II Abschnitt.

[360] Von der Abwandelung der richtigen Zeitwörter.


(Conjugat. Verborum Regularium.)


1 §.


Durch richtige Zeitwörter versteht man solche, die in der jüngstvergangenen Zeit ein te, und in der völlig vergangenen ein et annehmen. Als ich labe, ich labete, gelabet; ich lebe, ich lebete, gelebet; ich liebe, ich liebete, geliebet; ich lobe, ich lobete, gelobet; ich ruhe, ich ruhete, geruhet, u.d.gl. Diese machen nun im Deutschen die größte Anzahl aus, und man bemerket, daß sie durch alle Gattungen, Arten und Zeiten, ja in allen Personen, durchgehends den Selbstlaut des Stammwortes beybehalten: Z.E. das Laben behält immer sein a, das Leben immer sein e, das lieben sein ie, das loben sein o, und das ruhen sein u. Dieses erleichtert nun die Abwandelung dieser Zeitwörter ungemein: und weil sie alle auf einen Schlag gehen, so brauchen wir auch nur ein einziges Muster davon1.

2 §. Doch haben wir eine kleine Ausnahme dabey zu merken. Es giebt einige sonst richtige Zeitwörter, die gleichwohl[360] ihren Selbstlaut in etwas ändern. Z.E. ich kenne, ich nenne, ich brenne, sollten zwar ordentlich, ich kennete, nennete, brennete, und gekennet, genennet, gebrennet, bekommen: allein, eine gewisse Unbeständigkeit in der Aussprache hat es auch eingeführet, daß man nicht nur spricht, sondern auch schreibt; kannte, nannte, brannte; gekannt, genannt, und gebrannt2 Dieses ist nun eine Art der Zusammenziehung, dergleichen die griechische Sprache auch hat; ändert aber sonst in der Abwandelung nicht das geringste. Eben so ist es mit dem Worte bringen und denken; denn diese haben nicht, ich bringete, gebringet, oder denkete, gedenket; sondern ich brachte, gebracht; ich dachte, gedacht; sonst aber bleiben sie dennoch bey der richtigen Abwandelung.

3 §. Da oben der Stammsyllbe der Zeitwörter gedacht wurde: so fraget es sich, wo dieselbe zu suchen sey? Einige Sprachlehrer wollen sie in der ersten Person der gegenwärtigen Zeit suchen. Andere nehmen lieber die unbestimmte Art, (INFINITIVUM) dafür an: allein, noch andere geben besser die gebiethende Art, (IMPERATIVUM) dafür aus. Denn erstlich ist dieselbe mehrentheils einsyllbig, zumal bey den Alten gewesen; z.E. komm, gib, nimm, geh, steh, iß, treib, u.d.gl. Und sodann ist es wahrscheinlich, daß, bey dem ersten Ursprunge der Sprachen, die gebiethende Art zu reden, denen vorhin sprachlosen Menschen, zuerst die Lippen aufgeschlossen. Indessen ist es auch wahr, daß diese gebiethenden Wörter nicht alle einsyllbig geblieben: wie wir bald hören werden.

4 §. Es bilden sich aber in der richtigen Abwandelung die verschiedenen Zeiten folgender Gestalt. Von der gebiethenden Art lob, oder wie man itzo gelinder spricht,[361] lobe, entsteht die erste Person der gegenwärtigen Zeit, durch Anhängung des e, und Vorsetzung des ich; ich lobe. Zu diesem e setzet man noch den Buchstab n, so hat man die unbestimmte Art, loben. Will man die jüngst vergangene Zeit haben, so setzet man anstatt des n, das te hinten zu: ich lobete. Läßt man das letzte e hier weg, und setzet die Syllbe ge voran, so hat man die völlig vergangene Zeit: gelobet, die auch in der längst vergangenen bleibt. Die künftige entsteht aus der unbestimmten Art, durch das Hülfswort, ich werde; ich werde loben. Die Mittelwörter endlich setzen in der gegenwärtigen Zeit, zu der unbestimmten Art, die Syllbe der, als ein lobender: und in der vergangenen, zu dem obigen gelobet, nur das er hinzu, ein gelobeter.

5 §. Wegen der unbestimmten Art der Zeitwörter ist zu bemerken: daß sich dieselben, allezeit ohne Unterschied, auf en endigen. Denn wenn gleich von der geschwinden Aussprache in einigen das e wegzufallen scheint, als wenn man saget gehn, stehn, sehn, geschehn, thun: so soll es doch eigentlich heißen, gehen, stehen, sehen, geschehen, thuen, u.s.w. ob es gleich den Poeten frey steht, sie auch nach der verkürzten Art zu brauchen. Selbst in den Zeitwörtern, die sich auf eln und ern enden, und also eine Ausnahme zu erfodern scheinen, als mangeln, klingeln, segeln, hindern, rudern, wettern, u.d.gl. scheint das e nur darum weggefallen zu seyn; weil es zwischen zween flüßige Mitlauter, oder halbe Selbstlauter zu stehen gekommen. Man findet auch in alten Schriften wirklich seglen, hindren, klinglen, auch wohl segelen, hinderen, u.s.w.

