16. Die Vision des Churfürsten Joachim II.59

[31] Churfürst Joachim jagte einst in der Haide bei Köpenik (nach Andern war es aber Joachim I. im Jahre 1533, und zwar in der Heide bei Liebenwalde), da kam ihm ein überaus großer wilder Keuler in den Weg, der Churfürst wollte ihn abfangen und stieß ihm sein Fangeisen in den Rachen. Da fuhr eine große Flamme dem Thiere aus dem Halse, so daß der Heft des Fangeisens abbrannte, der Churfürst aber dadurch ins Bloße gestellt, jedoch von seinen Bedienten gerettet ward. Anderthalb Jahre darauf war der Churfürst todt. Von dieser Begebenheit hat man vorgegeben, daß sie in einer Tapete auf dem Schlosse zu Köpenik eingewirket und abgebildet stehe. Allein diese Tapete stellet kein Schwein, sondern einen geflügelten im Wasser stehenden Hirsch, und ohnweit auf dem Lande eine knieend betende Person vor, welcher der Churfürst sein soll, der 1570 auf dem Kopfe eines Hirsches etliche Mahl ein Crucifix soll wahrgenommen haben und bald darnach gestorben sein (den 3. Januar 1571). Der Hirsch soll nach der Zeit sich nicht wieder haben sehen lassen.

59

Nach Bekmann, Th. III. S. 781.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 31.
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