1000. Der Drache.

[837] (S. Mittheil. d. Osnabr. Vereins Bd. VII. S. 378.)


Der Drache erscheint den Menschen, welche mit dem Bösen einen Pact geschlossen haben, gewöhnlich in der Gestalt eines feurigen Hundes und bringt ihnen Schätze. Nachdem er eine Zeit lang bei ihnen verweilt, auch wohl gefressen hat, fährt er als ein glühender Bindebaum wieder zum Dache hinaus. Sieht ein Anderer einen solchen Drachen irgendwo einfahren und springt rasch hinzu und hängt einen Thorflügel oder auch nur die Hofpforte um, so brennt selbiges Haus auf der Stelle an und der Drache mit ihm. Man kann dem Drachen seinen Schatz, welchen er seinem Günstlinge bringen will, auch abjagen, nur muß man Obacht geben, daß man dabei nicht zu Schaden kommt.

Einstmals zog ein Drache über Weidenköpfe hin und man zwang ihn, seinen Schatz fallen zu lassen. Wie man hinzutrat um nachzusehen, fand man alle Zweige voller Sahne hängen. Diese hat er seinem Günstling bringen wollen, damit der hat buttern können.

Ein Pastor, welcher arm nach Achelriem kam, wurde in kurzer Zeit mächtig reich. Das kam daher, daß ihm ein Drache, welcher durch den Schornstein zu fahren pflegte, Schätze brachte, die er jedesmal in einem Topfe, welcher auf dem Herde stand, vorfand. Einstmals wollte der Pastor seine Neugierde befriedigen, und sehen, wie der Drache das mache, denn dieses durfte er nicht. Da spie ihm der Drache zwei feurige Kugeln in die Brust und man fand am andern Morgen den Pastor mit gebrochenem Genick in seiner Wohnung liegen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 837.
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