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[241] Es saß einmal Johannes Faust von Knütlingen zu Magdeburg im Wirthshaus und trank dort Andern zu, wie es der Sachsen und auch anderer Deutschen Brauch ist. Da ihm nun des Wirths Junge seine Kanne oder Becher zu voll schenkte, schalt er ihn und drohte ihm, er wolle ihn fressen, wenn er es noch ein Mal thäte. Der spottete seiner und sprach:[241] »ja wohl, freßt auch uns!« und schenkte ihm abermals zu voll. Da sperrt der Faust sein Maul auf und frißt ihn; hierauf erwischt er den Kübel mit dem Kühlwasser und spricht: »auf einen guten Bissen gehört ein guter Trunk«, und säuft auch dies aus. Nun redet aber der Wirth seinem Gaste ernstlich zu, er solle ihm seinen Diener wieder verschaffen, oder er wolle sehen, was er mit ihm anfange. Faust aber hieß ihn zufrieden sein und hinter den Ofen schauen: da lag der Junge, bebte vor Schrecken, war ganz mit allem Wasser begossen. Dahin hatte ihn der Teufel gestoßen, das Wasser auf ihn gestürzt, den Zuschauern die Augen bezaubert, daß sie gedäucht, er wäre gefressen und jener hätte das Wasser gesoffen.
Viel weiter hat einst ein Mönch zu Erfurt das Maul aufgethan, da er auf dem Markte das Fuder Heu mit Wagen und Roß verschlang, das der Bauer darnach draußen vor dem Thore stehen fand.
360 | Nach Lercheimer, Christlich Bedenken vnd Erinnerung von der Zauberei. Speier 1597 in 12. S. 52. |
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
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