Zweyter Abschnitt.
Beantwortung der Einwürfe.

[769] Wider dieses alles sehe ich nur zween Einwürfe vorher. Zuerst spricht man, die Rechtschreibung D. Luthers könne uns keinen Beweisgrund abgeben: weil er vieleicht aus Übereilung und Nachläßigkeit die Sache nicht untersuchet; sondern unbedachtsamer Weise ein D geschrieben, da er doch ein T hätte schreiben sollen. Ich antworte: gesetzt, er hätte diese Frage nicht untersuchet, so zeiget seine Rechtschreibung doch, was zu seiner Zeit im Schwange gegangen; und was er selbst, zum wenigsten dem Gehöre nach, für recht gehalten. Wo man aber bloß auf den Gebrauch, und auf die Gewohnheit sieht; da ist dieses schon Beweises genug.

Es ist aber ganz falsch, daß Luther in seiner Sprache so unachtsam gewesen. Er war ein größerer Sprachverständiger und Kritikus, als mancher denket: und man hat in verschiedenen kleinen Schriften und Vorreden genugsame Proben davon. Er hat sich in seiner Schreibart, von 1517 an, bis an seinen Tod 1546 sehr merklich gebessert: wie ich aus etlichen 100 AUTOGRAPHIS von allen diesen Jahren, die ich in Händen habe, erweisen kann. Gleichwohl hat er das D im Deutschen[769] bis an sein Ende behalten. Als er die Bibel übersetzte, hatte er gewiß vielfältige Gelegenheit, tausend solche Kleinigkeiten zu überlegen und zu untersuchen; daran er sonst nicht würde gedacht haben, und daran niemand denket, als wer viel schreiben muß, und doch gern recht schreiben wollte. Man lese nur seinen Brief vom Dolmetschen, so wird man sattsam von seinem Fleiße überzeuget werden.

Was aber seine kritische Einsicht in dieselbe, und zwar insbesondere bey der Rechtschreibung des Wortes Deutsch anbetrifft, so erhellet dieselbe aus seinem kleinen Tractate, den er von den eigenen Namen der Deutschen, und ihrer Herleitung von alten Stammwörtern geschrieben hat. Er zeiget daselbst in zwölf Capiteln, daß alle Namen, die sich auf olf oder ulf, auf brenn oder bryn, auf rich, auf wick und wich, auf walt, auf win, auf öd, auf man oder mund, auf werd, auf rat, auf hart endigen; und außer diesen endlich, noch viele andere, deutscher Abkunft und Bedeutung sind.

Unter andern aber kömmt er auch in dem dritten Capitel, bey Gelegenheit des Namens Dietrich, mit auf das Wort deutsch. Ich muß seine Worte selbst hersetzen; doch will ich sie der Kürze halber gleich verdeutschen. »Dietrich heißt auf griechisch Theodoricus, und kömmt von Deud oder Düd mit einem pythagorischen y, oder holländischen ü; mit welchem Namen die Deutschen sollen Gott benennet haben. Die Geschichtschreiber setzen es auch mit einem T, Teut. Allein, die noch itzo fortwährende Aussprache zeuget, daß man Deud, oder Düd sagen müsse; obgleich Cäsar selbst allezeit ein T schreibt, wo er aus dem Munde der Deutschen ein D aussprechen gehöret; wie wir unten sehen werden. Von diesem Deud nun heißen Germanier, Deudische, und in sächsischer Mundart Düdische, mit einem y oder ü. Denn in allen dergleichen Wörtern muß man auf die sächsische Mundart sehen, der sich vor Zeiten ganz Deutschland bedienet hat. So haben denn die Deutschen ihren Namen[770] von Gott hergenommen,2 den sie Deud oder Düd genennet haben: wie nachmals ihre Nachkommen sich Goten, von Got genennet; den noch heut zu Tage eben die Gothen, nämlich Dänen, Schweden etc. Gud nennen. Aber ganz Deutschland saget Gott: denn die Gothen sind Deutsche gewesen. Weil aber sowohl Got als gut, mit einem langen Tone gesprochen wird; so ist es geschehen, daß die Geschichtschreiber sie mit dem Doppellaute ä Gäten benennet haben. Gut aber heißt gütig, fromm. Daher erhellet, dieses Wort sey aus dem Hebräischen hergeflossen, wo דוד död einen Anverwandten, Freund und Liebhaber bedeutet. Dergestalt haben die alten Deutschen und ersten Väter derselben, Gott ihren Död, das ist, Freund, Liebhaber und Anverwandten nennen wollen: wie ihn die Israeliten ihren Baal, das ist, Herrn, Bräutigam, oder Ehemann nenneten. Allein, auch das griechische θεος THEOS klinget so gar anders nicht, als Diud, oder Düdisch; wenn man es ausspricht, wie Teuds oder Teutsch. Es ist auch kein Zweifel, daß das lateinische DEUS von dem griechischen THEOS herkomme: sie mögen nun das TH durch D entweder mit einem Raphe, oder mit einem Dagesch, haben bezeichnen wollen. Denn einige lindern das T durch TH, andere durch D: so gar genau sind die harten, mit einem Hauche versehenen, und mittlern Buchstaben mit einander verwandt.«

