1015. Sprengepyl in Vechta.

[842] (S. Nieberding a.a.O. S. 39 u. Kuhn, Westphäl. Sagen Bd. I. S. 19.)


Im dreißigjährigen Kriege hauste der kaiserliche Oberst Sprengepyl in Vechta und der Umgegend mit seinen Reisigen. Mit dem Teufel im Bunde führte er manches Wagestück aus, und waren ihm die Schweden auf dem Halse, so verwandelte der Teufel ihn und seine Leute in Gebüsche, an welchen[842] die Schweden vorüberzogen, ohne Arges zu ahnen. Einstens sogar verrichteten die Schweden ein Bedürfniß an den Büschen, und als sie sich entfernt hatten und die Verwandlung aufhörte, hatten die Sprengepyler den Urin in den Stiefeln. Nach geschlossenem Frieden lebte Sprengepyl in Saus und Braus von den eroberten Schätzen auf seinem Gute Falkenrott bei Vechta, als der Teufel nach abgelaufener Frist seinen Lohn verlangte und ihn aus einer zahlreichen Gesellschaft entführte. Sein Geist geht seitdem in der von den Höllengeistern geliebten Gestalt eines großen schwarzen Kettenhundes mit glühenden Augen, wie Kohlschüsseln, eine rasselnde Kette um den Hals, des Nachts in Vechta auf der Straße spuken. Als dieses noch Münstersche Besatzung hatte, machte sich der Geist, seines frühern Standes eingedenk, ein Vergnügen daraus, die in ihren Schilderhäusern eingeschlafenen Wachen zu wecken, indem er ihnen die Vorderfüße auf die Brust setzte, oder mit Möhren die offengelassenen Thore zu verriegeln, welche dann des Morgens nach der Geisterstunde die Schweine wieder öffneten. Hatte er in Vechta nicht hinreichende Beschäftigung, so erstreckte er seine Excursionen wohl auf eine Stunde Weges und weiter in die Nachbarschaft hinein. Jetzt hört man aber nur noch sehr wenig von ihm.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 842-843.
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