6 §. Einige Sprachlehrer haben sich die Mühe gegeben, die Mitlauter zu überzählen, die in der unbestimmten Art, vor der Schlußsyllbe hergehen können; und daraus haben sie eben soviel Endungen derselben erzwingen wollen.[362] Allein ohne Noth. Denn das b in loben, laben, oder leben, gehöret nicht zur Endung, sondern ist dem Stammworte, oder der Wurzel selbst eigen. Eben so geht es mit den übrigen Mitlautern, die in gleiche Umstände zu gerathen pflegen: wie die Wörter lachen, laden, hoffen, legen, leihen, stärken, fallen, wärmen, nennen, schnappen, zerren, lesen, löschen, fasten, biethen, bitten, larven, hexen, scherzen, set zen, u.a.m. zur Gnüge zeigen. Hernach hilft auch dieser beobachtete Unterschied zu weiter nichts, als daß er Anfänger abschrecket; die sich Wunder einbilden, wie schwer die deutschen Abwandelungen seyn müßten; weil sie siebzehn oder mehr Endungen der unbestimmten Art hätten; da sie doch in der That alle miteinander nur eine einzige Endung haben.

7 §. Das Vorbild der Abwandelung richtiger Zeitwörter sieht nunmehr so aus:


I Abwandelung.


Der thätigen Gattung (ACTIVI GENERIS).


Die anzeigende Art. Die verbindende Art.
(mod. indicat.) (mod. conjunct.)

Gegenwärtige Zeit.


E. Ich lobe, Daß ich lobe,
 Du lobest,    du lobest,
 Er lobet.    er lobe,
V. Wir loben, Daß wir loben,
 Ihr lobet,   ihr lobet,
 Sie loben.   sie loben.

Kaum vergangene.


[363]
E. Ich lobete, Daß ich lobete,
 Du lobetest,    du lobetest,
 Er lobete.    er lobete.
V. Wir lobeten, Daß wir lobeten,
 Ihr lobetet,    ihr lobetet,
 Sie lobeten.    sie lobeten.

Völlig vergangene.


E. Ich habe gelobet, Daß ich gelobet habe,
 Du hast gelobet,    du gelobet habest,
 Er hat gelobet.    er gelobet habe.
V. Wir haben gelobet, Daß wir gelobet haben,
 Ihr habet gelobet,    ihr gelobet habet,
 Sie haben gelobet.    sie gelobet haben.

Längst vergangene.


E. Ich hatte gelobet, Daß ich gelobet hätte,
 Du hattest gelobet,    du gelobet hättest,
 Er hatte gelobet.    er gelobet hätte.
V. Wir hatten gelobet, Daß wir gelobet hätten,
 Ihr hattet gelobet,   ihr gelobet hättet,
 Sie hatten gelobet.    sie gelobet hätten.

I. Die ungewisse, künftige Zeit.


E. Ich will loben, Daß ich loben wolle,
 Du willst loben,    du loben wollest,
 Er will loben.    er loben wolle.
V. Wir wollen loben, Daß wir loben wollen,
 Ihr wollet loben,    ihr loben wollet,
 Sie wollen loben.    sie loben wollen.

[364] II. Die gewisse.


E. Ich werde loben, Daß ich loben werde,
 Du wirst loben,    du loben werdest,
 Er wird loben.    er loben werde.
V. Wir werden loben, Daß wir loben werden,
 Ihr werdet loben,    ihr loben werdet,
 Sie werden loben.    sie loben werden.

III. Die bedingte.


E. Ich würde loben, Daß ich loben würde,
 Du würdest loben,    du loben würdest,
 Er würde loben.    er loben würde.
V. Wir würden loben, Daß wir loben würden,
 Ihr würdet loben,    ihr loben würdet,
 Sie würden loben.    sie loben würden.

Die gebiethende Art. Die unbestimmte Art.

Gegenw. Z. (Lobe du, er, sie.) Gegenw. Z. Loben.
Lobet ihr. Vergang. Z. Gelobet haben.
Künft. Zeit. Laßt uns Künft. Zeit. Loben
loben, werden.
Ihr sollet loben, Supin. Zu loben.
Sie sollen loben Gerund. Im loben,
Vom Loben,
Zum Loben.

Mittelwort.


Der gegenw. Z. Ein Lobender, LAUDANS.


8 §. Die künftige Zeit hat eigentlich im Deutschen kein Mittelwort. Denn der Umschweif, einer, der da loben wird, verdienet diesen Namen nicht; da er nur die Erklärung des lateinischen PARTICIPII, LAUDATURUS, abgiebt. Die Franzosen habens auch nicht. Übrigens ist von diesen Mittelwörtern zu wissen, daß sie die völlige Art der Beywörter von dreyen Geschlechtern an sich haben; von welchen schon[365] oben gehandelt worden. Man kann sie nämlich sowohl mit dem unbestimmten Geschlechtsworte, ein lobender, eine lobende, ein lobendes; als mit dem bestimmten, der, die, das, lobende verbinden; und ihnen hernach alle Fall- und Zahlendungen geben, die den andern Beywörtern gemein sind.