In den folgenden Worten setzet er noch mehr Exempel hin zu, daraus denn erhellet: wie die Ausländer gern anstatt des D. ein T. zu setzen pflegen, wenn sie einen deutschen Namen schreiben. Z.E. TOTILA ist auf deutsch nichts anders,[771] als Dodle, Detzel, Dietzel, Dötzel: und er zweifelt nicht, daß nicht der berühmte TOTTILA in seiner Muttersprache Detzel geheißen habe. Und endlich schließt er noch aus dem vorhergehenden: daß Dietrich oder Düdrich nichts anders, als reich in Gott, göttlich, und so viel, als im Griechischen THEIOS, gottesfürchtig und fromm bedeuten könne.

Hier sieht nun ein jeder, was D. Luther für eine Einsicht in unsere Sprache gehabt: und aus was für Gründen er das D in dem Worte deutsch, dem T vorgezogen. Und nunmehr gehe man hin, und sage, dieser große Mann habe aus Unbedachtsamkeit so geschrieben, und selber nicht gewußt, ob seine Gewohnheit Grund gehabt, oder nicht?


Zweyter Einwurf.

Zum zweyten will man bey der langen Fortsetzung der von Luthern beliebten Rechtschreibung, die Schuld auf die obersächsischen Buchdruckereyen schieben. Die Scribenten, saget man, hätten nicht Schuld daran; nur die unstudirten Buchdrucker hätten über das T ihre Tyranney verübet, und es so lange Zeit her, aus dem Worte Deutsch verbannet. Allein, ich sehe hier erstlich nicht, warum man nur die Obersächsischen, nicht aber auch die Augspurger, Berliner, Breßlauer, Danziger, Frankfurter, Hamburger, Königsberger, Rostocker, Stadener, Stetiner und Straßburger Buchdrucker, dieses Fehlers beschuldiget? Denn es giebt eine große Menge Bücher, die an allen diesen Orten ein D und nicht T, in dem Worte Deutsch gedrucket haben. Dieses nur durch etliche wenige Exempel zu bestätigen, da ich im Stande wäre, etliche hundert dergleichen aus meinem Büchervorrathe anzuführen; so will ich mich nur auf folgende berufen.


Im 1536sten Jahre sind zu Augspurg Nicolai von Weil Translation oder Deutschungen etlicher Bücher Enee Sylvii, Poggi Florentini etc.

[772] 1568 zu Straßburg des Mathias Holzwart von Harburg Lustgart Newer deutscher Poeterey;

1626 zu Frankfurt am Mayn, Caspar Barthens deutscher Phönix; imgleichen

in demselben Jahre und 1651 Gottfried, oder Erlöseres Jerusalem, deutsch, vom Obersten von Werder.

1640 zu Köthen, des Herrn von Bartas erste und andre Woche in wohlgemessene Deutsche Reime übersetzet; imgleichen

1651 Christoph Kaldenbachs Deutsche Sappho, oder musicalische Gedichte;

1656 in Jena, Ph. von Zesen Hochdeutscher Helicon;

1660 in Breßlau, Sam. Butschky Hochdeutsche Kanzeley.

