575. Die Teufelsmauern bei Blankenburg.672

[521] Die Bauern in der Umgegend von Blankenburg geben folgende Ursache von der Entstehung der Teufelsmauern an. Sie sagen, der böse Geist hätte sich einst unterstanden, die Erdkugel oder die ganze Welt, wie sie es nennen, mit Gott zu theilen, so daß dem großen Gott die eine Hälfte zu seiner Beherrschung übrig bleiben, die andere Hälfte aber ihm überlassen sein solle. Er hätte daher in hiesigen Landen den Anfang machen wollen zu theilen und diese Mauer, die sich hernach durch die Welt hätte erstrecken sollen, angelegt. Gott hätte seinem Spiel und seiner Bosheit eine Zeitlang zugesehen, endlich aber hätte er selbige, da sie sonst über die Maßen hoch gewesen, ruinirt und ihm seinen Bau nicht weiter verstattet. Daher wären noch diese Stücke Mauern davon übrig geblieben.

Es giebt jedoch noch eine andere Sage hiervon.673 Diese lautet also. Der Teufel stritt lange mit dem guten Gott um die Herrschaft über die Erde. Endlich wurde eine Theilung des damals bewohnten Landes verabredet. Die flachen Felsen, die das Volk des Teufels Tanzplatz nennt, südwärts von dem Dorfe Thale zwischen Blankenburg und Quedlinburg, sollten die Grenzlinie bezeichnen und der Teufel erbaute hier unter lautem Jubeltanze die Teufelsmauer. Aber bald schien dem Nimmersatten die ihm bestimmte Hälfte der Erde zu klein. Es entstand ein neuer Streit, der sich damit endigte, daß ihm noch das am Fuße jenes Felsens belegene Thal überlassen wurde, worauf der Teufel auf der Nordseite die zweite Teufelsmauer aufthürmte.

672

S.J.B.v. Rohr, Der Vor- oder Unterharz. 1736. S. 46.

673

S. Otmar S. 177.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 521.
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