9 §. Wegen der wenigen abweichenden, deren ich oben im 2 §. gedacht habe, ist nur dieses anzumerken: daß sie in der jüngstvergangenen Zeit der verbindenden Art, (CONJ. MOD.) ihr a in ein ä verwandeln. Von dachte, wird also ich dächte, und von brachte, ich brächte, du brächtest, er brächte, wir brächten, ihr brächtet, sie brächten. Sie folgen darinn den Hülfswörtern muß, und darf, und kann; die auch ihr mußte, in müßte, ihr dorfte in dörfte, und ihr konnte in könnte, verwandelten, u.s.w. Hergegen das brannte, kannte, nannte, ändern ihr a nicht4; sondern das e kömmt wieder.

10 §. Bis hieher geht nun die thätige Bedeutung dieses Wortes loben: nunmehr müssen wir auf die leidende kommen. Diese wird von der völlig vergangenen Zahl der thätigen Gattung, mit Zuziehung der obigen Hülfswörter, ich werde, gebildet. Es heißt, ich werde, du wirst gelobet, etc. ich ward gelobet; ich bin gelobet worden, ich war gelobet worden. Und endlich brauchet man zur künftigen Zeit, wiederum das werden doppelt; als, ich werde gelobet werden. Auch diese Art haben die Töchter der lateinischen Sprache von unsern sie beherrschenden Vorfahren, in ganz Italien, Spanien und Frankreich, annehmen; und dagegen die weit kürzere Art der lateinischen Abwandelungen fahren lassen müssen. Das völlige Muster sieht so aus:[366]


I Abwandelung


Der leidenden Gattung, (GENERIS PASSIVI.)


Die anzeigende Art. Die verbindende Art.
(mod. indic.) (mod. conjunct.)

Gegenwärtige Zeit.


E. Ich werde gelobet, Daß ich gelobet werde,
 Du wirst gelobet,    du gelobet werdest,
 Er wird gelobet.    er gelobet werde.
V. Wir werden gelobet, Daß wir gelobet werden,
 Ihr werdet gelobet,    ihr gelobet werdet,
 Sie werden gelobet.    sie gelobet werden.

Kaum vergangene Zeit.


E. Ich wurde gelobet, Daß ich gelobet würde,
 Du wurdest gelobet,    du gelobet würdest,
 Er wurde gelobet.    er gelobet würde.
V. Wir wurden gelobet, Daß wir gelobet würden,
 Ihr wurdet gelobet,    ihr gelobet würdet,
 Sie wurden gelobet.    sie gelobet würden.

Völlig vergangene Zelt.


E. Ich bin gelobet worden, Daß ich gelobet worden sey,
 Du bist gelobet worden,    du gelobet worden seyst,
 Er ist gelobet worden.    er gelobet worden seyn.
V. Wir sind gelobet worden, Daß wir gelobet worden seyn,
 Ihr seyd gelobet worden,    ihr gelobet worden seyd,
 sie sind gelobet worden.    sie gelobet worden seyn.

Längst vergangene Zeit.


E. Ich war gelobet worden, Daß ich gelobet worden wäre,
 Du warest gelobet worden,    du gelobet worden wärest,
 Er war gelobet worden.    er gelobet worden wäre.
V. Wir waren gelobet worden, Daß wir gelobet worden wären,
 Ihr waret gelobet worden,    ihr gelobet worden wäret,
 Sie waren gelobet worden.    sie gelobet worden wären.

[367] I. Die ungewisse künftige Zeit.


E. Ich will gelobet werden, Daß ich gelobet werden wolle,
 Du willst gelobet werden,    du gelobet werden wollest,
 Er will gelobet werden.    er gelobet werden wolle.
V. Wir wollen gelobet werden, Daß wir gelobet werden wollen,
 Ihr wollet gelobet werden,    ihr gelobet werden wollet,
 Sie wollen gelobet werden.    sie gelobet werden wollen.

II. Die gewisse.


E. Ich werde gelobet werden, Daß ich werde gelobet werden,
 Du wirst gelobet werden,    du wirst gelobet werden,
 Er wird gelobet werden.    er wird gelobet werden.
V. Wir werden gelobet werden, Daß wir werden gelobet werden,
 Ihr werdet gelobet werden,    ihr werdet gelobet werden,
 Sie werden gelobet werden.    sie werden gelobet werden.

III. Die bedingte.


E. Ich würde gelobet werden, Daß ich gelobet werden würde,
 Du würdest gelobet werden,    du gelobet werden würdest,
 Er würde gelobet werden.    er gelobet werden würde.
V. Wir würden gelobet werden, Daß wir gelobet werden würden,
 Ihr würdet gelobet werden,    ihr gelobet werden würdet,
 Sie würden gelobet werden.    sie gelobet werden würden.

Die gebiethende Art. Die unbestimmte Art.
(modus imperat.) (modus infinit.)

