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394. Die Sterbelust und das Seelenbad zu Erfurt.480

[341] Im Jahre 1348 herrschte zu Erfurt eine schlimme Pest, wo die Jugend unter Lachen und Händeklatschen starb. Ein Mägdlein von 12 Jahren, das mit dem Tode rang, sah stets lachend gen Himmel und klatschte vor Freuden in die Hände, und als es von seinen Eltern befragt wurde, warum es sich so freudig bezeige, antwortete es: »Ei, sehet Ihr nicht den Himmel offen stehen und so viele schöne unzählbare Lichter hinauffahren?« Da man weiter fragte, was dies denn für Lichter wären, sagte es: »Es sind die Seelen der selig Sterbenden. Und damit Ihr sehet, daß ich wahr rede, so werde ich diese Nacht sterben, meine liebe Mutter wird mir in drei Tagen folgen und noch andere Personen«, denen sie ihre Sterbenszeit benannte. Es hat aber seit der Sündfluth der Tod nicht ärger gewüthet, denn es waren drei Plagen zusammen: Rothe Ruhr, Pest und wüthendes Fieber, so die Lebendigen und Todten bis auf die Gebeine verzehrten. In drei Jahren starben aus dem Barfüßerorden allein 124,434 Brüder. In Erfurt wurden allein in eilf Gräber unter dem Rothenberge, weil alle Kirchhöfe voll waren, 12,000 Menschen begraben. Da wurde dann ein sogenanntes Seelenbad gehalten. Es standen drei Würztröge vor der Badestube hinter dem Berge beim Juristencollegium, die wurden voll Wein gegossen und Semmeln hineingebrockt. Wenn nun das Seelenbad angehen sollte, da kam der Bierrufer hinter dem Berge hervor auf den Markt und rief das Seelenbad also aus: »Ein Seelenbad, ein gutes Bad, haben unsere Domherren zuerst aufgethan, hinter unserer Lieben Frauen Berge, wer baden will, soll gar nichts geben.« Da kam denn das Volk zu Hunderten und Tausenden mit Gefäßen und die Geistlichen hatten eine Kelle, wo fast ein Nösel hineinging, da gaben sie denn einem Jeden eine Kelle voll in sein Gefäß.