596. Teufelsbergwerk im Rammelsberg.701

[547] Die Bergwerke zu Goslar liegen alle im kleinen Rammelsberg, im großen aber steckt noch viel mehr Gold und Silber als in allen jenen zusammengenommen; aber den darf jetzt Niemand befahren und so oft man auch einen Schacht hineingetrieben, es ist Alles sogleich wieder eingestürzt und hat die Bergleute in den Gruben begraben. Das kommt aber daher, daß der Böse früher den Bergbau hier und in der Umgegend betrieben, weshalb man auch zahlreiche mit Schlacken angefüllte Gruben, sogenannte Graufkaulen, im Holze findet, in denen er die Erze geschmolzen. Diese Gruben hat er nämlich unten mit Holz gefüllt, hat dann die Erze darauf gelegt und Alles oben mit Erde zugedeckt, dann hat er Feuer angemacht und so das Silber gewonnen. So hat er auch den Rammelsberg bearbeitet und die Bergleute der Gegend haben ihm dabei geholfen, wofür er ihnen allwöchentlich ihr Lohn ausgezahlt. Einmal aber haben sie lange warten müssen, da er ausgeblieben, und Einer hat sich in seinem Unmuth auf das Zahlbrett gesetzt und hat es beschmutzt. Da ist endlich der Böse gekommen, hat sie Alle von dannen gejagt und in seiner Wuth gesagt, nun solle der große Rammelsberg nicht eher bebaut werden, als der kleine ausgebaut sei, und so oft man daher einen Schacht hineingeschlagen, über Nacht ist Alles wieder eingestürzt oder, wie Andere sagen, es dürfen höchstens sechs Bergleute in einer solchen Grube arbeiten, den Uebrigen wird der Hals umgedreht; drum mag sich keiner dahin wagen.

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S. Kuhn und Schwarz S. 186.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 547.
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