1662 in Wittenberg, Balthasar Kindermanns Deutscher Redner.

1669 in Dresden, Dedekinds Deutsche Schauspiele.

1674 in Guben, Johann Frankens Deutsche Gedichte;

1675 in Berlin, Treuers Deutscher Dädalus;

In Königsberg, Mart. KEMPII Siegspracht der deutschen Poesie etc.

1688 in Leipzig, Rothens Deutsche Poesie;

1691 in Stettin, Fabricii Deutsche Gedichte;

1700 in Danzig, Gröbens Bergone und Aretee in Deutschen Versen gedruckt worden.


Ich übergehe hier die berühmtesten unserer Poeten, als Opitzen, Flemmingen, Dachen, die Gryphier, Hofmannswaldauen, Tscherningen, Lohensteinen, Weisen, Neukirchen, u.a.m. die gewiß unzählige Schriften, so zu reden, vor ihren Augen haben drucken lassen; und sich wahrhaftig, von einfältigen Schriftsetzern oder Buchdruckern, nicht würden haben meistern lassen. Ich schweige auch zweener berühmten kritischen Kenner unserer Sprache, nämlich Philipps von Zesen, und des berühmten Bödickers. Denn dieser hat in seiner deutschen Grammatik, in der Auflage, die er selbst herausgegeben, Deutsch und nicht Teutsch geschrieben; bis Frisch sie nach dessen Tode, in der neuen[773] Auflage umgeschmolzen. Philipp von Zesen aber, ob er wohl sonst seiner vielen Neuerungen halber, die er im Deutschen einführen wollen, sehr übel beschryen ist: so hat er doch allezeit, und zwar an allen Orten, wo er seine vielfältige Schriften herausgegeben, immer das D dem T vorgezogen. Und dergestalt hätte ich auch aus dem Gebrauche unserer aller besten Scribenten erwiesen: daß man Deutsch, nicht aber Teutsch schreiben müsse.


Neuer Einwurf.

Noch einen allgemeinen Einwurf muß ich heben, den man wider diese ganze Rechtschreibung gemachet hat. Man hält dafür, im Hochdeutschen müßte man deswegen Teutsch schreiben: weil es die Natur der oberländischen Mundart so mit sich brächte, daß man das D der Niederdeutschen, und überhaupt alle ihre weichen Buchstaben in härtere verwandelte. Dieser Scheingrund setzet zum Voraus, daß die obersächsische Sprache aus der niedersächsischen entstanden sey, und also dieselbe für ihre Mutter erkennen müsse. Doch dieses kann man gar nicht zugestehen: wenn gleich Luther in der obigen Stelle, auch dieser Meynung gewesen. Ich habe oben gewiesen, daß die alten Franken und Allemannen, zwo hochländische Nationen, eine Mundart gehabt, die ganz augenscheinlich mit der heutigen Hochdeutschen; nicht aber mit der Plattdeutschen übereingekommen. Selbst die Gothen, die doch von einigen für ein niederländisches Volk der Deutschen gehalten worden, weil sie eine Weile an der Ostsee, in Hinterpommern, Pommerellen und Preußen gewohnet, haben eine Sprache gehabt, die mehr mit dem Hochdeutschen als Niederdeutschen überein gekommen. Dieses könnte mit unzähligen Exempeln gothischer Wörter bewiesen werden, die mit dem Hochdeutschen sehr genau, mit dem Plattdeutschen aber sehr schlecht, überein kommen. Nur einige wenige zur Probe zu[774] geben, so will ich aus FRANCISCI JUNII GLOSSARIO MŒSOGOTHICO, das zu Dordrecht 1665 in 4 herausgekommen, etliche anführen:


Gothisch.Hochdeutsch.Angels.Plattd.

AUGO,Auge,EAGE,Ooge.

DAUPGAN,taufen,DEPAN,deepen.

GALAUBGAN,glauben,GELEAFA,gleeven.

GALAIKS,gleich,LIKE,lick.

GANASGAN,genesen,GEHÆL,heelen.

GASALBIDA,gesalbet,SMYRETE,schmeerde.

HAILS,heil,HAL,heel.

HAITADA,geheißen,GENEMMET,genömet.

