454. Der Teufel bringt einem Studenten seinen Pact wieder.541

[392] Es war ein Student zu Wittenberg bei Doctor G.M., der soff und spielte lieber, denn daß er studirte. Da es ihm nun an Geld mangelte und er eines Tages aus dem Thore in schweren Gedanken spazierte, wie er Geld bekommen möchte, begegnete ihm einer, der fragt ihn, warum er so traurig sei, ob es ihm denn an Geld gebreche? Er wolle ihm Geldes genug verschaffen, sofern er sich ihm ergebe und verschreibe, aber nicht mit Tinte, sondern mit seinem eigenen Blute. Er spricht »ja!« Folgenden Tags zur bestimmten Stunde kommen sie da wieder zusammen, dieser bringt die Handschrift und jener das Geld. Der Doctor vermerkt bald, daß der Student Geld hat, verwundert sich, wo es herkomme, weil er wußte, daß seine Eltern ihm keines schickten. Er nimmt ihn vor und fragt ihn, wo er es hergenommen habe? Jener bekennt auch, wie es zugegangen sei. Darüber erschrickt der Doctor sehr, klagt es Dr. M. Luthern und andern, die berufen den Studenten zu sich, schelten ihn aus und lehren ihn, was er thun solle, daß er von solcher Verpflichtung loskäme. Sie selbst aber beten für ihn zu Gott und trotzen dem Teufel so lange, bis er die Handschrift wiederbringt. Also ward der Jüngling dem Teufel auf dem Rachen gerissen und erhalten und wieder zu Gott gebracht.

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So Lercheimer S. 211.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 392.
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