737. Der feurige Hund von Budissin1.

[122] Poet. beh. v. Ziehnert Bd. II. S. 233 sq. cf. Mauerer, Amphith. magiae univ. S. 441.


Am 2. November des Jahres 1633 hatte Wallenstein die Stadt Budissin durch einen Accord mit der sächsischen Besatzung in Besitz genommen, er zog hierauf nach Böhmen weiter und ließ zu Budissin den Obersten Goltz als Stadtcommandanten zurück. Derselbe plagte nun mit seiner rohen Soldateska die armen Bewohner auf das Schauerlichste, und[122] als die Sachsen zu Anfang des Jahres 1634 vor die Stadt rückten, um dieselbe wieder zu erobern, so ließ er die Vorstädte in Brand stecken. Da aber mittlerweile durch Flugfeuer die Stadt an mehreren Stellen in Flammen gerieth, so zündeten die Kaiserlichen selbst verschiedene Häuser an. Es dauerte nicht lange, und es brannte in allen Straßen, Niemand durste löschen, die Kroaten plünderten die Häuser und raubten auch den unglücklichen Bewohnern noch das Wenige, was dieselben aus ihrem brennenden Eigenthum gerettet hatten. Von der ganzen Stadt blieb nur ein ganz kleines Haus in Kleinpolen und die Ortenburg stehen. Als nun die Sachsen die arme Stadt brennen sahen, bewilligten sie dem Obersten Goltz freien Abzug, allein als derselbe zum Lauenthore hinausritt, und sich im Umschauen höhnisch also äußerte: »Hört Ihr, wie die Hunde von Budissin heulen«, da rührte ihn auf einmal der Schlag, er stürzte vom Rosse herab und ehe man ihn aufheben konnte, war er schon unter den Hufen der vor den nachdringenden Flammen ängstlich und scheu gewordenen Pferde seiner Begleiter zertreten. Seit dieser Zeit soll sich um die Mitternachtsstunde zuweilen ein feuriger Hund in den Straßen von Budissin sehen lassen, und anzeigen, daß binnen drei Tagen ein Feuer in der Stadt ausbrechen werde.

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Der Ursprung dieser Sage wird unter Nr. 758 anders erzählt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2, Dresden 21874, S. 122-123.
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