HIMIN,Himmel,HEOFEN,Heven.

MEINA,mein,MINA,myn.

RODIDA,redete,GESÆDE,säde.

SEINA,sein,SINA,syn.

SIBUN,sieben,SEOFAN,seeven.

SILUBR,Silber,SEOLFER,Sölver.

SIUKS,siech,SEOK,seek.

SKAIDAN,scheiden,SCEADAN,scheeden.

SPEIVAN,speyen,SPIVAN,spyen.

THEINA,dein,THINA,dyn.

THIUB,Dieb,THEOF,Deef.

VEIHAN,weihen,HALIG,hilig.

VEIN,Wein,VIN,Wyn.


Und selbst ihre Wanderungen und Züge erwiesen es sattsam, daß sie Oberländer gewesen; nicht aber, wie einige wollen, aus Niedersachsen oder Schweden ihre Abkunft gehabt. Sie kamen ja von dem euxinischen Meerbusen längst der Donau herauf, durch Pannonien, bis nach Italien, Frankreich und Spanien, als sie dem römischen Reiche den letzten Stoß gaben: wie alle alte Geschichtschreiber einstimmen. Und wie alt ist nicht der Sitz der Geten, in und nahe bey der krimmischen[775] Halbinsel gewesen? Es folget auch gar nicht, daß die itzo sogenannten Obersachsen, wie man sie fälschlich nennet, deswegen sächsischer Ankunft sind, weil sie Sachsen heißen. Die rechten alten Sachsen sind lauter plattdeutsche Leute gewesen: wie die Überbleibsel der angelsächsischen Sprache sattsam lehren. Die Eintheilung Deutschlandes in Kreise ist viel zu neu, als daß sie hierinn von einiger Wichtigkeit seyn könnte. Und von derselben kömmt es bloß her, daß sich zum Exempel, die itzigen Meißner für Sachsen ausgeben: da doch ihre ganze Sprache zeiget, daß sie fränkischer und thüringischer Abkunft sind und von einer Colonie aus Oberdeutschland herstammen, welche die vormaligen wendischen Einwohner ihres Vaterlandes vertrieben, und sich an ihrer Stelle darinnen angebauet hat.

Dergestalt erkennet nun die heutige hochdeutsche Sprache die vermischte Mundart der alten Gothen, Allemannen und Sveven für ihren Ursprung; so wie hingegen die Plattdeutschen von den alten Sachsen und deren Nachbarn ihre Sprache herleiten müssen, deren älteste Überreste so sehr mit ihrer heutigen Mundart übereinstimmen. Nun wird man wohl schwerlich erweisen, daß selbst die gothischen, fränkischen und allemannischen Mundarten, Töchter der angelsächsischen gewesen; oder daß diese Völker alle aus Niedersachsen herstammen. Vielmehr ist es gewiß, daß diese vier alten Nationen der Deutschen, sowohl als ihre Mundarten, Geschwister gewesen, die von einer weit ältern Mutter, nämlich von der Celtischen und Scythischen ihr Geschlecht hergeleitet; wie abermal alle Sprachverständige einhällig behaupten.

Hierzu kömmt endlich noch, daß die Natur der hochdeutschen Sprache es gar nicht erfodert, alle weiche Buchstaben der niedersächsischen Mundart härter auszusprechen. Schreiben denn die Obersachsen nicht Dank, Degen, Druck, Daum, Donner, Dampf, Dunst, Ding, Darben, Demuth, der, die, das, durch, denn, u.s.f. eben sowohl als in Niedersachsen mit einem D? Und wer sieht wohl, daß die[776] Hochdeutschen nach dieser Regel Paum, Perg, Plühen, Plut, Pöse, Pruder, Puch, Putter, Wunderpar buchstabiren: ungeachtet Melchior Pfinzing in seinem Theuerdank, und einige andere Oberdeutschen vormals so geschrieben? Ist ja in etlichen Wörtern, wo die Plattdeutschen nur ein D setzen, z.E. Deer, Daler, Don, Dähr, Dür, Dau, Daht, Dohr, Dom, Don, u.s.w. im Hochdeutschen ein T; so ist es mehrentheils ein Th: welches, nach der alten Art, nichts mehr, als ein D, bedeutet. Z.E. Thier, Thal, Thon, Thüre, Theuer, Thau, That, Thor, Thum, Thun, u.a.m. Dieses Th aber ist dennoch nicht durch eine Verwandlung aus dem Plattdeutschen D entstanden; sondern von den alten Mundarten der Franken und Allemannen beybehalten worden; wo es an statt des D fast durchgehends gebrauchet wurde: wie aus Ottfrieds Evangelien, und andern in Schilters THESAURO befindlichen Stücken sattsam zu ersehen ist.