Gegenw. Z. Werde du gelobet, Gegenw. Gelobet werden.
Werdet ihr gelobet. Vergang. Gelobet worden seyn.
Künft. Z. Du sollst Künft. Werden gelobet
gelobet werden, werden.
Er soll gelobet werden, Supin. Gelobt zu werden.
Wir sollen gelob. werden,
Ihr sollet gelob. werden. Mittelwort.
Sie sollen gelob. werden. Verg. Z. Ein Gelobter.

11 §. Nach diesem Vorbilde nun werden alle folgende Zeitwörter abgewandelt: nur mit dem Unterschiede, daß eine[368] große Zahl davon keine leidende Bedeutung annimmt; weil sie von der mittlern Gattung (NEUTRA) sind. Man hat dieses Verzeichniß darum hergesetzet, damit die große Anzahl richtiger Zeitwörter im Deutschen, in die Augen fallen möchte; indem die unrichtigen nicht den siebenten, oder achten Theil ausmachen: welches denn ein deutlicher Beweis von der Schönheit unserer Sprache ist5. Man hat aber so viel möglich, nur die einfachen Zeitwörter hieher gesetzet; weil die zusammengesetzten fast unzählbar sind: und doch alle, auf eben die Art abgewandelt werden. Nur einige zusammengesetzte hat man mitnehmen müssen, die als einfache gar nicht gebräuchlich sind; oder doch ganz andere Bedeutungen haben6.[369]


Verzeichnis
der einfachen richtigen Zeitwörter in der deutschen Sprache.

A.


Abmüßigen. ändern. aufmuntern.
abfeimen. ängsten. aufmutzen.
achten. anberaumen äugeln.
ackern. anfeinden. äußern.
adeln. angeln. argwöhnen.
ächzen. ankern. arten.
äffen. ärnten. arzneyen.
ahnden. arbeiten. athmen.
ältern. ätzen. ausfenstern.

B.


Baden. bemühen. bläuen.
bähen. benedeyen. blinken.
bähnen. bereiten. blinzeln.
bändigen. bereichern. blitzen.
balbieren. beseelen. blöcken.
balgen. beseligen. blößen.
ballen. bethen. blühen.
balsamiren. betheuren. bluten.
banketiren. bethören. bohren.
bankerutiren betiteln. borgen.
bannen. betrachten. brachen.
bauen. betteln. brämen.
beben. betten. brauen.
bedauren. beunruhigen. brausen.
beeiden. beurlauben. breiten.
beerdigen. beugen. brennen.
befriedigen. beuteln. brecken.
befehden. beuthen. brüllen.
befleißigen. bewahren. brüsten.
begaben. bewähren. brummen.
begegnen. bewehren. brunzen.
begehren. bewegen. brüten.
beglücken. beweiben. buchstabieren.
begnadigen, bewirthen. buhlen.
behagen. bezüchtigen. bürden.
bejahen. biegeln. bürgen.
bejammern. bilden. bürsten.
beizen. bildern. burzeln.
beköstigen. blähen. büßen.
belieben. blättern. buttern.
bemänteln.

C.


Calciniren. casteyen. concipiren.
candiren. caviren. confisciren.
canoniren. censiren. contrahiren.
canonisiren. chymisiren. convoyiren.
cantoniren. citiren. copiren.
cantorisiren. clystieren. credenzen.
capelliren. collationiren. creditiren.
capern. coloriren. curiren.
capiteln. comuniciren. curtesiren.
cassiren. componiren.

D.


[370]
Damasciren. dictiren. drechseln.
dampfen. dielen. drehen.
dämmen. dienen. drohen.
dämpfen. dingen. drucken.
danken. dirigiren. drücken.
darben. discuriren. dudeln.
dauen. distilliren. duften.
dauren. doctoriren. dünken.
decken. dörren. dulden.
dehnen. dollmetschen. düngen.
demüthigen. donnern. dünsten.
deputiren. doppeln. dupliren.
deuten. drängen. dutzen.
dichten. dräuen.

E.


Eggen. entzweyen. erläutern.
ehelichen. erachten. erlustigen.
eifern. eräugen. ermahnen.
eignen. erbarmen. ermannen.
eilen. erben. ermatten.
einäschern. erbeuten. ermüden.
einfädmen. erblassen. ermuntern.
einhändigen. erboßen. erneuern.
einpfarren. erdrosseln. erniedrigen.
eisen. erfrischen. erobern.
eiteln. ergänzen. erörtern.
eitern. ergrimmen. erquicken.
ekeln. erhellen. erstatten.
empören. erinnern. erstaunen.
enden. erkalten. ersticken.
endigen. erkargen. erstummen.
entblöden. erkiesen. erübern.
entfremden. erklären. erwähnen.
enthaupten. erkühnen. erweichen.
entkräften. erkundigen. erweitern,
entledigen. erlahmen. erwiedern.
entlehnen. erlangen. erwischen,
entmannen. erlauben. exerciren.
entseelen. erledigen.
entübrigen. erlegen.

