59. Der Wechselbalg zu Cüstrinichen.104

[75] Im Jahre 1565 ist in dem Dorff Cüstrinichen, in der Newen Marck gelegen, einem Bawern, Andreas Prawitz genandt, von seinem Weibe ein Kind geborn, dem in der Tauffe der Namen Matthias gegeben worden. Das Kind ist zwar an allen äußerlichen Sinnen vnnd Gliedmaßen vollkommen gewesen, aber doch, ob es wol etliche zwantzig Jahr erreichet, ist's doch ohn alle Vernunft abschewlich anzusehen geblieben. Vnd obs schon sein justam Staturam, auch einen Barth vnter dem Kinn bekommen, hats doch niemals können gehen noch stehen, hat auch nicht können reden, sondern wenns hungrig gewesen, so hats nur gewinselt vnd gebrüllet. Auch hat sichs selbst von keinem Ort gemacht vnd hat nichts anders gethan, denn daß es gefressen vnd gesoffen vnd die eingegebene Speise vnd Tranck verzehret hat. Es haben viele Leute dafür gehalten, daß es ein Kielkropff were oder ein Wechselkind, deren auch Lutherus in seinem Colloquiis gedencket.

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S. Angelus S. 363.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 75.
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