Hierzu kömmt endlich noch, daß man viele Exempel geben kann, wo die Oberländer eine gelindere Aussprache haben, als die Niederdeutschen. Ich, klingt ja viel zärter und gelinder, als ick; soll ist weit angenehmer, als skall; haben, als hebben; brechen, als breeken; kochen, als kaaken, u.d.m. Welches alles augenscheinlich zeiget, wie ungegründet die obige Regel, von Verwandlung der weichen Buchstaben in härtere, sey. Was der Plattdeutsche Pahl, Parr, Perd, Plum, u.s.w. nennet, das spricht der Hochdeutsche viel gelinder, Pfal, Pfarrer, Pferd, Pflaumen, u.s.f. aus. Anderer solcher Beyspiele voritzo zu geschweigen.


Beschluß.

Ich hoffe, daß diese meine Vertheidigung des Deutschen gegen das Teutsche, um desto unparteyischer seyn wird; da ich weder ein Obersachs, noch ein Niedersachs, sondern ein Preuß bin. In der Gegend meines Vaterlandes, wo ich zu[777] Hause bin, nämlich in und um Königsberg, ja in ganz Samland und Natangen, wird sowohl plattdeutsch als hochdeutsch gesprochen; jenes zwar von dem Pöbel, dieses aber im Bürgerstande, bey Gelehrten, dem Adel und den Hofbedienten. Meine Aussprache und Gewohnheit brachte es auch mit sich, daß ich Deutsch und nicht Teutsch schreiben mußte; bis ich im Anfange des 1724 Jahres nach Leipzig kam, und von einigen Liebhabern des T verleitet wurde, meine Rechtschreibung zu ändern. Man wird also in der ersten Ausgabe von Pietschens Gedichten, in einem Paar Übersetzungen und andern Kleinigkeiten, die ich um die Zeit herausgegeben, überall Teutsch gedruckt finden. Aber im 1727sten Jahre bin ich allererst veranlasset worden, die Sache genauer zu untersuchen; und da befand ich: daß ich gar nicht Ursache gehabt hätte, mich in meiner alten Art irre machen zu lassen. Ich schlage mich also itzt freywillig zu der Partey der Obersachsen, die der berühmte Herr. D. Fabricius in Hamburg, in diesem Stücke, schon vor etlichen Jahren so gründlich vertheidiget hat. Es kömmt mir auch in der That wunderlich vor, daß die Hochdeutschen sichs von den Niedersachsen sollten zeigen lassen, wie sie ihren Namen schreiben sollen? Denn was würden wohl die Plattdeutschen dazu sagen, wenn ihnen ein Obersachs, Regeln der Rechtschreibung, in ihrer eigenen Mundart vorschreiben wollte?

Fußnoten

1 Ob dieses der Θωνθ oder THOT der alten Ägypter gewesen sey, läßt sich so leicht bejahen, als verneinen. Es kömmt aber in dieser Frage gar nicht darauf an.


2 Es ist merkwürdig, daß CÆSAR ausdrücklich schreibt: die Deutschen leiteten ihre Abkunft A DITE PATRE her: wodurch er zwar, als ein Römer, den PLUTO verstund; aber von Rechtswegen Deut oder Died hätte schreiben sollen. Denn von jenem kam TEUTATES, der Celtiberier Gott: Diet aber hieß bey den Celten und Deutschen ein Volk; daher noch dieta ein Landtag, eine Versammlung des Volkes, und Dietrich, volkreich heißt.[778]


Quelle:
Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. 12 Bände, Band 8, Berlin und New York 1968–1987, S. 769-779.
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