F.


[371]
Fabuliren. feyern. foltern.
fachen. fiedeln. foppen.
fackeln. fiedern. fördern.
fädmen. figuriren. formen.
falliren. filtriren. formiren.
fälschen. filzen. forschen.
falten. fingern. fragen.
falzen. firmeln. freveln.
fantasiren. firnissen. freuen.
färben. fischen. freyen.
farzen. fistuliren. frisiren.
faseln. flackern. fristen.
fasern. flammen. frohlocken.
fasten. flankiren. frommen.
faulen. flattern. fröhnen.
faulenzen. flecken. frösteln.
federn. flehen. fruchten.
fegen. fleißigen. fuchteln.
fehlen. flennen. fugen.
feilen. flicken. fühlen.
feilschen. flistern. führen.
ferkeln. flöhen. füllen.
fernen. flößen. fürchten.
fertigen. fluchen. füttern.
fesseln. flüchten. fundiren,
fetzen. flügeln. funkeln.
feuchten. fodern. fußen.
feuern. folgen.

G.


Gabeln. geloben. glucksen.
gaffen. gelüsten. glühen.
galoppiren. gemahnen. genügen.
gällen. gerben. gönnen.
gähnen. gesellen. gränzen.
gastieren. gewarten. grasen.
gatten. gewohnen. grauen.
gaukeln. gewöhnen. grausen.
gebrauchen. geziemen. greinen.
gedulden. girren. grübeln.
gehorchen. glänzen. gründen.
geifern. glasuren. grünen.
geigen. glätten. grüßen.
gellen. glauben. gucken.
geißeln. glitschen. gürten.
geizen. glossiren. gypsen.
gelangen. glucken.

H.


Haaren. harren. herrschen.
hacken. harzen. herzen.
hadern. haschen. hetzen.
hägen. haseliren. heulen.
häkeln. hassen. heuren.
hälsen. haspeln. himmeln.
hänseln. hauchen. hindern.
härmen. hauen. hinken.
härten. hausen. hobeln.
häuben. hausiren. hofieren.
häucheln. hecheln. hoffen.
häufen. hecken. höhnen.
häuten. heften. hölen.
haften. hefteln. holen.
hageln. hegen. holpern.
halbiren. heilen. holzen.
halftern. heiligen. horchen.
hallen. heurathen. hören.
hammern. heischen. hörnen.
handeln. heitern. hudeln.
handhaben. heizen. huldigen.
handthieren. hemmen. hungern.
handlangen. henken. huren.
harken. herbergen. husten.
harnen. herbsten. hüten.

J.


Jagen. impfen. jubiliren.
jammern. inrotuliren. juchzen.
jäten. inventiren. jucken.
jauchzen. investiren. judenzen.
ihrzen. irren. jungen.

K.


[372]
Kalben. klappen. koppeln.
kälbern. klätten. körnen.
kalken. klatschen. kosen.
kalmäusern. klauben. kosten.
kälten. klauen. kotzen.
kämmen. kleben. krachen.
kämpfen. klecken. krähen.
kappen. kleiden. kramen.
kapaunen. kleistern. kranken.
kargen. klemmen. kränken.
karren. kleppeln. kränzen.
karten. klettern. krappeln.
käuen. klimpern. kratzen.
kaufen. klingeln. krausen.
kegeln. klingern. kräuseln.
kehren. klinken. kräuteln.
keichen. klittern. krebsen.
keifen. klopfen. kreiden.
keilen. klügeln. kreiseln.
keimen. knäbeln. kreißen.
keltern. knacken. krengeln.
kennen. knallen. kreuzen.
kerben. knarren. kreuzigen.
kerkern. knappen. kriegen.
kernen. kneten. krönen.
ketten. knicken. krümmen.
kielen. knieen. kugeln.
kiesen. knirren. kühlen.
kindern. knirschen. kümmern.
kippen. knitschen. kundschafen.
kirren. knöpfen. künsteln.
klaffen. knüpfen. kürzen.
klaftern. kochen. kurzweilen.
klagen. kollern. küssen.
klammern. köpfen. kützeln.

L.


Laben. laxiren. liebkosen.
lachen. leben. liedern.
lächeln. lecken. liefern.
läffeln. ledern. lindern.
lagern. ledigen. linkiren.
lähmen. leeren. lispeln.
lallen, legen. loben.
lämmern. lehnen. löchern.
landen, lehren. lockern.
langen, leichtern. lodern.
lärmen, leimen. lohnen.
lästern, leisten. löschen.
lauten, leiten. lösen.
lauben. lenken. loosen.
läugnen. lernen. lothen.
lauren. letzen. löten.
lausen, leuchten. ludern.
läuten, leyren. lüften.
läutern, lieben.

M.


Machen. mausen. mindern.
malen. mätzeln. miniren.
mähen. mätzgen. mischen.
mäkeln. mehren. missen.
mälzen. meißeln. misten.
mahnen. meistern. mitteln.
mangeln. melden. modeln.
mangen. melken. morden.
markten. mengen. mucksen.
marmeln. mergeln. mundiren.
martern. merken. münzen.
mäßigen. merzen. murmeln.
mästen. meynen. murren.
mäucheln. miethen. mustern.
maulen. mildern. muthmaßen.
mauren.

