Geschmack an den freyen Künsten beybehalten könne. Der Eifer und die Treue, womit Dieselben die Einkünfte des Landes besorgen, und in ihrer gehörigen Richtigkeit erhalten, benimmt Denenselben zwar die Zeit, doch nicht den Trieb, sich mit den Musen zu vergnügen. Dieses habe ich schon oftmals in der Stille gerühmt, und nebst denen andern Tugenden, die Ew. Hochwohl- und Hochedelgeb. erheben, voll Verwunderung mit Schweigen verehret.

Dürfte ich aus einer Zueignung eine Lobschrift machen: So würden mir Dero viele Verdienste überflüßigen Vorrath dazu hergeben. Da es aber zu meiner Absicht genug ist, daß ich Denenselben nur meine Hochachtung einmal öffentlich zeige: So werde ich mich weiter in nichts einlassen. Es müssen ohnedem zu Dero verdientem Lobe solche Herolde seyn, dergleichen ich itzo Denenselben einen überreiche, welcher mit seinen Schriften zugleich diejenigen verewigen wird, denen zu Ehren er sie aufgesetzt. Hiezu bin ich zu schwach, und Ew. Hochwohl- und Hochedelgeb. werden zufrieden seyn, wenn ich Dieselben versichere, daß ich auch in entfernter Luft noch nicht aufgehört habe, noch jemals aufhören werde, mit schuldigster Ergebenheit zu seyn


Ew. Hochwohl- und

Hochedelgebohrnen,

Meiner hochgeschätzten Gönner,


Leipzig, im September 1736.

gehorsamster Diener,

M. Johann Joachim Schwabe.[502]

Quelle:
Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. Band 1: Gedichte und Gedichtübertragungen, Berlin 1968/1970, S. 495-503.
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