Neunter Auftritt


[141] Herr Glaubeleicht, Frau Glaubeleichtin, Jungfer Luischen, Jungfer Dorchen, Herr Wackermann, Cathrine, und Herr Liebmann.


FRAU GLAUBELEICHTIN umarmet ihren Mann. Ach! ich heisse ihn tausendmahl willkommen! Aber ich bin auch wegen meines Fehlers gantz beschämt.

HERR GLAUBELEICHT. Sey sie bey dieser Umarmung einer völligen Vergebung versichert. Künfftig will ich nicht einmahl davon reden hören. Und weil die verzögerte Hochzeit der Luischen die größte Verwirrung macht; so wollen wir sie noch heute vollziehen. Der Contract ist schon seit zwey Jahren fertig, wir dürffen ihn nur unterschreiben. Nun, liebe Kinder! gebt euch einander die Hände! Der Himmel segne euch in allem euren Vornehmen!

HERR LIEBMANN. Meine Liebe, und mein Gehorsam gegen sie, soll ewig dauren.

JUNGFER DORCHEN. Und ich, lieber Papa? vergessen sie mich?

HERR GLAUBELEICHT. Nein! nein! Ich will dich verheyrathen, so bald du nur willst. Es ist deine eigene Schuld, daß es nicht schon lange geschehen ist. Anitzo wollen wir zu Tische gehen.[141]

CATHRINE. Gute Nacht! ihr Herren Scheinfromms und Hengeköpffe! Grüsset die Pietisterey im Fischbein-Rocke!

Quelle:
Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Stuttgart 1979, S. 141-142.
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