N.


[373]
Nagen. nähren niesen.
nageln. nebeln. nieten.
nahen. neiden. nippen.
narren. neigen. nisten.
naschen. nennen. nöthigen.
nähen. netzen. numeriren.
nähern. nicken. nutzen.

O.


Oeffnen. opfern. orgeln.
ölen. ordnen.

P.


Paaren. pickeln. prangen.
pachten. pilgern. prassen.
packen. pinseln. prasseln.
panzern. pissen. predigen.
pappen. pitschieren. prellen.
passen. placken. pressen.
patschen. plagen. pritschen.
peinigen. planieren. privilegiren.
peitschen. plätten. probieren,
pfählen. platzen. processiren.
pfänden. plaudern. profitiren.
pfarren. plerren. prophezeihen.
pfeffern. plumpen. protestiren.
pferchen. plündern. protocolliren.
pflanzen. pochen. proviantiren.
pflastern. poetisiren. prüfen,
pflegen. polieren. prügeln,
pflöcken. polstern. psalmiren.
pflücken. poltern. pudern,
pflügen. posaunen. pülvern,
pfriemen. postieren. puffen,
pfründen. prachern. pulverisiren.
pfuschen. practisiren. purgiren.
philosophiren prägen. pusten.
pichen. pralen. putzen.
picken.

Q.


Quacksalbern. qualstern. quinkeliren.
quacken. quartieren. quintiren.
quackeln. quarren. quirlen,
quadriren. queicheln. quittiren.
quälen. quetschen.

R.


[374]
Rächen. regen. röcheln.
radbrechen. regieren. rollen.
rädern. regnen. rösten.
radiren. registriren. rosten.
räuchern. reichen. röthen.
räumen. reifen. rotten.
räuspern. reichen. rottiren.
raffen. reimen. rücken.
rammeln. reinigen. rudern.
ranzioniren. reisen. rügen.
rasen. reizen. ruhen.
raspeln. rennen. rühmen.
rasseln. restiren. rühren.
rasten. retten. rülpsen.
rauben. reuen. rumoren.
rauchen. reuten. rumpeln.
raufen. richten. rümpfen.
rauschen. riegeln. runden.
rebelliren. rieseln. runzeln.
rechnen. rindern. rupfen.
rechten. ringeln. rüsten.
rechtfertigen. ringern. rutschen.
reden. ritzen. rütteln.
reformiren.

S.


Saalbadern. schmecken. sippen.
säbeln. schmelzen. sömmern.
säcken. schmerzen. sönnen.
säckeln. schmieden. sorgen.
säen. schmieren. sortiren.
sägen. schminken. spähen.
sagen. schmitzen. spaliren.
salzen. schmollen. spalten.
sammlen. schmoren. spannen.
sättigen. schmücken. sparen.
satteln. schmutzen. speisen.
saubern. schnäbeln. sperren.
säugen. schnäuzen. spicken.
säumen. schnacken. spiegeln.
sauren. schnallen. spielen.
sausen. schnappen. spießen.
schäffeln. schnarchen. spillen.
schälen. schnarren. spitzen.
schäumen. schnattern. splittern.
schätzen. schnaufen. spornen.
schaben. schnellen. spotten.
schaden. schniffeln. spreizen.
schaffen. schnitzen. sprenkeln.
schallen. schnorren. sprengen.
schälen. schnupfen. spritzen.
schämen. schnüren. sprossen.
schänden. schnurren. spülen.
schanzen. schonen. spünden.
scharmützeln. schöpfen. spüren.
scharren. schossen. stallen.
schattiren. schrammen. stammen.
schaudern. schränken. stämmen.
schauen. schrapen. stammeln.
schaufeln. schrecken. stämpeln.
scheiteln. schröpfen. stampfen.
scheitern. schroten. stänkern.
schenken. schrumpfen. stärken.
scherzen. schulen. starren.
scheuchen. schultern. stäuben.
scheuen. schuppen. stäupen.
schicken. schüren. stecken.
schiefern. schürzen. stehnen.
schielen. schüsseln. steifen.
schienen. schütteln. stellen.
schiffen. schütten. steuern.
schildern. schützen. stiefeln.
schimmeln. schwächen. stiften.
schimmern. schwängern. stillen.
schimpfen. schwänzen. stimmen.
schippen. schwanken. stocken.
schirmen. schwänken. stolpern.
schirren. schwärmen. stolziren.
schlachten. schwärzen. stopfen.
schlämmen. schwatzen. stoppeln.
schländern. schweben. stören.
schlecken. schwefeln. stochern.
schleimen. schweifen. sträuben.
schlemmen. schweimeln. stralen.
schlenkern. schweißen. strafen.
schleppen. schwelgen. stranden.
schleudern. schwemmen. stranguliren.
schleyern. schwirren. straucheln.
schlichten. schwitzen. streben.
schlimmem. scrupuliren. strecken.
schlitzen. secundiren. streicheln.
[375]
schlottern. segeln. streifen.
schlucken. segnen. sticken.
schlummern. seifen. strotzen.
schlupfen. seigen. stümpeln.
schlurfen. senden. stümpfen.
schmähen. sengen. stürzen.
schmachten. senken. stützen.
schmählen. setzen. stutzen.
schmählern. seufzen. suchen.
schmalzen. sichern. sudeln.
schmarotzen. sichten. sühnen.
schmauchen. sieben. summen.
schmäucheln. siechen. summiren.
schmausen. siegeln. sündigen.
schmatzen. siegen. suppliciren.

