233. Das Kloster Crevese.297

[207] Da wo jetzt das Kloster Crevese in der Altmark unweit Osterburg steht, war früher ein Schloß, Zervest geheißen, woraus nachher der Name Crevese entstanden ist. Dasselbe gehörte dem Grafen Werner von Osterburg. Als diesem sein Sohn, Graf Werner der Jüngere, im Sturm vor Brandenburg geblieben war, da beschloß er mit Beirath seiner Gemahlin, zu Ehren der Jungfrau Maria sein Stammschloß Zervest zu einem Jungfrauenkloster zu machen. Er fing auch an dasselbe zu bauen. Als er nun an dem Bau war, so fand er auf einmal mitten im Holze ein kleines Marienbild, beschloß daher, das Kloster, für welches er noch keinen Namen hatte, Marienthal zu heißen. Solches geschah im Jahre 1157. Allein die Bauern in der Gegend[207] behielten den alten Namen Crevese bei, der denn auch fortwährend bei dem Kloster geblieben ist. Im Jahre 1368 aber ist dieses Kloster von einer Nonne angesteckt worden und abgebrannt. Die Ursache ist die gewesen, daß sie ihre Brüder, die Geldberge genannt, mit Gewalt hinein gezwungen hatten, da ihr doch das Nonnenfleisch nicht gewachsen gewesen und sie lieber nach Gottes Gebot hätte im Ehestand leben wollen. Dieser That halber ist sie von dem einen Bruder erstochen worden an dem Orte, da früher noch ein Kreuz stand im Holze, die Geldberge geheißen. Darauf sind die edlen Geldberge, sonst genannt von Osterburg, aus dem Lande gekommen, und sind ihre Güter dem Kloster gegeben worden, dasselbe davon wieder aufzubauen.

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Nach Angelus S. 87 und 107. Beckmann Th. V. Bd. I. Cap. X. S. 157.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 207-208.
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