318. Die Heidenkrippe im Magdeburgischen.387

[264] Ein Stein unweit Eimersleben in dem sogenannten Alt-Haldenslebener Holze wird noch jetzt die Heidenkrippe genannt. Er liegt allein und hat eine tiefe, stets mit Wasser gefüllte Höhlung, welche einer Pferdetrappe gleicht. Hier war einst der Sage nach ein christlicher Feldherr im Begriff, den in sehr großer Menge versammelten Wenden eine Schlacht zu liefern. Seinen Kriegern rief er zu: »Wir werden siegen, so gewiß ich mein Pferd aus diesem Steine tränken werde.« Damit spornte er sein Pferd, welches sich[264] bäumte und eine solche Vertiefung in den Stein schlug, daß man Wasser hineingießen konnte. Dies that der Feldherr auch, tränkte sein Schlachtroß darin wie aus einem Eimer und nun griffen alle, die es gesehen, den Feind an, fest von der Gewißheit des Sieges überzeugt, der ihnen auch ward. Weil aber nachher die heidnischen Wenden geschlagen wurden, nannte man den Stein die Heidenkrippe.

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Nach Pröhle S. 70.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 264-265.
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