T.


Tadeln. thränen. trennen.
täfeln. tilgen. triumphiren.
tagen. tingiren. trocknen.
takeln. tischen. trödeln.
tändeln. tituliren. trollen.
tanzen. toben. trompeten.
tappen. tödten. tröpfeln.
tasten. tönen. trösten.
tauchen. torkeln. trotzen.
taufen. traben. trüben.
taugen. trachten. trummeln.
taumeln. trampeln. tummeln.
tauschen. tränken. tünchen.
täuschen. trauen. tunken.
testiren. träufeln. turniren.
thauen. träumen. tygern.
theeren. trauren. tyrannisiren.
theilen.

U.V.


üben. verketzern. versilbern.
überlisten. verkleiben. verspäten.
verarmen. verkleinern. verspünden.
verbittern. verkündigen. verstecken.
verblenden. verleumden. verstummen.
verblinden. verlarven. vertheidigen.
verblümen. vermachen. vertheuren.
verderben. vermählen. vertuschen.
verdeutschen. vermahnen. verwahren.
vereiteln. vermaledeyen. verweilen.
verewigen. vermaskiren. verwesen.
verfertigen. vermummen. verwildern.
verfinstern. vergeringern. verwöhnen.
vergällen. verneinen. verwunden.
vergatten. verneuren. verwundern.
vergeuden. vernichten. verwüsten.
vergewissern. vernünfteln. verzäunen.
vergiften. verordnen. verzehenden.
vergittern. verpachten. verzinnen.
vergnügen. verpesten. vexiren.
vergöttern. verrenken. viertheilen.
vergrößern. versanden. vollenden,
vergülden. versauren. umarmen,
verherrlichen. verschanzen. umringen.
verjähren. verschlimmern. urlauben.
verjüngern. verschwägern. urtheilen.
verkeilen. verschwenden.

W.


[376]
Wachen. wehen. wintern.
wackeln. wehren. winzen.
wädeln. weigern. wippen.
waffnen. weihen. wirbeln.
wagen. weinen. wirken.
wählen. weißen. wischen.
wähnen. wellen. wissen.
wallen. wenden. wittern.
wallfahrten. wetten. wohnen.
walken. weyden. wollen.
walten. wetzen. wuchern.
wälzen. wickeln. wühlen.
wandeln. wichsen. wundern.
wandern. wiegen. wünschen.
wanken. willigen. würdigen.
wapnen. willfahren. würfeln.
wärmen. wimmern. würgen.
wässern. winken. wurzeln.
waten. windeln. wüthen.
wechseln. winseln.

Z.


Zacken. zeigen. zittern.
zäckern. zeihen. zollen.
zagen. zeitigen. züchtigen.
zählen. zerfleischen. zücken.
zähmen. zergliedern. zuckern.
zanken. zerlumpen. zustutzen.
zannen. zermalmen. zünden.
zapfen. zerstücken. züngeln.
zappeln. zerstümmeln, zürnen.
zärteln. zerren. zupfen.
zäsern. zetteln. zwacken.
zaubern. zeugen. zwecken.
zaudern. zielen. zweifeln.
zäumen. zieren. zwicken.
zäunen. ziffern. zwibeln.
zausen. zimmern. zwirnen.
zechen. zinsen. zwitschern.
zehren. zirkeln. zwitzern.
zeichnen. zischen.

Fußnoten

1 Wie sehr diese so einträchtige Art der Abwandelungen die Erlernung unserer Sprache erleichtere, das werden diejenigen am besten einsehen, die des Lateinischen, Griechischen und Hebräischen kundig sind. Denn wie viele Abwandelungen muß man da nicht lernen! ehe man nur mäßig mit diesen Sprachen zurechte kömmt.


2 So redet wenigstens die deutsche Bibel: Brannte nicht unser Herz in uns etc. Allein, hier in Meißen spricht man itzo, ich habe ihn lange gekennt; ist er mir bekennt; ich habe ihn genennt. Meines Erachtens, gerade wider die allgemeinere biblische Mundart.


