550. Der Ursprung des Wappens der Grafen von Stolberg.642

[500] Laurentius Peckenstein sagt in seinem Theatrum Saxonicum unter dem Jahre 564, daß zu den Zeiten des byzantinischen Kaisers Justini II. (566 bis 578) Otto de columna, aus einer adligen römischen Familie, die von der Säule genannt, sich unter dessen Kriegsvolk, so wider die Thüringer und deren rebellischen König Hermenfridum, besser Erinfridus genannt, ausgeführt, als einen Obristen habe brauchen lassen und also thätlich verhalten, daß durch seine sonderbare Mannheit nicht allein der Thüringer König gedemüthigt und unter der Römer Gewalt hinwieder bezwungen, sondern er auch zum Schutz der Sachsen vom Kaiser als ein Statthalter der Gegend am Harze hinterlassen worden sei. Dieser habe zu der Zeit, als der Kaiser in Thüringen und auf dem Hause Scheidingen (an der Unstrut), welches das älteste in der Historie, sich aufgehalten, an dem Orte, da hernach das Schloß Stolberg hingebaut ward, einen schwarzen Hirsch ansehnlicher Würde und Größe angetroffen, solchen durch besondere List lebendig gefangen und dem Kaiser zugeschickt, sich auch damit so wohl verdient, daß ihm und seinen Nachkommen der ganze Strich und Ort Landes, darauf der Hirsch gefangen, auf etliche Meilen Weges breit und lang, verehrt und er mit einem schwarzen Hirsch im Wappen zu führen begnadigt, auch zum Grafen und römischen Judex der Gegend eingesetzt und bestätigt worden sei.

Nach einer Tradition643 hätte jedoch Otto von der Säule, der erste Kammerdiener Kaiser Friedrich Barbarossa's, an der untersten Eiche bei der Pulvermühle, auf der Herrenwiese nach Rottleberode zu, dicht an der Dywa den Hirsch geschossen. Als er zu Barbarossa zurückkam, habe dieser gesagt: »Nun ziehe hin und baue Dich an, wo drei Gewässer (Luda, Wilda und noch ein anderes Wasser) zusammenfließen.« Die Stadt hieß zuerst Stuhlberg, dann Stollenberg. Andere erzählen, ein Graf Botho habe den besagten Hirsch im Zwilsberge gefangen, ihm dem Kaiser vorgeführt und sei so der erste Graf zu Stolberg geworden.

642

S. Zeitfuchs, Stolbergische Historia 1717, S. 8.

643

Bei Pröhle S. 195.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 500.
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