540. Die Hohneklippen.632

[494] Drei Fräulein besuchten die Hohneklippen am Brocken und verirrten sich im Gebirge. Ueber den Hohneklippen, die über dem Kaiserswerth liegen, trat ein Männchen zu ihnen und führte sie umher. Plötzlich verschwand es. Da kam eine Zigeunerin und sagte: »Wenn die eine den Jäger heirathen wollte, so würde sie sie zurückgeleiten. Das wollte sie nicht, da verwünschte die Alte sie, daß sie drei Jungfern sein und bleiben, aber in Klippen verwandelt werden sollten. Das geschah. Ein Jäger, der hier einst auf den Anstand wollte, hörte ein Winseln. Er ging ihm nach und fand eine halbverweste weiße Jungfer. Auf seine Frage erzählte sie ihm das Geschick der drei Jungfern, führte ihn an die Hauptklippe, hieß ihn hinaufsteigen und herunterschießen, dadurch wären sie erlöst. Das that er, brach aber beim Herunterklettern von der Klippe den Hals. Es wurde ihm auf der Klippe ein Leichentext gemacht; auch wird die Klippe an jedem Johannistage von unbekannter Hand bekränzt gefunden, was aber eine sich um den Felsen schlingende und gerade um diese Zeit blühende Blume sein soll, und heißt die Kapellenklippe. Eine andere von den blühenden Dreijungfernklippen heißt die Bärenklippe. Manche nennen sie auch, ihrem Aussehen nach, die drei Käse. Auf diese drei Käse hat aber der Teufel ein Pferd gebannt, dagegen in eine Tanne an der Bärenklippe, die zu den Hohneklippen führt, einen Pastor.«

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Nach Pröhle S. 133.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 494-495.
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