391. Die weißen Frauen zu Erfurt.

[339] In der Stadt Erfurt steht auf dem Anger der Post gegenüber das Ursulinerkloster, welches auch das Weißfrauen- und dann das französische Kloster hieß. Die Bewohnerinnen des Klosters, die sogenannten weißen Frauen, waren dem Orden der weißen Büßenden zugethan, waren sehr arm, nährten sich aber durch nur ihnen bekannte Geheimmittel, Wahrsagen und Zaubern. Wollte eine Frau wissen, ob der Liebhaber getreu, ob eine einzugehende Heirath gut oder schlecht ausschlagen werde, holte man sich bei ihnen Raths. Wenn man bestohlen war, so vermochte man sie gegen eine bestimmte Summe dem unbekannten Dieb ein Auge auszuschlagen etc. Im Jahre 1660 starben sie ab und das Kloster ward den französischen Ursulinerinnen übergeben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 339.
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