3 Die jüngst vergangene Zeit kann auch mit verschiedenen Hülfswörtern gebildet werden; z.E. daß ich loben möchte, daß du loben möchtest, u.s.w. Hier sieht man, daß das Wort mag wirklich ein Hülfswort wird, welches mir ein gelehrter Gönner in Zweifel gezogen. Denn es heißt obiges doch nichts mehr, als UT LAUDAREM. Indessen ist ich mag, sonst auch ein Wort für sich. Von darf, kann, muß, wird sich eben das zeigen; wenn man nur die Beschreibung eines Hülfswortes, nach dem Buchstaben machet: ein Wort, welches die Zeitwörter in ihren Abwandelungen bestimmen hilft. Da hindert es nun nichts, daß ein Wort auch für sich ein Zeitwort ist, und bisweilen allein gebrauchet werden kann. Denn das verhält sich mit seyn, haben, werden, eben so.


4 Man meldet mir: am Niederrheine spräche man, brännte, nännte, kännte. Es wird aber wohl nur wie das Meißnische gesprochen werden, dessen ich oben in der Anmerkung zum 2 § gedacht habe. Der Niederrhein schlägt schon sehr ins Plattdeutsche. Ich glaube, das a wird im CONJ. ganz wegfallen.


5 Dieß Verzeichniß wird aber auch den Nutzen haben, daß man in den verschiedenen Provinzen von Deutschland, wo man in Ansehung der Abwandelungen oft sehr von einander abgeht, oder ungewiß ist, ob sie richtig oder unrichtig zu bilden sind, den guten Gebrauch von Obersachsen, oder des wahren Hochdeutschen ersehen könne. Viele wüßten es gern, wie man hier spricht, um sich darnach zu richten. Hier darf man nur dieß Register nachsehen, so weis man gleich, ob es seinen Selbstlaut behält oder nicht. Z.E. Viele oberländische Landschaften an der Donau, sagen, und schreiben auch wohl, ich gebete, ich sehete, u.d.gl. für gieng, und sah, u.d.gl. Allein, sie werden das gehen, und sehen, vergeblich in diesem Verzeichnisse suchen; sondern sie erst im folgenden Abschnitte finden.


6 Es ist wahr, daß man hier auch einige ausländische Zeitwörter, aus dem Lateine, oder Wälschen, oder aus dem Französischen finden wird; nicht als ob ich dieselben für gut Deutsch hielte, oder dafür erklären wollte: nein, und davon habe ich meine Gedanken schon oft gesaget. Aber weil sie einmal, theils unter Gelehrten, theils unter andern Lebensarten, als Kunstwörter eingerissen sind: so ist es die Pflicht eines Sprachlehrers, zu zeigen, wie sie abgewandelt werden müssen. Das mag sich ein gewisser überkluger Tadler merken, der sich für sehr listig hält; weil er es hat merken können, daß z.E. Calciniren, Candiren, Canonisiren, u.d.m. nicht deutsches Ursprunges sind. Welcher Schulknabe weis das nicht? Solche Helden sind die Meister nicht, von denen ich etwas lernen mag.


7 Wem bey diesem Worte das bewog einfällt, der muß wissen, daß es in physikalischem Sinne, (DE MOTU LOCALI) bewegte hat, und beweget. Nur in moralischem Verstande, hat es bewog, und bewogen, und gehöret also zur unrichtigen Abwandelung. Welch eine Schönheit unserer Sprache!


8 Dieß Wort steht in der Bibel: es hat uns niemand gedinget. Indessen wird es itzo auch als unrichtig gesprochen; ich habe darum gedungen, es ist bedungen. Das sind Unbeständigkeiten der Völker, dafür ein Sprachlehrer nichts kann.


9 Auch hier ist ein Unbestand. Man höret nämlich, auch er befliß sich, er ist darauf beflissen.


10 Einige sagen auch gestorben.


11 Diese Wörter haben unstreitig von MACTARE ihren Ursprung.


12 Ist sowohl, als oben das prachern, ein niedersächsisch Wort. Dieses heißt betteln, oder vielmehr mit lauter Stimme Gebethe hersagen, und kömmt mit dem engl. TO PREACH, predigen, überein. Von pusten aber, (blasen) kömmt das franz. EPOUSTER, und der alte Götze Puster her, der die innerliche Flamme durch das runde Loch des Mundes heraus blies. Davon heißt auch das heutige Werkzeug des Puderns bey den Perrückenmachern der Püster.


13 Ich weis wohl, daß man auch saget ich schmolz, und geschmolzen: allein, dieß ist nur das Zeitwort der mittlern, nicht aber der thätigen Gattung. Ich schmelzete das Bley, und das Licht schmolz in der Hitze. Welch eine Schönheit!


14 Man wendet ein, von Wachs müsse wächsen, nicht wichsen kommen. Freylich sollte es so seyn. Allein, USUS TYRANNUS hat es anders gewollt.


15 Man stoße sich nicht an die Änderung des Selbstlauters in wußte, und gewußt. Es ist damit wie mit brachte und gebracht, dachte, und gedacht. Genug, das te bleibt in der kaum vergangenen, und das t, in der völlig vergangenen Zeit.[377]


Quelle:
Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. 12 Bände, Band 8, Berlin und New York 1968–1987, S. 360-378.
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